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Auf offener Bühne im Ragtime-Fieber

Von RALF BÖHME 17.11.2008, 17:34

TEUTSCHENTHAL/MZ. - Dass sie im Dezember erst ihren 75. Geburtstag feiert, sieht die Hallenserin dabei als "absoluten Vorteil". Denn Ragtime könne sie zwar tanzen, doch "ein Zuckerschlecken" sei das nicht, sondern richtig harte Arbeit. Man müsse wohl schon etwas unkonventionell und vor allem gut drauf sein, um in ihrem Alter einem sehr jungen Mann - gespielt vom 25-jährigen Karsten Helbig - juchzend in die Arme zu springen.

Doch ist das nur eine von vielen witzigen Szenen, die Maud mit ihrem Harold auf der Bühne in der Teutschenthaler Maerkerstraße 30 erlebt. Was den beiden in jeder Hinsicht gegensätzlichen Akteuren gefällt, ist der teilweise abgrundtiefe englische Humor, der von von der ersten bis zur letzten Minute die gut zweistündige Aufführung wie ein schwarzer Faden durchzieht. Nur soviel sei an dieser Stelle verraten: Das ungewöhnliche Paar, das eine Vorliebe für solche Zeremonien näher zueinander bringt, lernt sich auf einer Beerdigung kennen...

Seit dem Sommer lernt Christel Wurbs ihre Rolle. Das Textbuch umfasst zwei Akte und zählt 185 Seiten. Erst übte sie nur für sich, nun aber schon einige Wochen auch im Dialog mit dem Bühnenpartner. Etliche Szenen klappen schon ganz gut, wie sie sagt. An einigen Dingen müsse aber noch gefeilt werden. Da schwört die studierte Germanistin, die früher an der Helene-Lange-Schule unterrichtete, auf den Regisseur. Das ist Armin Mechsner, der Mann der ersten Stunde des Teutschen Theater Teutschenthal. Der ehemalige Thalia-Chef aus Halle baute diese Kulturinsel auf dem Lande Anfang der 90er Jahre in der ehemaligen Bauhaus-Schule auf.

Christel Wurbs kam vor knapp zehn Jahren dazu, als sie in Pension ging und sich einen Traum erfüllen wollte. "Als Pädagogin habe ich so oft über Theater gesprochen, dann wollte ich es auch einmal selbst mitgestalten." Improvisationen auf offener Bühne waren der Einstieg in dieses Metier. Erst dann bekam die ursprünglich aus dem Sudetenland stammende Frau, die es über Neubrandenburg und Berlin nach Halle verschlagen hatte, ihre ersten kleinen Rollen als Mutter in der "Weihnachtsgans Auguste" oder als Adlige im Peter-Turini-Stück "Campiello". Über ihre aktuelle Herausforderung sagt Christel Wurbs: "Ich weiß, dass es ein Wagnis bedeutet. Aber ich will es noch einmal wissen." Gerät die Aufführung zu einem Erfolg, will sich die Krimi-Liebhaberin in absehbarer Zeit vielleicht eine Reise in die Toskana leisten.