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Autofan zaubert mit Schrott

Von Ralf Böhme 09.02.2007, 16:19

Nauendorf/MZ. - Das erste Auto erhielt 1956 der starke Mann in der damaligen DDR-Nomenklatura: Walter Ulbricht.

Schmidts Vater erwarb ein Modell in den 1970er Jahren. Seither schwärmt auch Schmidt junior für den schnellen 80-PS-Sechszylinder mit dem satten Sound. Optisch auffälligstes Merkmal bis heute - der komplett verchromte Kühlergrill des fast fünf Meter langen Wagens.

Was der Nauendorfer Invalidenrentner ordert, löst bei Autofans im Normalfall das Grausen aus. Auf dem Hof stapeln sich dann die rostigen Bleche, dass Laien spontan meinen: Das ist ein Schrotthaufen. Für Schmidt bedeutet es aber in jedem Fall einen Schatz. Löcher in der Karosse, gebrochene Achsen, ungepflegte Motoren - sein Motto: "Alles kann man in Ordnung bringen." Zeit, Geschick und Freunde helfen ihm dabei. Zwei inzwischen sofort fahrbereite "Sachsenring"-Fahrzeuge aus den 1950er Jahren, darunter ein Cabrio, kann der gelernte Mechaniker mittlerweile sein Eigentum nennen. Wenn Schmidt damit zu einem Oldtimertreffen fährt, ist ihm die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Fachleute sicher. Jetzt liegen wieder vier bis fünf Jahre mühevoller Kleinarbeit vor ihm.

Ein "Sachsenring"-Kombi aus dem Jahr 1957, der nur noch in den Konturen erkennbar ist, wartet in seiner Werkstatt auf ein zweites Leben. Schmidt lockt nicht zuletzt der historische Hintergrund dieser Baureihe. Ihm zufolge stammt diese Kleinserie nämlich nicht aus Zwickau, sondern ist im ehemaligen Karosseriewerk Halle gefertigt. "Dieser Betrieb war zuständig für Sonderanfertigungen," sagt Bodo Schmidt nach ersten Recherchen. Das erklärt beispielsweise technische Details wie ein großes gläsernes Schiebedach, ein Kamerapodest anstelle des Beifahrerplatzes oder umklappbare Sitze.

Inzwischen ahnt der Hobbyforscher auch den Grund: "Dieses Auto rollte für den Frieden und die Friedensfahrt. Abnehmer war das DDR-Fernsehen." Gern würde er noch mehr in Erfahrung bringen. Dazu sucht der Nauendorfer neue Kontakte zu Karosseriewerkern.