Betrugsvorwürfe gegen Investor Betrugsvorwürfe gegen Investor: Was bedeuten die Ermittlungen für das Sportparadies?

Halle (Saale) - Ist der Geschäftsführer des Sportparadieses am Böllberger Weg ein Betrüger? Das will die Staatsanwaltschaft Leipzig nun herausfinden. Sie wirft Holm Lischewski vor, über Jahre einen Rezept- und Abrechnungsbetrug in seiner Apotheke in Leipzig betrieben zu haben. Die Bildzeitung hatte am Mittwoch über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft berichtet.
Zu näheren Details äußerte sich die Staatsanwaltschaft Leipzig auf MZ-Anfrage nicht, die Ermittlungen würden derzeit laufen, erklärte ein Sprecher. Fraglich ist nun, ob das Verfahren Auswirkungen auf den geplanten Ausbau des Sportparadieses haben könnte.
Investor steht mit Sportparadies seit längerem in der Kritik
Doch haben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Leipzig Auswirkungen auf die Fertigstellung des Sportparadies? „Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun“, sagt Lischewski gegenüber der MZ.
Die Ermittlungen gegen seine Apotheke in Leipzig würden die Geschäfte in Halle nicht im Geringsten tangieren. Doch Lischewski und sein Vorgehen beim Sportparadies stehen unabhängig von Ermittlungen in Halle seit Längerem in der Kritik. Das Netzwerk Stadtentwicklung etwa hatte im November 2018 in einem Schreiben an die Fraktionen des Stadtrats die erneute Förderung für das Sportparadies im Böllberger Weg kritisiert.
Jahrelang passierte fast nichts beim Sportparadies
Seit zehn Jahren baut Lischewski mittlerweile die Sportstätte nahe der Saale im halleschen Süden aus. Hallen für Tennis, Fußball, Badminton und andere Sportarten sowie eine Minigolf-Anlage und ein Beachvolleyball-Platz sollten dort entstehen. Bisher ist die Minigolf-Anlage und der Beachvolleyball-Platz und ein Biergarten in Betrieb.
Doch jahrelang passierte auf der Baustelle der Sporthalle fast nichts. Der Grund: Dem Investor fehlte die Finanzierung durch eine Bank und die Kosten explodierten. Ursprünglich wollte er zehn Millionen Euro investieren, die Summe musste er jedoch auf rund 20 Millionen korrigieren. Ab 2011 standen die Bauarbeiten still.
Angst vor riesiger Bauruine: Stadt sprang mit Millionen ein
Die Stadt sprang Lischewski jedoch rettend zur Seite. 2017 stimmte der Stadtrat zu, 2,1 Millionen Euro an Fördermitteln unter anderem in den Bau der Dreifeld-Mehrzweckhalle zu investieren. Denn die Lokalpolitiker wollten verhindern, dass mitten in Halle eine riesige Bauruine zurückbleibt.
Seit Ende vergangenen Jahres ist eine weitere Finanzspritze in Sicht. Der Stadtrat hat im November zugestimmt, rund 4 Millionen Euro Fördergeld beim Land und Bund für die Ermöglichung des Behindertensports im Sportparadies zu beantragen - von dem Betrugsvorwurf wusste die Verwaltung zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Laut der Landesregierung ist über diesen Förderantrag noch nicht entschieden worden. Die Stadt will nun, dass der Landesrechnungshof den Bau des Sportparadieses überprüft.
Darf ein privater Investor überhaupt so viel öffentliches Geld bekommen?
Darf ein privater Investor überhaupt so viel öffentliches Geld bekommen? – das hatten einige Stadträte bereits hinterfragt. „Wenn der Staat solche hohen Summen an einen privaten Eigentümer auszahlt, muss ein langfristiger Nutzen für die Öffentlichkeit abgesichert sein“, hatte der Grünen-Stadtrat Christian Feigl gesagt.
Das habe er beim Sportparadies von Anfang an bezweifelt. Die derzeitigen Betrugsvorwürfe würden für ihn nichts ändern, außer Lischewski würde verurteilt werden. „Dann wäre es für mich sehr fraglich, ihm noch weitere Fördermittel zu übergeben“, sagt Feigl.
Wird Förderung für Lischewski noch einmal überprüft?
Mahnende Worte hatte es auch vom Netzwerk Stadtentwicklung gegeben. „Die zweite Förderung führt zu Wettbewerbsverzerrungen zu ungunsten anderer Anbieter“, hatte Anita Steinhart gesagt. In Halle gebe es viele private Unternehmer, die in diesem Umfang keine Unterstützung bekommen. Die Förderung sollte ihrer Meinung nach noch einmal geprüft werden - unabhängig von den Ermittlungen gegen Lischewski.
Der Geschäftsführer hält sich unterdessen etwas bedeckt. Auf die Frage, ob er pleite sei, wiederholt Lischewski nur seine Aussage: „Das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun.“ (mz)
