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Behinderte trainieren in Wohnungen

Von Jan Möbius 16.01.2007, 20:01

Halle/MZ. - Mit einem neuen Projekt wollen die Lehrer der Astrid-Lindgren-Schule für geistig Behinderte ihre Schützlinge auf den Alltag und ein selbständiges Leben in ihren eigenen vier Wänden vorbereiten. Dazu wurden eigens für sie zwei Trainingswohnungen in der Grenobler Straße (Südstadt) eingerichtet. Am Dienstag haben die Schüler die Schlüssel zu ihrem neuen Reich übernommen.

Mehrere Anläufe waren nötig, um die praxisnahen Unterrichtsräume nutzen zu können. Seit 1995 sei nach geeigneten Trainingswohnungen gesucht worden. "Wir haben mir der Stadt unzählige Gespräche geführt", sagte Schulleiterin Jutta Narr. Der CDU-Fraktionschef im Stadtrat, Bernhard Bönisch, habe Gespräche mit der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) geführt. Die habe zwei geeignete Unterkünfte aus dem eigenen Wohnungsbestand gefunden, nach den Wünschen der Lindgren-Schule saniert und kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Acht Schüler mit geistigen Behinderungen absolvieren dort ab sofort ihren täglichen Unterricht von 7 bis 15.30 Uhr. Die 16 bis 18-Jährigen sollen lernen, ihren Alltag zu meistern.

"Putzen, Kochen oder Einkaufen sind für unsere Jugendlichen Aufgaben, die Schritt für Schritt erarbeitet werden müssen. Sie müssen quasi das Wohnen und Leben erlernen", so Jutta Narr. Ein Wochenplan gibt fortan die anstehenden Aufgaben für jeden Einzelnen vor. Am Ende ihrer Schulzeit sollen ihre Schützlinge dann optimal auf ein selbständiges Leben und die Integration in betreute Lebensformen vorbereitet sein.

"Mit den Wohnungen stellen wir einen lebensnahen Unterrichtsraum zur Verfügung", sagte HWG-Sprecher Joachim Effertz. Allerdings sei die Suche nicht einfach gewesen. "Alle Vier-Raum-Wohnungen waren schlicht zu klein. Deshalb haben wir eine 55 Quadratmeter große Drei- und eine 70 Quadratmeter große Vier-Raum-Wohnung gewählt, die sich gegenüber liegen."

Die Schüler werden dort von einem Lehrer und zwei pädagogischen Mitarbeitern betreut und angeleitet. "Je realistischer das Lernumfeld ist, desto größer sind auch die Lernerfolge. Ideale Bedingen also für unsere Schüler", so Jutta Narr.