Bilfinger-Arnholdt vor dem Aus Bilfinger-Arnholdt in Halle (Saale): Gewerkschaft: Gerüstbauer will Betriebsrat loswerden

Halle (Saale) - Die Gerüstbau-Niederlassung von Bilfinger-Arnholdt in Halle mit rund 100 Beschäftigten steht vor dem Aus. Über die geplante Schließung ist ein heftiger Streit zwischen Arbeitnehmervertretern und Geschäftsleitung entbrannt. Die Industriegewerkschaft Bau (IG Bau) wirft dem Unternehmen vor, die Filiale dicht zu machen, um den Betriebsrat loszuwerden. Nach mehreren Tagen hat sich die Firma nun erstmals öffentlich zu dem Streit geäußert.
Wie das Unternehmen am Montag auf MZ-Anfrage mitteilte, hat die geplante Schließung zum 1. April ausschließlich betrieblich-organisatorische Gründe. Alle 100 Mitarbeiter sollten demnach ihre Jobs behalten können. Seien die Montagemitarbeiter aus Halle bisher immer den anderen fünf Niederlassungen je nach deren Bedarf zu Arbeiten zugeteilt worden, sollen sie künftig diesen anderen Standorten fest zugeordnet werden. Das soll die Koordination und Absprachen zwischen Niederlassungsleitern und Mitarbeitern erleichtern, heißt es in der Stellungnahme. „Die Betriebsänderung erleichtert und verbessert die Einsatzplanung.“ Vorwürfe, man behindere den Betriebsrat, wurden als nicht nachvollziehbare Unterstellung zurückgewiesen. „Bilfinger ist ein mitbestimmtes Unternehmen, das großen Wert auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Sozialpartner legt.“
IG Bau fordert von Bilfinger-Arnholdt den Erhalt des Standortes Halle und die Einhaltung der Mitbestimmung für die Beschäftigten
Bilfinger-Arnholdt hat seinen Hauptsitz in Gelsenkirchen und gehört zum Bilfinger--Konzern. Hauptbetätigungsfeld ist nach Unternehmensangaben der Industriegerüstbau sowie der Spezial- und Ingenieurgerüstbau für Kunden unter anderem aus der Chemiebranche und der Stahlindustrie. Sascha Wollert von der IG Bau forderte den Erhalt des Standortes Halle und die Einhaltung der Mitbestimmung für die Beschäftigten. Denn dem siebenköpfigen Betriebsrat in Halle, so der Gewerkschaftssekretär, sei es durch die Unternehmensführung von Anfang schwer gemacht worden. So seien die Wahlen 2014 und 2016 behindert und Gremiumsmitglieder schikaniert worden, indem ihnen Geldzahlungen vorenthalten wurden.
Laut Wollert schuldet die Firma mehreren Betriebsräten unter anderem Lohn sowie Fahrt- und Unterkunftskosten. „Dabei geht es um Summen von bis zu mehreren Hundert Euro pro Mitarbeiter.“
Auf diese Kritikpunkte reagierte die Firma eher allgemein. Demnach würden Reisekostenzahlungen nach einem genau festgelegten Genehmigungsprozess dann freigegeben, wenn die Abrechnung vollständig ausgefüllt und die Ausgaben entsprechend belegt seien. Gleichzeitig signalisierte das Unternehmen Gesprächsbereitschaft: „Sollte es im Einzelfall zu Unstimmigkeiten oder Konflikten gekommen sein, stehen allen Beschäftigten Wege offen, sich zu beschweren und eine Klärung herbeizuführen.“ (mz)