1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Bombendrohung am Burggymnasium in Wettin: Bombendrohung am Burggymnasium in Wettin: Eine Schule unter Polizeischutz

Bombendrohung am Burggymnasium in Wettin Bombendrohung am Burggymnasium in Wettin: Eine Schule unter Polizeischutz

Von Jan Schumann 05.11.2015, 17:11
Mehr als 100 Polizisten sicherten am Donnerstag das Burggymnasium.
Mehr als 100 Polizisten sicherten am Donnerstag das Burggymnasium. Silvio Kison Lizenz

Wettin - Noch vor dem Morgengrauen werden die Hunde losgelassen: Ab 6 Uhr umstellen Polizisten das Burggymnasium in Wettin und schicken die Sprengstoff-Suchhunde durch die Gänge. Minuten später werden die ersten Schüler von den Männern der Bereitschaftspolizei empfangen. Die Beamten tragen Gummihandschuhe, tasten die Schüler ab, filzen ihre Taschen.

„Es dauerte lange, bis wir wirklich wussten, was hier los ist“, sagt einer der Oberstufen-Schüler am Mittag. Die Aufklärung liefern die Polizisten selbst - in der ersten Unterrichtsstunde: In mehreren Droh-E-Mails seien Straftaten angekündigt worden, zuletzt am Mittwoch, also am Vortag. „Die Drohungen waren vage“, sagt Polizeisprecher Jürgen Müller am Morgen. Wieso dann die Sprengstoffhunde, fragen die Schüler? „Der anonyme Schreiber hat das Wort Sprengstoff oder Bombe nicht verwendet, auch nicht angedeutet“, sagt der Polizeisprecher - doch alle Eventualitäten sollen ausgeschlossen werden. „Wir nehmen diese Drohungen sehr ernst“, sagt Müller. Die Suchhunde finden nichts.

Dennoch macht das Gerücht der Bombendrohung die Runde am Morgen - nicht nur bei den Schüler, sondern auch bei den Eltern. Bereits gegen 10 Uhr holen Dutzende Eltern ihre Kinder aus dem Unterricht. Die Schulleitung lässt über die Polizei mitteilen, dass die Kurse regulär laufen. Doch besorgten Eltern ist es freigestellt, ihre Kinder mitzunehmen.

„Ich war aufgelöst, als ich von dem Großeinsatz hörte und fuhr sofort her“, sagt Krankenschwester Marion Knecht gegen 11 Uhr am Eingang der Schule. „Eine Kollegin erzählte mir von einer Bombendrohung und sagte: Du musst dein Kind abholen.“ Zu diesem Zeitpunkt sitzt ihr Sohn Lucas gerade im Unterricht in der sechsten Klasse. Nun, zwischen den Polizeiwagen an der Unterburg der Wettiner Schulanlage, sagt sie: „Die starke Präsenz der Polizei beruhigt mich ungemein.“ Auf den Gängen der Schule klären Lehrer sie auf: Ja, es gab anonyme Drohungen. Aber keinen Sprengstoff-Fund, der Unterricht läuft. Marion Knecht lässt sich beruhigen und fährt zurück zur Arbeit. Sohn Lucas bleibt auf der Schulbank sitzen.

Doch nicht jeder lässt sich besänftigen von den Erklärungen, die die Polizisten an diesem Morgen abgeben. Unter den Zweiflern sind auch Schüler. „So recht kann ich es nicht verstehen, dass jetzt noch unterrichtet wird“, sagt Achtklässlerin Melissa. Schließlich sei es kaum möglich, in Ausnahmesituationen wie diesen konzentriert zu arbeiten. Nicht nur vor dem Eingang stehen schwarz-uniformierte Polizisten, auch auf den Gängen sind Beamte unterwegs. „Die Drohungen machen mir Sorge“, sagt die Achtklässlerin - zumal es am Mittwoch ja sogar mehrere Warnungen gewesen seien, die in der Schule eingingen.

Am Mittag entspannt sich die Situation auf der Burg allmählich. Im provisorischen Lagezentrum - einem umfunktionierten Klassenzimmer, in dem Direktorin Petra Mutschler mit Polizisten über den Einsatz berät - fällt die Entscheidung: Teilabzug. Punkt 12 Uhr rollen die ersten Polizeiwagen vom Hof, rund 30 Beamte halten die Stellung. Am Nachmittag gibt Polizeisprecher eine neue Lagemeldung heraus: Nichts Verdächtiges, „weder bei den Gebäude-, noch bei den Personenkontrollen.“ Zum Ablauf der kommenden Schultage schweigt die Schulleitung zunächst - so, wie sie an diesem Tag generell keine Auskunft gibt. Die Polizei vermeldet am Abend: Sie wird wieder Präsenz zeigen, aber nicht so massiv, sagt Müller. Und Taschenkontrollen wird es zunächst nicht mehr geben. (mz)