Babyklappe wird zur Krippe
HALLE/MZ. - Die ersten Monate eines Kindes sind besonders prägend. Nicht nur für den Säugling, sondern auch für die Eltern. Was eine Mutter kurz Weihnachten veranlasst hat, ihr bereits mehrere Monate altes Kind in die Babyklappe des halleschen Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara zu legen, ist deswegen kaum fassbar.
Das Angebot der Klinik - es gibt in Sachsen-Anhalt lediglich vier solcher Babyklappen - richtet sich an Eltern, die nach der Geburt in einer besonderen Notsituation sind. Dass sich eine Mutter Monate nach der Entbindung von ihrem Kind auf diese Art trennt, ist zumindest hierzulande ein einmaliger Fall. Halles Sozialdezernent Tobias Kogge findet diesen Weg aber "besser, als wenn dem Kind etwas geschehen wäre".
Das so genannte Babynest im Zentrum von Halle ist beheizt, wenige Sekunden nach dem Ablegen des Kindes gibt es im Empfangsbereich der Klinik, der rund um die Uhr besetzt ist, ein Signal. Mitarbeiter der Neugeborenenstation werden informiert und können den Säugling holen.
Kurz nachdem das Kind einen Tag vor Heiligabend entdeckt worden war, wurde die Polizei eingeschaltet. "Wir sind von der Klinik informiert worden, haben uns davon überzeugt, dass es dem Kind gut geht und sehen deshalb keinen Grund, etwas zu unternehmen", sagte gestern Polizeisprecher Siegfried Koch. Die Strafanzeige der Stadt findet die Staatsanwaltschaft überzogen (siehe "Nicht strafbar").
Sozialdezernent Kogge und Jugendamtsleiterin Katharina Brederlow wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Eltern des Kindes ihre Entscheidung überdenken. "Es geht nicht darum, dass sie das Kind wieder mitnehmen müssen, sondern darum, gemeinsam den besten Weg zu finden", sagte Kogge. Das könne auch eine Adoption oder die zeitweise Betreuung in einer Pflegefamilie sein. Warum die Mutter die in Halle bestehenden Möglichkeiten der Beratung oder auch der sozial-pädagogischen Betreuung nicht genutzt hat, kann er nicht verstehen.
Familien, die sich in einer Notlage befinden, rät Dezernent Kogge, sich möglichst schon vor der Entbindung entweder an die Schwangerschaftsberatungsstellen oder an den Allgemeinen Sozialen Dienst des städtischen Jugendamtes zu wenden. "Doch auch nach der Geburt sollte sich niemand scheuen, bei Bedarf den Weg dorthin zu gehen.
Ein Nachrichten-Video zu diesem Thema auf den Internetseiten der MZ unter: