1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Bergzoo Halle: Bergzoo Halle: 50-facher Affenvater Purus muss Zoo verlassen

Bergzoo Halle Bergzoo Halle: 50-facher Affenvater Purus muss Zoo verlassen

Von Romina Kempt 03.02.2014, 05:51
Der Totenkopfaffe Purus sitzt im Bergzoo Halle in seinem Affengehege.
Der Totenkopfaffe Purus sitzt im Bergzoo Halle in seinem Affengehege. dpa Lizenz

Halle (Saale)/dpa - Er hat bereits 50 Töchter und Söhne. Doch damit nicht genug. Künftig soll Totenkopfaffe Purus aus dem Bergzoo Halle in einem Affenhaus in Tschechien den Affendamen die Köpfe verdrehen. „Die Zoos stehen Schlange“, sagt die Kuratorin des Affengeheges im Bergzoo, Jutta Heuer. Eine Zucht-Kommission habe nun entschieden, dass Purus im Frühjahr - noch vor der Paarungszeit - in die tschechische Stadt Zlín umziehen werde. Vor wenigen Wochen brachten seine aktuellen Damen noch je einen Stammhalter zur Welt. Nun klammern sich 13 Äffchen in die dichten grün-bräunlichen Felle ihrer Mamas.

Viele Nachkommen im Affenhaus in Halle

Seit 2009 lebt Purus, der ursprünglich aus Wien stammt, bereits in Halle - als einziges geschlechtsreifes Männchen. Mit seinen zehn Jahren sei er im besten Alter, sagt Heuer. Zeit zu gehen. Denn obwohl etliche seiner Kinder in andere Tierparks geschickt wurden, tummeln sich mittlerweile auch viele seiner weiblichen Nachkommen im Affenhaus in Halle. „Die Gefahr ist zu groß, dass er auch sie beim nächsten Mal deckt.“ Im Frühjahr ist Paarungszeit, und der Einzelgänger Purus wird auf die Damenwelt losgelassen.

„Am Anfang gab es große Probleme mit ihm“, erklärt Heuer. Die wählerischen Weibchen hätten ihn gemobbt. Er musste von den Gefährtinnen getrennt werden. In den ersten beiden Jahren gab es auch keinen Nachwuchs. In der Natur sei es normal, dass die Weibchen keine Männchen in ihren Gruppen duldeten, erklärt die Diplombiologin. Die Herren würden als eine Art Junggesellengruppe für sich leben - die Damen mit ihrem Nachwuchs fernab der Männchen. „Erst in der Paarungszeit geht es munter zur Sache.“

Doch nicht alle Paarungen verlaufen reibungslos. Im Oktober und November seien einige Kinder von Purus tot geboren worden, räumte die Kuratorin ein. Manche Äffchen seien noch im Mutterleib gestorben, andere kurz nach der Geburt.

„Kein Zoo kann einem Affen einen artgerechten Lebensraum bieten“, betont Peter Höffken von der Tierschutzorganisation „People for the Ethical Treatment of Animals“ (PETA) im baden-württembergischen Gerlingen. Zwar würden auch in der Natur viele Jungtiere das erste Lebensjahr nicht erreichen - doch meist, weil sie Raubtieren zum Opfer fielen. In den Zoos seien eher Inzucht und schlechte Betreuung problematisch.

715 Quadratmeter großes Areal

„Losgelöst von Halle gibt es in den Zoos aber eher das Problem des Überschusses an Jungtieren“, erklärt der Diplom-Zoologe. Die Tiere könnten sich auf engstem Raum unkontrolliert vermehren.

In dem Affengehege in Halle toben auf dem rund 715 Quadratmeter großen Areal mit den bis zu neun Meter hohen, lichtdurchfluteten Decken derzeit 54 Totenkopfaffen - darunter auch zahlreiche Kinder von Purus. Sie hätten genug Raum, um sich von Ast zu Ast zu schwingen, sich zu jagen, zu necken oder zu lausen. „Wir sind einer der größten Halter von Totenkopfaffen in Europa“, sagt Heuer.

Der Bergzoo sei daher im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Deren Kommission entscheide, wann und wohin Purus umzieht. In seinem neuen Zuhause werde er hoffentlich weitere Kinder zeugen. Sein bisher letzter Nachwuchs sei übrigens mit Mama Pippi entstanden - angelehnt an die berühmte Kinderbuchfigur Pippi Langstrumpf, die gemeinsam mit einem Totenkopfäffchen in ihrer Villa Kunterbunt lebt.