Brände Brände: Hallesche Familie sorgt sich um Tochter
South Riana/Halle (Saale)/MZ. - "Ich weiß nicht, ob ihr es in Deutschland mitbekommt, aber Tasmanien ist in Feuerhand." Absenderin dieser dramatischen Zeilen ist Gudrun Krüger. Die 23-Jährige lebt seit Dezember 2010 in South Riana im Norden Tasmaniens und arbeitet auf einer Farm mit fast 1 000 Rindern. In Halle indes sorgt sich ihre Familie um die junge Frau, in deren Wahlheimat seit Tagen verheerende Buschbrände wüten.
Eigentlich gilt die 250 Kilometer südlich des Festlands gelegene Insel eher als "Kühlkammer" Australiens. Doch seit Oktober schon hat sich die Insel auf der Südhalbkugel, auf der jetzt Sommer herrscht, dramatisch aufgeheizt, sind die Temperaturen extrem hoch. "Wir haben einen sehr trockenen Sommer. Hobart, die Landeshauptstadt, hatte am Wochenende den heißesten Tag seit 120 Jahren", schreibt Gudrun Krüger, die die zahllosen Buschfeuer vor Augen hat und mehrmals täglich E-Mails an die Familie in Halle schickt.
"Die Straße nach Port Arthur brennt. Die Feuerwehr hat es noch nicht unter Kontrolle, ein weiteres nicht kontrollierbares Feuer ist in der Mitte der Insel. Häuser sind zerstört, und die Tierbesitzer lassen die Tiere in den Feuerregionen einfach laufen", beschreibt die junge Frau vor Ort das flammende Inferno auf der Insel. Vor allem die Sicherheit der ihr anvertrauten Tiere, zu denen neben den Farmrindern ihre eigenen Kühe, Hühner, Kaninchen und Hunde gehören, liege ihr am Herzen, so Gudruns Mutter Elke Brettschneider, die über E-Mails ständig auf dem Laufenden ist. "Ich mache mir natürlich viel mehr Sorgen um das Leben meiner Tochter", so die Architektin.
South Riana sei allerdings noch relativ sicher, so die junge Farmerin, die Industriemechanikerin gelernt hat und nach einem Fachabitur eigentlich nur kurz ins Ausland wollte. Über ein Praktikum kam sie zunächst ins australische Victoria, von dort dann nach Tasmanien, wo sie jetzt berufsbegleitend studiert. "Inzwischen", so Mutter Elke, "betrachtet sie sich als Auswanderin."
Empört ist Gudrun Krüger über die Berichterstattung. "Das Wichtigste für die Reporter sind hier die Touristen", schreibt sie. Dabei gebe es, da diese alle in Sicherheit seien, ein viel größeres Problem: "Die Nahrungsgrundlage unserer Tiere ist zerstört. Die Weiden brauchen Monate, um wieder grün zu werden - keine Ahnung, wo Futter herkommen soll." Jeder Grashalm sei verbrannt. Und wegen der monatelangen Hitze sei Heu und Grünfutter ohnehin knapp. Zukauf von Futter ist kaum möglich, weil in fünf von sechs Bundesstaaten Brände wüten. "Die Tiere müssen notgeschlachtet werden, weil es kein Futter gibt", so die Farmerin.