Baustelle Merseburger Straße Baustelle Merseburger Straße: Freie Fahrt erst ab Mai 2020, aber...

Halle (Saale) - Seit neun Monaten ist für Autofahrer die Zufahrt zur Merseburger Straße vom Riebeckplatz aus gesperrt. Ursprünglich sollte die wichtige Verkehrsachse noch in diesem Jahr auch in Richtung Süden wieder komplett freigegeben werden. Doch die Arbeiten verzögern sich vermutlich bis Mai 2020.
„Bei anspruchsvollen Großbaustellen wie in der Merseburger Straße muss man immer mit Überraschungen rechnen, die den Zeitplan durcheinanderbringen. Dass wir länger brauchen, liegt an einem alten Abwasserkanal“, sagt Projektleiter Ingo Sterzing.
„Der alte Kanal muss durch einen neuen ersetzt werden“
Der betagte Schmutzwassersammler mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern wurde 1890 etwa fünf Meter tief in das Erdreich eingebaut. Was allerdings heute niemand wusste: Auf einer Strecke von über 500 Metern ist der Kanal einbetoniert worden - ob schon vor 129 Jahren oder später Anfang des 20. Jahrhunderts kann keiner mit Gewissheit sagen. „Der alte Kanal muss durch einen neuen ersetzt werden. Durch den Betonmantel ist der Aufwand für den Rückbau enorm“, sagt Sterzing.
Einerseits sei der Raum für Baufahrzeuge beengt, andererseits müsse man den laufenden Straßenbahnbetrieb im Auge haben. So komme man nur in kleinen Schritten voran. Das kostet Zeit. Der Plan sieht nun vor, die Kanalarbeiten bis Weihnachten zu beenden. Spielt das Wetter mit, sollen ab 13. Januar neue Versorgungsleitungen etwa für Strom gelegt werden. Anschließend starten auf 650 Metern der Geh-und Radweg- sowie der Straßenbau.
Um- und Ausbau der Merseburger Straße
Der Um- und Ausbau der Merseburger Straße im Rahmen des Stadtbahnprogramms ist eines der Großprojekte der Halleschen Verkehrs AG (Havag), einer Tochter der Stadtwerke. Am 26. Juni 2017 hatten die Arbeiten begonnen. Der Schwerpunkt liegt auf dem barrierefreien Ausbau der Infrastruktur für die Straßenbahn mit ihren Haltestellen, um die Leistungsfähigkeit der Tram zu erhöhen und den Öffentlichen Nahverkehr dadurch zu stärken.
Das Stadtbahnprogramm gehört seit Jahren zu den wichtigsten Investitionsprojekten in der Stadt. Es wird in mehreren Stufen umgesetzt und beinhaltet vorrangig den barrierefreien und leistungsfähigen Ausbau der Straßenbahninfrastruktur mit ihren Nebenanlagen. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 300 Millionen Euro. 90 Prozent der Kosten werden staatlich gefördert. Eines der wichtigsten Vorhaben war die Umgestaltung des Steintors, die im Mai 2017 beendet wurde. Aus einem chaotischen Verkehrsknotenpunkt wurde ein für alle Verkehrsteilnehmer übersichtlicher Platz. Gleichzeitig ist durch das moderne Ambiente ein neues Lebensgefühl entstanden. Das Stadtbahnprogramm kurbelt damit auch abseits der Schienen die Stadtentwicklung an.
Rund 17 Millionen Euro investiert die Havag in den 970 Meter langen ersten Abschnitt von der Thüringer Straße bis zum Riebeckplatz. „Der Auftrag lautete, den Verkehr trotz der Baustelle so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Das ist uns gelungen. Doch dadurch bauen wir eben auch länger“, sagt Sterzing.
„Wir freuen uns, wenn wir dieses Etappenziel erreicht haben“
Der Projektleiter hat für Autofahrer dennoch eine gute Nachricht parat. Ab dem 19. Dezember soll es nämlich von der Riebeckplatz-Hochstraße sowie „unten“ vom Platz aus möglich sein, nach links in die Rudolf-Ernst-Weise-Straße und nach rechts in die Willy-Brandt-Straße abzubiegen. Dafür werden in Höhe des ehemaligen Maritim-Hotels neue Ampeln in Betrieb gehen, die den Verkehr sortieren. „Wir freuen uns, wenn wir dieses Etappenziel erreicht haben, weil es die Verkehrssituation entspannen wird“, sagt Sterzing.
Bis dahin ist der Abzweig vom Riebeckplatz in die Willy-Brandt-Straße dicht. Zwar haben sich die Autofahrer an die Umfahrungen gewöhnt, „allerdings kam es bei viel Verkehr zeitweise zu einer Überlastung des Straßennetzes“. An der Baustellensituation in der Merseburger Straße wird sich indes auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Weiter geht es vermutlich noch in 2020 zwischen Thüringer Straße und Pappelallee. (mz)