1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Basketball: Basketball: Der deutsche Meister holt Halles größtes Talent

Basketball Basketball: Der deutsche Meister holt Halles größtes Talent

Von THOMAS RINKE 06.07.2011, 20:38

Halle (Saale)/MZ. - Die Nachricht flatterte Anfang Mai auf Facebook ein. Scheinbar unverfänglich. "Wir würden dich gern einmal bei uns in Bamberg sehen", bekam Andreas Obst dort zu lesen. Es hätte auch eine Einladung zu irgendeiner Party sein können. Doch der Absender war Mirko Petrick, Nachwuchs-Trainer beim deutschen Basketball-Meister Brose Baskets Bamberg. Und damit war Andreas Obst, der Nachwuchs-Basketballer vom USV Halle, alarmiert.

"Das war der Hammer. Davon träumst du als Spieler, dass sich diese Tür einmal für dich öffnet", sagt Obst. Das junge Talent aus Halle, gerufen von zurzeit unumstrittenen Branchenprimus Deutschlands. Jetzt, nur einen Monat später, steht fest: Obst wird in der neuen Saison nicht mehr beim USV spielen, sondern im JBBL-Team der Brose Baskets. Deren Nachwuchsabteilung ist ausgegliedert und spielt unter dem Namen TSV Tröster Breitengüßbach.

"Ich bin mit meiner Familie zwei Mal zum Probetraining nach Bamberg gefahren", erzählt der 14-Jährige, "und offenbar konnte ich dort überzeugen." Bereits bei seinem zweiten Besuch zeigten ihm die Verantwortlichen, wie er im 260 Kilometer entfernten Bamberg unterkommen würde. Denn der Bundesligist hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Andreas Obst wird in keinem gewöhnlichen Internat unterkommen, sondern in einer Nachwuchs-WG. Bambergs Jugend- und Schulkoordinator Florian Gut nennt die Gründe: "Unsere Philosophie sieht so aus, dass wir nicht die breit gefächerte Variante eines Jugend-Internats verfolgen, sondern eine individuelle Lösung gesucht und mit der Nachwuchs-WG gefunden haben."

Auch die Eltern von Andreas Obst, Simone und Alexander Fischer, haben sich alles angeschaut. Sie unterstützen ihren Sohn. "Wir werden dich vermissen, aber wir stehen total hinter dir. Mach es!"

Eine vierköpfige Wohngemeinschaft in Bamberg existiert bereits. Andreas Obst wird ab dem 1. August mit vier weiteren Talenten die zweite WG bilden. Dort wird er von Betreuungspersonal über den gesamten Tag betreut. Und natürlich wird er weiter zur Schule gehen. Die Brose Baskets arbeiten eng mit zwei Bamberger Gymnasien zusammen. "Probleme mit der Disziplin wird es nicht geben", lässt der Verein auf seiner Homepage wissen. Wer's nicht glaubt - einer der Betreuer ist ein pensionierter Bundeswehroffizier.

Einen Grund, sich über die Disziplin Sorgen zu machen, hat Jugendkoordinator Gut nicht. Dazu wurde im Vorfeld viel zu akribisch gescoutet. Und zudem haben die Junioren die großen Vorbilder immer direkt vor Augen. Bei seiner zweiten Fahrt nach Bamberg durfte auch Andreas Obst einmal an seinem Traum schnuppern. In der Stechert-Arena verfolgte der Hallenser das dritte Playoff-Halbfinalspiel der Brose Baskets gegen die Artland Dragons Quakenbrück. Das Spiel vor 6 800 Zuschauern sorgte für Gänsehaut. Die Arena nennt sich auch "Frankenhölle". Und so ist es bei Obst auch angekommen: "Da unten auf dem Parkett zu stehen, das ist mein Ziel."

Trainer Mirko Petrick ging mit ihm nach der Partie auf das Spielfeld, half Obst bei den Erinnerungsfotos mit seinen Lieblingsspielern Brian Roberts und Tibor Pleiß. Der 1,86 Meter große Obst war diesmal der Kleinste, aber er sagt: "Die Atmosphäre und alles drumherum - einfach nur bombastisch."

Aufmerksam geworden auf den jungen Hallenser ist der deutsche Meister beim Bundesleistungs-Camp 2010. Danach wurden die Brose Baskets aktiv. "Von seinem spielerischen Entwicklungspotenzial waren wir überzeugt", erklärt Gut, "danach haben wir uns mehrfach mit ihm, seinen Eltern und Trainern unterhalten." Fazit: Der 14-Jährige bringt auch charakterlich alle Voraussetzungen mit, um es in den Profi-Basketball zu schaffen.

Obst wird also die Schule wechseln und in die neu WG in Bamberg ziehen. "In diese Wohngemeinschaft kommen nur Spieler, von denen wir überzeugt sind, dass sie den Sprung in unser Bundesligateam schaffen können", stellt Florian Gut klar. In der kommenden Woche fährt Obst ein letztes Mal nach Bamberg, bevor das Abenteuer im August richtig losgeht. "Noch hält sich die Aufregung in Grenzen, aber das wird schon noch kommen." Am Mittwoch feiert er seinen 15. Geburtstag. Die Chance auf eine Profikarriere - ein besseres Geschenk kann er kaum bekommen.