Brief-Partnerschaften Brief-Partnerschaften: Schöne Grüße aus Swasiland
Halle/MZ. - Wenn es jemanden gibt, der sich den alten Post-Werbespruch "Schreib mal wieder" zu eigen gemacht hat, dann ist es Gabriele Zopf. Seit sie zwölf ist, schreibt die Büschdorferin Briefe. Sie schreibt und schreibt und schreibt. Mit der Hand, nie mit der Schreibmaschine und erst recht nicht mit dem Computer. In ihren schreibintensivsten Phasen hatte sie mehr als 30 Brieffreunde. Gleichzeitig.
Man braucht einen langen Atem, um die Länder aufzuzählen, in denen Gabriele Zopf Briefpartner hatte oder hat. Also, tief Luft holen: Irland, England, Frankreich, Portugal, Dänemark, Tschechei, Ungarn, Bulgarien, Russland, Irak, Libyen, Nigeria, USA, Mexiko, Argentinien, Japan, Jordanien, Vietnam, Tunesien., nein, das sind immer noch nicht alle. Sogar an einen Studenten im Königreich Swasiland schickte die 52-Jährige eine Zeit lang regelmäßig Briefe.
Und als sei das nicht genug, schickt Gabriele Zopf auch noch ihrer kompletten Verwandtschaft Briefe. Vor allem im Urlaub ("da hab ich richtig Zeit zum Schreiben") kommt sie so auch heute noch locker auf 70, 80 Briefe. Artet das nicht in Stress aus? Ach was, ruft sie, "das ist einfach mein Hobby, das macht mir absolut Freude".
Von den internationalen Briefpartnerschaften sind zwölf übrig geblieben. Mit einigen hat Gabriele Zopf fast ihr gesamtes Leben geteilt. "Diese innigen Freundschaften möchte ich auf keinen Fall missen", sagt sie. Freilich hat sie trotzdem Mühe, den "Noch zu beantworten"-Stapel klein zu halten.
Wie die gelernte Diplom-Ingenieurin für Gerätetechnik zu DDR-Zeiten an die ganzen Adressen gekommen ist? Zunächst über Brieffreund-Aktionen in der Schule. Später hatte sie Bücher gefunden mit Adressen von Universitäten und Goethe-Instituten auf der ganzen Welt. Vor allem über die Goethe-Institute fand sie viele Menschen, die Deutsch lernen wollten und an Briefpartnern in Deutschland interessiert waren. Dass zu DDR-Zeiten ihre vielen Briefkontakte ins "kapitalistische Ausland" nicht unterbunden wurden, wundert sie indes heute noch.
Kurz vor Weihnachten stapelten sich dann immer die Geschenke im Haus der Zopfs: die Geschenke, die an all die Brieffreunde gingen - und die Geschenke, die von den Brieffreunden kamen. Ein Briefpartner aus den USA schickte ihr sogar mal eine Jeans-Hose - die allerdings, leider, leider, gleich mehrere Nummern zu groß war. Der Mann wollte sie sogar heiraten. Gabriele Zopf lehnte ab. Und die Brieffreundschaft? Sie lacht: "Die ist bald danach eingeschlafen."
Ihre drei Söhne - Thomas, Andreas und Christian - sind übrigens nicht vom Schreib-Virus befallen. Aber eine Ansichtskarte aus dem Urlaub, die schicken sie auch.