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Auf den Spuren der Felicitas von Selmenitz Auf den Spuren der Felicitas von Selmenitz: Buch über erste Anhängerin der Reformation

Von Claudia Crodel 10.05.2020, 14:00
Das Gemeindehaus in der Puschkinstraße ist der Reformatorin Felicitas von Selmenitz gewidmet. Der historische Bogen nennt jedoch die beiden evangelischen Gemeinden.
Das Gemeindehaus in der Puschkinstraße ist der Reformatorin Felicitas von Selmenitz gewidmet. Der historische Bogen nennt jedoch die beiden evangelischen Gemeinden. Silvio Kison

Halle (Saale) - Felicitas von Selmenitz (1488 - 1558) war eine für ihre Zeit ungewöhnliche Frau und eine der ersten Anhängerinnen der Reformation. Verheiratet mit Wolf von Selmenitz, Hauptmann von Allstädt, war die aus Dornburg stammende Frau eine Schwägerin von Justus Jonas. Sie stand in Austausch mit Thomas Müntzer, Martin Luther und anderen Protagonisten der Reformation. Ihre umfangreiche Sammlung reformatorischer Schriften mit wertvollen Widmungen Luthers, Bugenhagens und Melanchthons wird in der Marienbibliothek aufbewahrt.

Buch über er Anhängerin der Refomation eine Art Wandführer

Jetzt gibt es ganz druckfrisch das Faltblatt „Auf den Spuren der Felicitas von Selmenitz“. Es entstand in Kooperation der Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland, des Mitteldeutschen Bibelwerkes und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Halle.

„Das ist eine Art Wanderführer durch die halleschen Altstadt und führt zwischen Georgenkirche und Stadtgottesacker zu acht Orten, die für ihr Leben und Wirken Schlüsselstellen darstellen“, sagt Sven Hanson, Leiter des Mitteldeutschen Bibelwerkes. Das Faltblatt bietet einen Stadtplanausschnitt, in dem die Orte und deren Platz im Leben von Felicitas von Selmenitz gekennzeichnet sind. Zudem liefert eine biografische Zeitleiste Überblick und Einordnung ihrer Wirkungszeit in Halle.

Felicitas von Selmenitz bekannte sich als erste Frau in Halle öffentlich zur Reformation 

„Die meisten der für Felicitas von Selmenitz bedeutsamen Orte, sind zwar noch da, wurden aber im Laufe der Jahrhunderte wesentlich überformt“, erklärt Sven Hanson. Als Beispiel nennt er die Georgenkirche, in der sich Felicitas von Selmenitz als erste Frau in Halle öffentlich zur Reformation bekannte und dort erstmals das Abendmahl mit Brot und Wein empfing. „Die Georgenkirche ist heute eine ganz andere als Anfang des 16. Jahrhunderts“, so Hanson.

Ein weiterer, heute anderes genutzter Ort ist das Haus Marktplatz 22. Heute ist es Teil der Galeria Kaufhof. Jahrhunderte lang war dort einer der angesehensten Gasthöfe der Saalestadt, das Gasthaus „Zum Goldenen Ring“. Dort wurde Wolf von Selmenitz in der Nacht vom 8. zum 9. Januar 1519 von einem Marschall am Hof Kardinal Albrechts erstochen.

Die Marktkirche dagegen wurde zu Lebzeiten von Felicitas von Selmenitz fertig gestellt und war ihr nicht unbekannt, schließlich hielt dort Justus Jonas, ihr Schwager, 1541 die erste evangelische Predigt, nachdem Kardinal Albrecht die Stadt Richtung Mainz verlassen hatte.

Trotz Corona soll am 25. Juni eine erste geführte Wanderung geben

Auf dem Stadtgottesacker befindet sich mit dem Grabbogen Nummer 12 die letzte Ruhestätte von Felicitas von Selmenitz. Das ehemalige Gemeindehaus der Laurentiusgemeinde in der Puschkinstraße 27, das heute unter anderem Sitz der Propstei Halle-Wittenberg und der Evangelischen Studierendengemeinde ist, trägt ebenfalls den Namen der Förderin der Reformation.

Trotz der Corona-Pandemie soll übrigens am 25. Juni, 19 Uhr, eine erste geführte Wanderung „Auf den Spuren der Felicitas von Selmenitz“ stattfinden, beginnend an der Marienbibliothek. „Wenn sich die Situation nicht wieder verschärft, kann man das anbieten. Es ist eine reine Open-Air-Veranstaltung und die Sicherheitsabstände und mögliche Auflagen können gewährleistet werden“, so Sven Hanson.

››Das Faltblatt gibt es unter www.bibelwerk-ekm.de/aktuelles oder gedruckt bei den Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland, Kleiner Berlin 2. (mz)