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Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Berufspate Raik Gräfe hilft Menschen in Halle, einen Job zu finden.

Wie der Ehrenamtliche, der keine Scheu vor der Bürokratie hat, aktuell zwei ausländische Ärztinnen unterstützt - und auf welche Hürden er stößt.

Von Denny Kleindienst 26.04.2022, 09:47
Raik Gräfe betreut auch Hayah Maniaa aus Lybien als Berufspate und ist jetzt für den Bürgerpreis "Der  Esel, der auf Rosen geht" nominiert.
Raik Gräfe betreut auch Hayah Maniaa aus Lybien als Berufspate und ist jetzt für den Bürgerpreis "Der Esel, der auf Rosen geht" nominiert. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - - „Ich bin ein neugieriger Mensch“, sagt Raik Gräfe. „Ich interessiere mich dafür, wie die Mühlen in diesem Land mahlen.“ Diesem Interesse ist es zu verdanken, dass der 57-Jährige sich auch in seiner Freizeit mit allerlei bürokratischen Angelegenheiten auseinandersetzt, was wiederum anderen Leuten zugutekommt. Denn Gräfe engagiert sich seit 2018 als ehrenamtlicher Berufspate bei der Freiwilligenagentur in Halle.

Im Moment begleitet er zwei ausländische Ärztinnen beim beruflichen Einstieg. Gemeinsam haben sie Bewerbungsunterlagen überprüft und aktualisiert, haben sich über die Anerkennung der ausländischen Abschlüsse erkundigt und nach passenden Hospitationsmöglichkeiten gesucht. „Gerade in der Bewerbungsphase war das zeitlich sehr intensiv.“ Zumal Gräfe nicht nur passende Kliniken herausgesucht hat, sondern auch hinterhertelefonierte, wenn eine Absage kam, um zu erfahren, woran es lag. Er hat die Ärztinnen auch zu Vorstellungsgesprächen begleitet. Für sein Engagement als Berufspate ist er nun für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.

Auf der Suche nach dem Praktikumsplatz

Hayah Maniaa ist eine der beiden Ärztinnen. Die 36-Jährige kam 2019 aus Libyen nach Deutschland und wohnt seit einem halben Jahr in Halle. In ihrer Heimat hat sie acht Jahre lang in der Inneren Medizin eines Krankenhauses gearbeitet. In Deutschland könnte sie als Assistenzärztin anfangen, doch sie fand bisher keine Stelle. So recht verstehen kann das auch Raik Gräfe nicht, der zwar kein Arzt ist, aber von Berufswegen gute Verbindungen in den medizinischen Bereich hat. „Die Behörden sind nicht so das Problem“, sagt er. Stattdessen vermutet er, dass es bei einigen Kliniken in der Region Vorbehalte gegenüber ausländischen Ärzten gibt. Seit Kurzem besucht Hayah Maniaa einen Kurs, um sich auf eine Kenntnisprüfung vorzubereiten und danach als Ärztin zu bewerben. Dass es mit dem Kurs geklappt und sie noch dazu ein Praktikumsplatz in einer Praxis gefunden hat, wo sie einen Tag die Woche arbeitet, wertet Raik Gräfe als Teilerfolg, der auch den Berufspaten wieder motiviert. Und Hayah Maniaa ist dankbar für seine Hilfe, mit der vieles schneller geht.

Geboren in Stralsund, lebt Gräfe selbst erst seit 2017 in Halle. Seine vier Kinder sind groß und „alle mit dem Studium fertig“. Ehrenamtlich war er indes auch früher tätig, war 30 Jahre lang in der Freiwilligen Feuerwehr. In Halle hat er sich dann bei der Freiwilligenagentur gemeldet. Fünf Leute hat der Berufspate inzwischen betreut, der Erste war ein Bauingenieur aus Syrien, der mit seiner Familie nach Deutschland kam. „Er ist mittlerweile in Dortmund gelandet.“

Kontakte bleiben bestehen

Gräfe sagt, dass der Kontakt zu den Leuten bleibt, auch wenn sie weiterziehen. „Zu Ostern gab es Post aus Dortmund. Das hat mich sehr gefreut.“ Und er ist überzeugt, dass es mit dem Ehrenamt letztlich wie mit allem ist: „Man muss es gern machen.“ Er fügt hinzu: „Man darf sich Dingen nicht verschließen. Wenn man aufgeschlossen ist, machen viele Dinge Spaß.“