Blick in Welt der Moleküle
HALLE/MZ. - Nutzer der Anlage in der Betty-Heinemann-Straße sind die Fachgruppen für NMR-Spektroskopie und für Biophysik, die unter Leitung der Professoren Kay Saalwächter und Jochen Balbach stehen. Das Zentrum wurde bereits im Sommer 2008 bezogen. Die Baukosten betrugen 3,2 Millionen Euro, die Erstausstattung kostete 4,4 Millionen Euro, die zu gleichen Teilen von der EU und vom Land finanziert worden sind. Neben einer Halle für die NMR-Spektroskopie wurden auch Büros und Laborräume eingerichtet.
Die Kernresonanz-Spektroskopie (kurz NMR-Spektroskopie oder englisch Nuclear magnetic resonance) ist für Naturwissenschaftler eine wichtige Untersuchungsmethode, denn mit ihrer Hilfe lassen sich die Bewegungen von winzigen Molekülen sichtbar machen. Das ist Grundlagenforschung, die aber durchaus Vorarbeit für ganz praktische Anwendungen sein kann. So konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Jochen Balbach im vergangenen Jahr mit Hilfe der NMR-Spektroskopie die atomare Struktur eines bestimmten Proteins nachweisen. Diese Arbeiten führten später dazu, dass ein Test zum Nachweis von HIV-Viren im Blutserum entwickelt werden konnte.
Zu den bisher an der Uni bereits vorhandenen drei NMR-Großgeräten kamen mit dem Umzug in das neue Zentrum drei weitere Hochfeld-NMR-Geräte hinzu. Damit untersucht die Fachgruppe Biophysik die molekulare Struktur von Proteinen. Die Fachgruppe NMR-Spektroskopie hingegen widmet sich der Beweglichkeit von polymeren Festkörpern, also Kunststoffen.
Mit seinen sechs Hochleistungsgeräten ist das neue Kernresonanzzentrum nun hervorragend ausgestattet. Ähnlich gute Bedingungen können im Uni-Bereich nur noch die Universitäten in Frankfurt am Main sowie die TU in München vorweisen. "Diese Investition ist das Ergebnis eines einzigartigen Kraftakts, mit dem Halle als ein wichtiger Standort der NMR-Spektroskopie seine nationale und internationale Sichtbarkeit weiter ausbauen wird", sagt Prof. Kay Saalwächter.
Kern der NMR-Geräte ist übrigens immer ein riesiger Magnet. "Der größte bei uns ist fast vier Tonnen schwer und nahezu fünf Meter hoch und musste mit einem Kranwagen in die neue NMR-Halle gehoben werden", erklärt Prof. Jochen Balbach. Um anschaulich zu machen, wie stark dieser Magnet ist, reicht ein sehr anschaulicher Fakt: "Bevor wir mit den NMR-Geräten arbeiten können, müssen wir aufgrund der Stärke des Magneten die Brillen abnehmen, das Portemonnaie aus der Hosentasche entfernen und auf sämtliche andere Metallteile verzichten", so Balbach.
"Die Unileitung ist hocherfreut über das neue Zentrum", sagt Prof. Joachim Ullrich, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. "Damit werden mit den Materialwissenschaften und den Biowissenschaften gleich zwei unserer erklärten Forschungsschwerpunkte gestärkt". Zudem sei der Umzug der beiden Arbeitsgruppen der Auftakt zum Umzug der Naturwissenschaften auf den Campus in Heide-Süd. Ullrich: "Es ist schön, zu sehen, wie dieser Campus immer mehr mit Leben gefüllt wird".