1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Basketball: Basketball: Gibt es das Wunder von Halle?

Basketball Basketball: Gibt es das Wunder von Halle?

Von Christoph Karpe 19.04.2012, 20:27

Halle (Saale)/MZ. - "Es ist der Wahnsinn. Ich hatte unheimlich viele Anfragen, ob ich denn Karten besorgen könne", erzählt Michaela Abelova - und dann auch über ihre Reaktion: "Ich konnte nur sagen: Tut mir leid, keine Chance, bitte kommt einfach rechtzeitig. Dann sollte es klappen, dass ihr noch in die Halle reinpasst." Nur zweien konnte sie helfen: Jan Benes und Pavel David. Die zwei tschechischen HFC-Kicker, schafften es auf die Gästeliste der Slowakin für das zweite Halbfinalspiel um die Basketball-Meisterschaft gegen Titelverteidiger TSV Wasserburg.

Weil die Hallenserinnen das Auswärtsspiel sensationell 65:59 gewonnen haben, winkt nun das "Wunder von Halle", wie es Abelova nennt: Mit einem zweiten Erfolg, Freitag 19 Uhr in der Burghalle, stünden die Lions im Finale. Und es mutet wirklich wie ein Wunder an, wenn man weiß, dass die Lions von den ersten sieben Saisonspielen sechs verloren hatten.

Kapazität der Halle reicht nicht

Die Euphorie um die Mannschaft von Martin Dornhoff ist riesig. Halle nimmt sich selbst wieder als Basketball-Hochburg wahr. "Wir reizen jeden Platz aus, die Burghalle wird rappelvoll", sagt Geschäftsführer Ralf Gonschorek. Wenn sonst etwa 250 Fans die Tribünen besetzten, wird am Freitag das doppelte erwartet. Der Eintrittspreis wurde um zwei Euro auf neun Euro für den Erwachsenen angehoben. Der Erfolg rechtfertigt den Zuschlag. Und trotzdem, so die Hochrechnungen, müssen Spätankömmlinge heimgeschickt werden, weil die Kapazität nicht ausreichen wird.Genau dieser hohe Erwartungsdruck bringt Coach Dornhoff in Zwiespalt. "Wir haben jetzt schon mehr erreicht, als uns viele zugetraut haben. Jetzt erwarten alle das Finale. Natürlich wollen wir dorthin, aber Wasserburg hat sich längst nicht aufgegeben. Personell sind sie viel besser besetzt als wir, und noch einmal werden die Stars uns nicht unterschätzen", sagt er. "Sie werden Druck aufbauen, und wir müssen 110 Prozent Leistung bringen, um bestehen zu können."

Zugleich muss er ein schweres Handicap ausgleichen: Nadja Prötzig fällt aus. Ihr doppelter Bänderriss im rechten Sprunggelenk lässt einen Einsatz nicht zu. "Wir könnten sie höchstens mit Gipsfuß aufs Parkett schicken", sagt Dornhoff mit Galgenhumor. Der Verlust wiegt schwer. Denn "sie ist unsere einzige deutsche Spielerin mit Erfahrung. Jetzt habe ich da nur noch 20-Jährige und Jüngere."

Weil es aber Pflicht ist, dass zu jedem Zeitpunkt des Spiels mindestens zwei Deutsche auf dem Feld sein müssen, sind nicht nur Julia Kohlmann, Laura Hebecker und Anna Heise im Dauerstress. Auch Laura Masek (20) und Inken-Victoria Henningsen (19) sind plötzlich gefragt. Letztere stand in der ganzen Saison nur 10:06 Minuten auf dem Feld. "Augen zu und durch, nicht nachdenken", sagt Abelova. Es ist ein gut gemeinter Tipp an die jungen Mitspielrinnen.

Reserven bei Kennedy

Trotzdem sieht Dornhoff Möglichkeiten, den Wasserburgerinnen, die seit 2002 immer im Finale standen, den K.o. zu versetzen. "Im Hinspiel war Ashley Ellis-Milan nicht nur wegen ihrer 21 Punkte überragend. Wenn Wasserburg sich jetzt auf sie konzentriert, gibt das vielleicht Tamara Tatham mehr Freiräume. Zugleich hatte Daphanie Kennedy in der ersten Partie keinen guten Tag. Ich setze darauf, dass sie diesmal wieder zu großer Form aufläuft", sagt der Trainer. Außerdem fielen am letzten Sonntag von 14 Drei-Punkte-Würfen nur drei durchs Netz: "Auch da gibt es Steigerungsmöglichkeiten", sagt Dornhoff. Dass seine Mannschaft mit jugendlichem Elan ihre Schnelligkeitsvorteile ausspielt und den Gegner permanent unter Druck setzt, erwartet er sowieso.

Der Gegner sinnt unterdessen auf Revanche und will unter allen Umständen ein drittes und entscheidendes Spiel am Sonntag in heimischer Halle erzwingen. "Im Spiel eins waren wir eigentlich in allen Bereichen schwächer als Halle, wir müssen uns deutlich steigern", sagt Trainer Hans Brei auf der TSV-Homepage. "Da hilft nur eins: besser und aggressiver verteidigen und hoffen, dass Ellis-Milan und Tatham dem Druck, der zu Hause sicher auf ihnen lasten wird, nicht gewachsen sind."

Andererseits hofft SV-Mann Gonschorek, dass die kleine, mit ohrenbetäubendem Lärm erfüllte Burghalle nur die Gäste beeindruckt: "Die werden sich wundern und vielleicht sogar erschrecken", sagt er. Die Euphorie der Fans soll die Lions ins Finale tragen.