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Blick in neuen Wohnpark im Paulusviertel Blick in neuen Wohnpark im Paulusviertel: Alter Tresorraum wird zur Tiefgarage

Von Dirk Skrzypczak 29.01.2019, 05:00
Die prägenden gestalterischen Elemente sollen im Frede-Haus auch nach der Umnutzung zum Wohnquartier erhalten bleiben.
Die prägenden gestalterischen Elemente sollen im Frede-Haus auch nach der Umnutzung zum Wohnquartier erhalten bleiben. Silvio Kison

Halle (Saale) - „Finger weg von dieser Tür!“, steht auf einem Zettel, der an dem gelb-grünen Ungetüm klebt. Im Keller unter dem mächtigen „Frede-Haus“ in der Maxim-Gorki-Straße hatte die Genossenschaftsbank von 1926 für etwa 30 Jahre ihren Tresorraum, bis der Wirtschaftsrat des Bezirks Halle in das Gebäude einzog. Die massive Tresortür ist geblieben.

Als schwergewichtige Zeugin erinnert sie an die Geschichte der Immobilie - und so soll es auch bleiben, wenn ab Ende 2020 der einstige Verwaltungssitz zu einem neuen Wohnpark im Paulusviertel wird. „Den Tresorraum werden wir dann als Tiefgarage nutzen“, sagt Klaus Uwe Marsch, Geschäftsführer der Stadtbau Wohnprojekte Fredehaus GmbH, eine Tochterfirma der Stadtbau AG aus Leipzig.

Wohnpark in Halle erinnert derzeit eher an ein Werk des Verhüllungskünstlers Christo

Noch erinnert das Objekt in Sichtweite der Pauluskirche, verhangen mit einem roten Sicherheitsnetz, eher an ein Werk des Verhüllungskünstlers Christo. 2016 hatte die Stadtbau AG das Gebäude vom Land Sachsen-Anhalt erworben. Zwei Jahre stand die Immobilie auf dem 4.423  Quadratmeter großen Grundstück zuvor leer, nachdem das Landesamt für Vermessung und Geoinformation ausgezogen war. 49 Wohnungen mit einer Größe von 57 bis 140 Quadratmeter sollen entstehen. „Alles wird grundhaft saniert, wir fassen alle Teile im Haus an. Das ist wie bei einem alten Auto, das generalüberholt wird“, sagt Marsch.

Jedes Haus habe seine Eigenheiten. „Wir treffen unsere Entscheidungen daher nicht nur aus rationellen Gründen, sondern auch nach Gefühl. Wir lassen uns vom Charakter des Gebäudes inspirieren“, erzählt der Geschäftsführer. Das klingt nach Poesie und passt doch so ganz zur Philosophie von Hermann Frede (1883 - 1965). Der Architekt hat in Halle seine Spuren hinterlassen, das Thaerviertel, damals hieß es noch „Gartenstadt am Mühlrain“, wurde beispielsweise nach seinem Entwurf errichtet.

Neuer Wohnpark in Halle: „Die Baukunst ist die lebensvollste und universellste“

„Die Baukunst ist die lebensvollste und universellste, wie auch die notwendigste und verantwortungsvollste aller Künste“, hatte Frede einmal gesagt. Von Frede stammt übrigens auch die Architektur des Amtes für Versorgung und Soziales, das sich vis-à-vis vom ehemaligen Vermessungsamt in der Gorki-Straße befindet und mit seinen Säulenvorhof zu den markantesten Gebäuden im Paulusviertel zählt.

Für 20 Millionen Euro will der Investor aus Sachsen das „Frede-Haus“ zu einem hochwertigen Wohnquartier entwickeln. Alte Türen, Bögen und Pfeiler bleiben, die nach außen gebogenen Fenster werden in Handarbeit nachgebaut, damit sie den strengen Vorschriften der Neuzeit entsprechen. Alle 49 Eigentumswohnungen, die je nach Größe zwischen 238.000 und 569.000 Euro kosten, hat die Stadtbau Wohnprojekte GmbH übrigens schon veräußert - zwei Jahre vor ihrer Fertigstellung.

Diese Tatsache unterstreicht das Interesse von Kapitalanlegern am Immobilienmarkt in Halle und speziell am Paulusviertel, das die Stadtbau GmbH als „Kronjuwel unter Halles Wohnquartieren“ bezeichnet. Die Leipziger besitzen außerdem ganz in der Nähe im „Kronjuwel“ auch das alte Jugendamt in der Schopenhauer Straße. Ist das Frede-Haus Ende 2020 fertig, soll dieses Gebäude ebenfalls zum Wohnpark umgebaut werden. (mz)

Das Gebäude ist verhangen, damit die Bauarbeiten das Umfeld nicht gefährden. Die Pauluskirche auf dem Hasenberg ist nur einen Steinwurf entfernt.
Das Gebäude ist verhangen, damit die Bauarbeiten das Umfeld nicht gefährden. Die Pauluskirche auf dem Hasenberg ist nur einen Steinwurf entfernt.
Silvio Kison
Die Visualisierung der Stadtbau Wohnprojekte GmbH zeigt die Immobilie, wie sie nach der Sanierung einmal aussehen soll.
Die Visualisierung der Stadtbau Wohnprojekte GmbH zeigt die Immobilie, wie sie nach der Sanierung einmal aussehen soll.
 Visualisierung: Gärtner Christ GbR
Geschäftsführer Klaus Uwe Marsch (r.) und Projektleiter Thomas Weyrauch
Geschäftsführer Klaus Uwe Marsch (r.) und Projektleiter Thomas Weyrauch
Silvio Kison
Die Tresortür bleibt an Ort und Stelle. Der Tresorraum wird zur Tiefgarage.
Die Tresortür bleibt an Ort und Stelle. Der Tresorraum wird zur Tiefgarage.
Silvio Kison