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Ausstellung im Stadtmuseum Ausstellung im Stadtmuseum: Eine Liebe im Dritten Reich

Von Heidi Pohle 27.09.2002, 18:23

Halle/MZ. - Eine Liebe im Dritten Reich, eine Liebe, die es gar nicht geben darf: Weil eine Frau eine Frau liebt, weil die eine eine Jüdin ist und die andere eine Soldatengattin mit vier Kindern. Doch trotz nationalsozialistischer Rassengesetze und täglicher Deportationen jüdischer Bürger, trotz Bombennächten und ständiger Angst vor Entdeckung finden Felice Schragenheim, die Jüdin, und Lilly Wust, die Arierin, 1943 zueinander.

Das gemeinsame Leben endet, als Felice, 1922 geboren, am 21. August 1944 von der Gestapo abgeholt und über Theresienstadt und Groß-Rosen in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert wird. Lilly wartet nach dem Krieg vergebens auf ihre große Liebe.

Von dieser für die beiden Frauen glücklichen Zeit, von den Freuden und auch Sorgen des Alltags in einer schrecklichen Zeit erzählt die Ausstellung "Das kurze Leben der Jüdin Felice Schragenheim", die am Donnerstagabend im Stadtmuseum Lerchenfeldstraße in Glaucha eröffnet wurde.

Anhand von Dokumenten und Fotos wird das Leben von Felice erzählt - von der behüteten Kindheit in einer wohlhabenden Zahnarztfamilie in Berlin, vom frühen Tod der Eltern und von der zunehmenden Ausgrenzung durch die Rassengesetze, was den plötzlichen Abbruch der Schule zur Folge hat. Felice muss, während sie auf das rettende Visum wartet, Zwangsarbeit verrichten. Als ihre Großmutter deportiert wird, geht sie in den Untergrund und lernt schließlich Lilly Wust kennen. Lilly Wust, die noch heute in Berlin lebt, hat all die Bilder, Schulzeugnisse, Ausweise, Postkarten und Briefe aufbewahrt, auch Gedichte von Felice, einer Nichte von Lion Feuchtwanger.

Die bewegende Schau, die den Überlebenskampf der jungen Frau zeigt, basiert auf Recherchen der Autorin Erica Fischer für ihr Buch "Aimée und Jaguar". Darin wird die Geschichte von Lilly (Aimée) und Felice (Jaguar) erzählt. Halle ist die 58. Station der 1995 erstmals gezeigten Ausstellung. Wie Erica Fischer zur Eröffnung in Halle sagte, werde "eine Ode an die Liebe dokumentiert, die selbst im Nationalsozialismus blühen konnte".

Und weil die Zeugnisse davon so anrührend sind, seien sie gut geeignet, jungen Menschen, die wenig über das Massenmorden wissen, den Zugang zum Schicksal der Juden im Dritten Reich zu erleichtern.

Die Ausstellung, die von der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt, der Stadt Halle, der Jüdischen Gemeinde zu Halle, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Halle und Umland sowie von Vereinen initiiert wurde, wird von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet.

Die Schau läuft noch bis zum 3. November. Sie kann montags bis freitag von 9 bis 16 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr in der Lerchenfeldstraße 14 besucht werden. Der Film "Aimée und Jaguar" wird im "Zazie" in der Großen Ulrichstraße vom 17. bis 30. Oktober auf Anfrage gezeigt - Telefon 0345/20 97 826.