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Botanischer Garten Botanischer Garten Halle: Eigener Rundgang für die städtische Flora

Von Katja Pausch 08.06.2018, 22:00
Matthias Hoffmann, Kustos des Botanischen Gartens, widmet sich in Schautafeln der städtischen Flora - hier ein epiphytisches Moos auf einem Baum.
Matthias Hoffmann, Kustos des Botanischen Gartens, widmet sich in Schautafeln der städtischen Flora - hier ein epiphytisches Moos auf einem Baum. Silvio Kison

Halle (Saale) - In der Vorstellung der meisten Menschen wachsen in einem botanischen Garten zumeist exotische Pflanzen: Palmen, Kakteen und andere Gewächse, die hierzulande eher nicht oder nur selten anzutreffen sind. Darauf liegt auch das Hauptaugenmerk dieser naturwissenschaftlichen Einrichtungen, die allen Interessierten offenstehen. Im Botanischen Garten der Stadt Halle am Kirchtor indes will man nun auch den einheimischen, vielen gar nicht bekannten Pflanzen besondere Aufmerksamkeit schenken.

Begleitend zur Leipziger Aktion „Garten findet Stadt“ widmet sich Kustos Matthias Hoffmann nun der Stadtflora - und zwar auf ganz spezielle Art: Auf 25 von ihm angefertigten Tafeln gibt es Informationen zu Aussehen, Herkunft und Besonderheiten von wildwachsenden Pflanzen im Stadtbild. Dazu zählen Algen, Moose und Flechten, aber auch höhere Pflanzen, die völlig unscheinbar im Stadtbild gedeihen, so zum Beispiel unter anderem in Pflasterfugen oder Mauerritzen.

Botanischer Garten: Seltene Pflanzen in Halle

Im Stadtgebiet und in der Umgebung Halles gebe es, weiß Hoffmann, dank der besonderen geologischen und klimatischen Bedingungen viele seltene Pflanzen wie Kuhschelle, Adonisröschen und zahlreiche verschiedene Orchideenarten. Und - mit dem Trothaer Habichtskraut - sogar eine Pflanze, die ausschließlich in Trotha vorkommt.

„Damit ist sie ein sogenannter Endemit“, erklärt Hoffmann. Denn nirgendwo sonst auf der Welt wächst das Kraut, das erstmals durch den Karlsruher Biologen und Habichtskraut-Spezialisten Karl Hermann Zahn beschrieben wurde. Dabei lagen ihm Pflanzen vor, die der Botaniker August Albert Heinrich Schulz (1862–1922) im Jahr 1895 am „Porphyrfelsen bei Trotha“ gesammelt hatte. Hoffmann verweist in diesem Zusammenhang auch auf die 2004 erschienene Publikation von Jens Stolle und Stefan Klotz „Flora der Stadt Halle (Saale)“ aus den Halleschen Umweltblättern Calendula. „Darin sind 1 401 wildwachsende Arten aufgeführt“, so Hoffmann.

Botanischer Garten: Vertreter der Stadtflora anzutreffen

Aber nicht nur versteckt, sondern auch auf größeren Flächen sind die Vertreter der Stadtflora anzutreffen - und damit sind keinesfalls Ziergärten oder Parks gemeint, da die Vegetation ja dort durch menschlichen Eingriff entstanden ist. So führt Hoffmann ein spezielles Beispiel an: „Was die Natur hervorbringt, sehen wir etwa nach einem Brand auf alten Industriebrachen: Nach kurzer Zeit wächst dort wieder was - ohne menschliches Zutun“, so Hoffmann.

Auf Hoffmanns Tafeln, die er an den entsprechenden, auch im Botanischen Garten vorkommenden Pflanzen aufgestellt hat, sind Hungerblümchen und Mastkraut, Vogelmiere, Schöllkraut, Gänseblümchen und Birke verzeichnet - und noch etliche mehr.

››Botanischer Garten am Kirchtor, Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet, sonst Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr (mz)

Das bekannte und beliebte Gänseblümchen ist keine einheimische Pflanze, sondern wurde um 1492 - zu Zeiten Kolumbus’, eingebürgert.
Das bekannte und beliebte Gänseblümchen ist keine einheimische Pflanze, sondern wurde um 1492 - zu Zeiten Kolumbus’, eingebürgert.
dpa
Unscheinbar in einer Pflasterfuge versteckt: Das liegende Mastkraut erinnert eher an ein Moos, gehört aber zu den Nelkengewächsen.
Unscheinbar in einer Pflasterfuge versteckt: Das liegende Mastkraut erinnert eher an ein Moos, gehört aber zu den Nelkengewächsen.
Silvio Kison