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Bambi auf Abwegen Furchtloses junges Reh sorgt in Halle für Aufsehen

Auf dem Galgenberg sorgt ein ungewöhnlich zahmes und furchtloses junges Wildtier für Aufsehen. Tierschützer mahnen, das Reh in Ruhe zu lassen.

Aktualisiert: 09:38

Halle (Saale) - Wildtiere, die in der Nähe von Städten wohnen, sind in der Regel zutraulicher als ihre Artgenossen auf dem Land. Das Reh, das seit einiger Zeit immer wieder auf dem Galgenberg in Halle gesichtet wird, ist aber ein besonderer Fall: Das junge Tier zeigt keinerlei Scheu vor Menschen, ist furchtlos und sehr zutraulich. Anstatt zu fliehen, läuft es aktiv auf Spaziergänger zu und scheut selbst vor Hunden nicht. Was auf den ersten Blick ein schönes Schauspiel sein mag, beunruhigt viele Hallenser, die sich Sorgen um das Wohl des Tiers machen. Auch der hallesche Tierschutzverein schlägt in einem Beitrag auf Facebook Alarm: „Wir befürchten, dass die Zutraulichkeit dem Reh früher oder später zum Verhängnis wird.“

Doch zunächst kann Entwarnung gegeben werden: Das Reh ist nach Einschätzung des Tierschutzvereins wohlauf und findet auch genug Futter. Sein von einigen Passanten vermutetes kränkliche Aussehen sei lediglich dem Fellwechsel geschuldet. Woher das junge Reh kommt und warum es so zutraulich ist, kann man aber nur vermuten, sagt Tina Borghardt, Ehrenamtliche im Wildtierbereich beim Tierschutzverein Halle.

„Wir hatten erst eine fehlgeschlagene Auswilderung nach einer Handaufzucht vermutet“

„Wir hatten erst eine fehlgeschlagene Auswilderung nach einer Handaufzucht vermutet. Aber inzwischen gehen wir davon aus, dass das Reh dort aufgewachsen ist und von Anfang an von Menschen zahm gefüttert wurde“, sagt sie. Die Scheu vor Menschen sei eigentlich ein natürlicher Instinkt der Tiere. „Aber dieses Reh hat offensichtlich gelernt, dass von Menschen keine Gefahr ausgeht, sondern stattdessen sogar Futter zu erwarten ist.“

Vom Füttern sollten Besucher aber dringend absehen, sagt Tina Borghardt. „Um die Situation nicht noch zu verschärfen, sollte das Tier am besten ignoriert werden.“ Ferner sei nicht klar, ob es sich tatsächlich nur um ein Reh handelt oder etwa mehrere. Unter den Tierschützern habe es im Vorfeld des Facebook-Beitrags Diskussionen gegeben, ob eine Veröffentlichung nicht noch mehr Schaulustige anlocken könnte. „Wir haben uns doch dafür entschieden, weil uns viele besorgte Anfragen erreicht hatten“, so Tina Borghardt. „Wir hoffen auf die Vernunft der Menschen, dass sie das Tier in Ruhe zu lassen.“ (mz/Franz Ruch)