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Bildband über Sachsen-Anhalt  Bildband über Sachsen-Anhalt : Die Romanik im Fokus

Von Kai Agthe 13.12.2016, 11:00
Langhaus der Stiftskirche St. Pankratius in Hamersleben.
Langhaus der Stiftskirche St. Pankratius in Hamersleben. Schütze/Rodemann

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalt ist steinreich. Letzteres leider nicht im übertragenen, wohl aber im wörtlichen Sinn. Der Reichtum unseres Bundeslandes sind jene Steine, die in den vergangenen 1.000 Jahren in Burgen, Kirchen und Schlössern verbaut wurden. In besonderer Fülle haben zwischen Arendsee und Zeitz Bauwerke aus romanischer Zeit überdauert, was von der Bedeutung kündet, die die Region an Elbe und Saale im frühen Mittelalter hatte, und 1993 zur Gründung der „Straße der Romanik“ führte.

Deren inzwischen stark verblichenen roten Hinweisschilder an Sachsen-Anhalts Straßen weisen den motorisierten Besuchern aus dem In- und Ausland den Weg zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

„Romanik in Sachsen-Anhalt“ mit 96 Fotographien

Eine andere Art Wegweiser, mehr noch: einen Kunstverführer, legen jetzt Sigrid Schütze-Rodemann und Gerd Schütze vor. Sie haben 96 Fotografien zum Band „Romanik in Sachsen-Anhalt“ beigesteuert, der, versehen mit Texten von Angela Pfotenhauer und Elmar Lixenfeld, in der Monumente Edition der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erschienen und wahlweise als broschierte und gebundene Ausgabe erhältlich ist.

Das Buch tritt gleichsam die Nachfolge eines Bildbandes an, der 2001 zum Thema in die Läden kam. Für die Publikation konnten die Fotografen zwar auf ihr Archiv zurückgreifen, sie waren aber auch viele Wochen im Land unterwegs, um neue Aufnahmen von jenen Profan- und Sakral-Architekturen zu machen, die als exemplarisch für die Baukunst des 11. und 12. Jahrhunderts gelten können.

Romanik: Der Idealfall einer leeren Kirche

An der Romanik fasziniert Gerd Schütze nicht zuletzt, dass sie, im Gegensatz etwa zum Barock des 17. Jahrhunderts mit seiner dekorativen Schwere, „eine in sich ruhende Baukunst“ ist. Und die komme am besten zur Geltung, wenn man sie ohne Interieur fotografieren könne, erklärt der Lichtbildner. Dieser Idealfall sei freilich selten, ergab sich aber bei der Klosterkirche St. Marien in Klostermansfeld, die das Fotografen-Paar festhalten konnte, als die Inneneinrichtung kurzzeitig entfernt war. Und wo kein anderes Detail die Aufmerksamkeit abzieht, kann sich das Auge des Betrachters ganz auf das Langhaus mit den Rundbögen und den markanten Säulen-Stützen-Wechsel konzentrieren.

Schloss Leitzkau und die Stiftskirche

Als Fotografen, die bereits in vielen Winkeln Europas Architektur aufgenommen haben, kann Sigrid und Gerd Schütze so schnell nichts beeindrucken. Einhellig begeistert äußern sich beide jedoch über die Stiftskirche St. Pankratius in Hamersleben bei Halberstadt, die einst Teil eines Augustiner-Chorherrenstifts war. „Das ist Romanik pur“, schwärmt Sigrid Schütze-Rodemann. Und ihr Mann ergänzt: „Welch eine architektonische Pracht, die sich hier quasi mitten auf dem Acker erhebt.“ Die Stiftskirche ist ebenso abgebildet wie Schloss Leitzkau, das die Schützes auch für sich eingenommen hat.

Neue Sichtweisen und Objekte im Bildbank: „Romanik in Sachsen-Anhalt“

Soll heißen: Den Fotografen ist es wichtig, das Augenmerk auf romanische Architekturen zu legen, die sonst nicht im Mittelpunkt stehen. Und wo doch Bekanntes aufs Bild gebannt wird, bemühen sich die Fotokünstler, neue Sichtweisen auf die Objekte und eine besondere Lichtführung zu finden. Also fahren sie immer wieder und meistens auch ohne Auftrag von Agenturen oder Verlagen los, um ihr Archiv mit Aufnahmen zum architektonischen Erbe in Sachsen-Anhalt immer weiter zu ergänzen.

Erst 2007 wechselte das Paar von der analogen zur digitalen Fotografie. Auf den ersten Blick mag das für mehr Effizienz sorgen, bei genauerer Betrachtung zeige sich jedoch, dass von Zeitersparnis nicht wirklich die Rede sein kann. „Ich verbringe heute am Computer deutlich mehr Zeit als früher in der Dunkelkammer“, sagt Gerd Schütze, der noch immer mit der Auswertung und Bearbeitung einer Serie von Fotos beschäftigt ist, die das Paar im September in Mailand und der Lombardei machte.

Foto-Reisen als Leidenschaft des Schütze-Paars

Seit 25 Jahren ist es in der Welt unterwegs. Das Reisen sei noch immer ihre große Leidenschaft, betonen beide. Die mitgebrachten Fotos werden einer Agentur zur Verfügung gestellt und bisweilen auch in Ausstellungen gezeigt. So war etwa 2014/15 in Merseburg eine bemerkenswerte Schau mit Farbaufnahmen zeitgenössischer Sakralarchitektur sowie Schwarz-Weiß-Fotos von Bauwerken des Zisterzienser-Ordens in Frankreich zu sehen. Letzterer hat auch im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts großartige architektonische Zeugnisse hinterlassen. So etwa die Klosterkirche in Schulpforte, der beide Fotografen vor einigen Jahren neben einer Ausstellung im Nietzsche-Haus Naumburg auch einen eindrucksvollen, heute als Rarität geltenden Band mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen widmeten.

Weitere Publikationen der Schützes

Weitere Publikationen mit ihren Fotos werden in wenigen Wochen erscheinen: So ein Kunstreiseführer über Wittenberg, das im kommenden Jahr anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation im Fokus steht, sowie eine Neuauflage einer Broschüre über Saaleck, Rudelsburg und Bad Kösen. Die beiden Saale-Burgen sind auch im „Romanik“-Band zu sehen, und zwar in einem schneereichen Winter. „Denn der Klimawandel macht solch ein Motiv inzwischen ja zu einer Seltenheit“, so Gerd Schütze.

Angela Pfotenhauer/Elmar Lixenfeld: „Romanik in Sachsen-Anhalt“, Monumente Edition, 144 Seiten, Mit Farbfotos von Sigrid Schütze-Rodemann und Gerd Schütze: Broschur-Ausgabe 19,80 Euro, Festeinband 22,80 Euro

(mz)