Aufbruch am "Weinberg-Campus" Aufbruch am "Weinberg-Campus": Eine Milliarde Euro Investition in 25 Jahren

Halle (Saale) - Die Gründer heute weltweit mächtiger Technologiekonzerne haben ihre Ideen anfangs in Garagen zusammengeschraubt. Deshalb ist die Garage längst Sinnbild für eine Unternehmensgründung geworden. Eine Art „Garage“ entsteht derzeit auch auf Halles Technologiepark Weinberg-Campus. Mit einigem, was der junge und und kreative, aber arme Forscher und Unternehmensgründer eben so braucht: Gemeinschaftsräume mit Arbeitsplätzen für mehrere Gründer etwa; Co-Working lautet das Schlagwort.
Auch Labore und Technikräume für die Umsetzung erster Ideen. Immerhin rund eine halbe Million Euro kostet der Umbau des Technologie- und Gründerzentrums am Weinbergweg 23. Es ist das älteste Gebäude des vor 25 Jahren gegründeten TGZ.
Gründer Professor Wolfgang Lukas
1991 hatte Professor Wolfgang Lukas hier das Zentrum am Weinberg gegründet. Seine Idee von Anfang an, war die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Erfolgskonzept: „Unter den insgesamt 300 Technologie- und Gründerzentren in Deutschland spielen wir in der ersten Liga“, sagt Ulf-Marten Schmieder. Seit mehr als zwei Jahren ist der Hallenser nun Geschäftsführer des TGZ und des benachbarten Bio-Zentrums.
Inzwischen firmiert man unter Technologiepark Weinberg Campus. Der 134 Hektar große Weinberg-Campus sei der größte seiner Art in Mitteldeutschland, und unter den deutschen Top Ten, so Schmieder. In 25 Jahren wurden bisher rund eine Milliarde Euro auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne sowie am Weinberg und Uniklinik investiert!
Partner auf dem Weinberg-Campus
Partner auf dem Campus sind in einer beinahe einzigartigen räumlichen Nähe die Universität, Univations, der Gründerservice der Uni, sowie die großen Forschungsinstitute der Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaften sowie der Leibniz- und Helmholtz-Gemeinschaften. Etwa 90 Firmen, Einrichtungen und Dienstleister aus der Biotechnologie, Biomedizin, der Umwelt- und Medizintechnik sowie der Nanotechnologie und der IT sind derzeit auf dem gesamten Campus ansässig. Insgesamt 5.500 Mitarbeiter werden auf dem Campus gezählt – freilich mit dem Universitätsklinikum.
25 Jahre nach der TGZ-Gründung herrscht zudem nun wieder so etwas wie Aufbruchsstimmung, sagt Ulf-Marten Schmieder. Für die zur „Garage“ umgebauten alten Gründerzentrum würden elf neue Start-up-Unternehmen einziehen, über 20 Unternehmen gebe es dort. Und: „Wir denken als TGZ darüber nach, einen Neubau am Campus zu errichten. Denn die Räume und Labore in unseren bisher neun Gebäuden sind ausgebucht.“ Das gestiegene Interesse sei einerseits konjunkturell bedingt.
ECH Elektrochemie Halle
Andererseits seien Firmen, die auf dem Campus angefangen haben, inzwischen gewachsen. Erst im vergangenen Jahr etwa hat die ECH Elektrochemie Halle GmbH für rund 2,5 Millionen Euro ein eigens Betriebsgebäude am Campus gebaut. ECH gehörte 1991 zu den ersten Mietern im Technologie- und Gründerzentrum. Mit ihren chemischen Analyseverfahren hat sich die Firma einen weltweiten Ruf gemacht.
Eine Erfolgsgeschichte hat auch das Biotech-Unternehmen Icon Genetics geschrieben, dessen mit Hilfe von Tabakpflanzen hergestelltes Anti-Ebola-Serum weltweit für Schlagzeilen sorgte. 2015 übernahm der Denka Konzern aus Japan - das Unternehmen bleibt aber in Halle. So wie auch die Wacker Biotech GmbH, die 2014 die Produktion des bereits 1999 in Halle gegründeten Biotechnologie-Unternehmen Scil Proteins übernahm - und weiter in Halle produziert. Für internationales Renommee im Technologiepark sorgt seit Jahren auch die Probiodrug AG. Das auf dem Weinberg Campus gegründete Pharmaforschungsunternehmen ist 2014 an die Börse gegangen.
Bekenntnis der Universität Halle
Ein klares Bekenntnis der Universität zum Forschungsstandort ist auch das neue Proteinzentrum, das derzeit für 40 Millionen Euro am Weinberg entsteht. Während es in den Gebäuden von TGZ und Bio-Zentrum also derzeit wegen der Nachfrage Platzmangel herrscht, gibt es auf den Ansiedlungsflächen im Süden des Campus in Richtung Neustadt und Heide noch Platz. Mehr als 100.000 Quadratmeter sind dort frei. Die Stadt verhandelt mit Investoren.
Mit der „Garage“ wird weiter auf Zukunft gesetzt. Geplant sind zwei Gründerwerkstätten der Universität für Studierende und Wissenschaftler. "Wir wollen dort noch bessere Bedingungen für innovative Gründungsprojekte schaffen, die sich am Campus entwickeln und langfristig ansiedeln", sagt Geschäftsführer Ulf-Marten Schmieder. (mz)