Denkmalschutz in Sachsen-Anhalt Bald wieder komplett? Verein bemüht sich um Bahnhofstürme in Halle
Halles Bahnhof soll zwei markante Wahrzeichen zurückerhalten. Dem Verein, der sich seit Jahren dafür einsetzt, ist nun ein entscheidender Schritt gelungen.

Halle (Saale)/MZ. - Seit fast 60 Jahren sind sie aus dem Stadtbild verschwunden, abgetragen im Zuge der Bauarbeiten, bei denen Halles Hauptbahnhof ein völlig neues Aussehen erhielt. Die Aluminium-Vorhangfassade ist keine 20 Jahre später wieder entfernt worden, die markanten Kuppeln der Bahnhofstürme mitsamt Bekrönung aber kehrten nicht wieder an ihre Plätze links und rechts der Empfangshalle zurück. So würde es wohl bleiben, gäbe es nicht den unermüdlichen Bahnhofstürme-Verein um Harald Voigt, dem nun ein entscheidender Schritt gelungen ist: Dank einer Förderung der Landesinvestitionsbank konnten die Enthusiasten ein Vorprojekt in Auftrag geben, das jetzt vorliegt.
Für die Bahn als Eigentümer des denkmalgeschützten Baus seien die Bahnhofstürme kein vordringliches Projekt, macht Vereinschef Voigt deutlich. „Sie sind nicht betriebsnotwendig, deshalb scheidet die Bahn als Alleinfinanzier aus.“ Um so größer sei die Freude über die Förderung des Vorprojektes, mit der man der Komplettierung der Türme ein weiteres Stück näher gekommen sei.

Mit dem von Torsten Geppert und Frank Pommer vom halleschen Ingenieurbüro IGIM erarbeiteten, auf einer Diplomarbeit zum Thema basierenden Vorprojekt steht nämlich fest: Die Bahnhofstürme könnten Kuppeln und Bekrönung zurückerhalten. Die Experten haben dafür unter anderem die Standsicherheit untersucht und geprüft, wie sich für Inspektionen und Wartungsarbeiten eine Begehbarkeit der Kuppeln realisieren ließe. Es scheine erstrebenswert, die Kuppeln wiederherzustellen, sagt Bauingenieur Geppert. „Es ist möglich. Letztendlich ist es eine Frage des Geldes.“
Die Ingenieure haben die Bauarbeiten mit rund 1,45 Millionen Euro veranschlagt. Dieses Geld könne der Verein natürlich nicht aufbringen, sagt dessen Vorsitzender. Aber man werde sich weiter um Spenden bemühen. Zum Beispiel mit dem Verkauf von Vereinstassen, die in der Bahnhofslounge zu haben sind und bald auch mit Thermobechern, die als Nächstes mit Unterstützung der Stadtwerke angeboten werden sollen. Geht es nach dem Verein, könnte auf dem Bahnhofsvorplatz auch bald ein Turmmodell stehen – verbunden mit dem Sammeln von Spenden.

Die werden wohl reichlich benötigt, denn die Bauarbeiten wären mit vielen Unbekannten verbunden. Unklar ist neben der weiteren Entwicklung der Baupreise zum Beispiel, wie es um das Innere der Türme tatsächlich bestellt ist – im Zuge der Bauarbeiten in den 1960ern sind sie mit Bauschutt verfüllt worden. Dieser soll nach Empfehlung der Ingenieure nur bis auf das Niveau der an beiden Türmen befindlichen Fenster entfernt werden, mehr wäre nach Einschätzung der Fachleute viel zu aufwendig.

Bei seinem Vorhaben setzt der Verein auch auf den Hauseigentümer Bahn und weiß Bahnhofsmanager Karsten Kammler dabei auf seiner Seite. Langfristig stünden Reparaturarbeiten an der Kuppel über der Empfangshalle an, hat Vereinschef Voigt in Erfahrung gebracht. „Wenn man beides kombinieren könnte, wäre das natürlich ideal“, sagt er mit Blick auf die Kosten zur Baustelleneinrichtung. Unterstützung haben auch die Untere Denkmalschutzbehörde und René Rebenstorf signalisiert. Halles Baubeigeordneter will bei passender Gelegenheit bei den Investoren, die an Halles Riebeckplatz bauen wollen, um finanzielle Hilfe werben.