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Bezirkseinteilung für Sekundarschulen Bezirkseinteilung für Sekundarschulen: Kommt das Wahlrecht für alle?

Von Robert Briest 03.11.2016, 06:00
Eine Schülerin meldet in einem Klassenzimmer.
Eine Schülerin meldet in einem Klassenzimmer. dpa

Halle (Saale) - Halles Schüler haben die Wahl. Sie - oder ihre Eltern - können wählen, auf welche Schule sie gern möchten, sofern sie denn dem Grundschulalter entwachsen sind. Und sofern sie keine Sekundarschule besuchen. Denn für diese gelten in Halle derzeit als einzige weiterführende Schulart feste Einzugsbereiche. Nicht Eltern und Schüler entscheiden, sondern die Lage der Wohnung.

Doch dies könnte sich bald ändern, zumindest wenn es nach Teilen des Bildungsausschusses und dem Vorsitzenden des Stadtelternrates Thomas Senger geht. Der hatte in der Diskussion um die Neuziehung der Schulbezirke für Grund- und Sekundarschulen angeregt, letztere von der Ortsbindung zu befreien. Ein Vorschlag, der nun von Mitbürgern und der SPD in Antragsform gegossen wurde.

„Ich verspreche mir davon eine Gleichbehandlung aller Schüler“, begründet Senger. Zudem weist er darauf hin, dass es nach der Umwandlunge der Franckeschule und der Schule in der Kastanienallee in Gemeinschaftschulen nur noch vier Sekundarschulen in Halle gäbe. Entsprechend groß seien auch die Einzugsbereiche. „Da gibt es ungünstige Wegebeziehungen.“

Konkurrenzkampf ist gewünscht

Sollte der Antrag Bildungsausschuss und Rat passieren, könnten Eltern und Schüler ab dem übernächsten Jahr wählen, welche der vier Sekundarschulen es denn sein soll. Diese würden durch die Wahlmöglichkeit vor eine neue Aufgabe gestellt. Anders als bisher wären ihnen die Schüler nicht mehr aufgrund der Bezirke sicher, sie müssten um Anmeldungen werben. „Dieser Konkurrenzkampf ist durchaus gewünscht“, erklärt Ausschussmitglied Denis Häder (Mitbürger): „Die Schulen sollen verstärkt ein eigenes Profil entwickeln.“ So wie dies bereits bei Gymnasien der Fall sei.

Doch es gibt auch Argumente gegen eine Aufhebung der Schulbezirke. Eines liefert Häder selbst: „Ich sehe die Gefahr, dass einzelne Sekundarschulen in ihrem Bestand gefährdet wären, wenn sie nicht ausreichend angewählt würden.“ Ein Gedankengang den Ralf-Jürgen Kneissl, Leiter der Sekundarschule Süd, noch weiterführt: Bisher hätten Schüler durch die Bezirke auch ein Anrecht, eine bestimmte Schule zu besuchen. Ohne diese könnten Schulen Kinder auch ablehnen. Denen müsste die Stadt letztlich aber dennoch einen Platz zuweisen.

Keine freiwilligen Anmeldungen mehr

Kneissl fürchtet, dass die Kinder dann immer in ein und dieselbe Schule geschickt werden könnten, die am Anfang noch Kapazitäten hat. Dadurch könne sich dort eine Abwärtsspirale in Gang setzen: schlechter Ruf, keine freiwilligen Anmeldungen mehr, dadurch mehr Platz für Zuweisungen.

Die Leiter der Sekundarschulen fordern daher in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass nicht nur ihre Schulen, sondern auch die Gemeinschafts- und Gesamtschulen in eine Lösung einbezogen werden. Die dann zehn betroffenen Schulen sollen Stammbezirken erhalten. Schülern, die in diesem wohnen, hätten dann nach Vorstellung der Schulleiter ein Anrecht darauf, die jeweilige Schule zu besuchen, könnten sich aber auch für eine andere entscheiden.

Mehr Schülertickets

Kneissl sieht für eine Öffnung noch bei einem anderen Punkt Klärungsbedarf: den Schülertickets. Die Stadt zahlt derzeit jedem Schüler, der mehr als drei Kilometer Schulweg zurücklegt, ein Nahverkehrsticket. Derzeit hat die Kommune 5 282 solcher Tickets ausgegeben. Durch die Aufhebung der Schulbezirke könnten allerdings deutlich mehr Schüler Anspruch auf einen solchen Fahrschein haben, entsprechende Mehrkosten kämen dann auf die Stadt zu.

Auf der Sitzung des Bildungsausschusses am Dienstagabend wurde der Antrag auch auf Wunsch der Verwaltung vertagt. Sie will zunächst die Stellungnahme des Landesschulamtes einholen, da für die Abschaffung der Schulbezirke noch einige Fragen offen seien, so etwa auch, ob Stammbezirke überhaupt rechtlich zulässig sind. (mz)