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Arbeiterwohlfahrt in Halle Arbeiterwohlfahrt in Halle: Warme Kleidung für einen Euro

Von Silvio Kison 21.12.2012, 16:08

Halle (Saale)/MZ. - „Zur AWO-Kleiderkammer? Einfach hoch kommen, wir sind in den ersten Etage“, ruft Ina Menzer. Freundlich begrüßt die lebensfrohe 44-Jährige die Besucher. Die drei Räume in der Telemannstraße 11 in Halle-Neustadt sind ihr Reich.

Es ist Donnerstagmittag, kurz nach zehn Uhr: Eine Handvoll Kunden stöbert in den Regalen. Gleich neben der Tür ist die Kasse. Ein großes Bücherregal steht gegenüber vom Eingangsbereich und unter dem Fenster ein Tisch mit Kinderspielzeug. „Wir haben hier nicht nur Kleidung, sondern alles was man so braucht“, sagt Menzer stolz. In den nächsten beiden Räumen dann das, was man in einer Kleiderkammer erwartet: Kleidung in allen Größen und Farben. Natürlich gebraucht - gespendet. Gut sortiert liegen auf einem Tisch in der Mitte des zweiten Raums dutzende Stapel Pullover. Immer wieder legt Menzer den ein oder anderen zusammen - macht Ordnung. „Man muss den Kunden schon mal hinter her räumen“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Hinter ihr Reihen sich Winterjacken an einer lange Kleiderstange aneinander. Dazwischen immer wieder Tische mit Hosen, Hemden und Pullovern. Eine Kundin hat gerade ein Hose entdeckt, die ihr gefällt: „Ich zieh mich hier aber nicht aus, um die anzuprobieren“, sagt sie. Für Ina Menzer kein Problem: „Gleich dort ist ein Raum zum Umziehen“, sagt sie höfflich und deutet in die gegenüberliegende Ecke. Eine kleine Garderobe mit einem Vorhang – ausreichend. Man merkt Ina Menzer sofort an, diese Frau lebt für ihre Arbeit. „Hier steckt mein Herzblut drin“, sagt sie selbst.

Winter- und Kindersachen hoch im Kurs

Im Mai 2008 hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Kleiderkammer eröffnet. Seit dem ersten Tag ist Ina Menzer dabei und die gute Seele des Geschäfts. „Wenn geöffnet ist, kommen bis zu dreißig Kunden vorbei“, sagt sie. An kalten Tagen können es aber auch schon fünfzig sein. Vom Wintermantel über Schuhe bis hin zu T-Shirts und Hemden hat sie alles da. Zur Zeit sehe es mit Wintersachen noch gut aus. Wenn es aber wieder kälter wird, dann könne es schnell knapp werden. „Vor allem Kindersachen brauchen wir immer“, sagt sie und zeigt auf ein Regal an der Wand. Davor stapeln sich Winterschuhe, Gummistiefel und Turnschuhe. Eine Frau sucht gerade nach passender Kleidung für ihren Sohn. Der stöbert unterdessen lieber in einer kleinen Kiste mit Spielzeug. „Wir haben nicht nur Kleidung. Die Menschen, die hier her kommen, können alles gebrauchen“, sagt Menzer. Und so findet man auch Spielzeug, Bücher oder die erst vor zwei Tagen gespendeten Gläser und Tassen aus einem Hotel.

Fleißige Helfer

Unterstützung bei ihrer Arbeit erhält sie von Günter Wagner. Der 62-Jährige arbeitet seit einem Jahr als ehrenamtlicher Helfer in der Kleiderkammer. „Ich bin selbst als Bedürftiger hergekommen“, erzählt er. Am Ende sei er einfach geblieben. Nun kommt er immer zu den Öffnungszeiten am Dienstag und Donnerstag und hilft aus.

Aber auch die Kunden selbst packen mit an. Zum Beispiel die 34-jährige Nadine Kolbe. „Wenn jemand etwas spenden will, aber nicht zu uns kommen kann, dann fährt Frau Kolbe auch mal vorbei und holt die Sachen ab“, sagt Menzer. Denn das sei oft ein Problem. Die AWO könne die Spenden nicht selbst abholen. Nadine Kolbe, Mutter von vier Kindern, hilft gern: „Ich bin dankbar, dass ich hier einen warmen Pullover oder ein T-Shirt für die Kinder bekomme. Und da ist man froh, wenn man auch mal etwas zurückgeben kann.“

Spenden sind wichtig

Kleidung gibt es nur mit dem Halle-Pass. Den bekommt man direkt vom Sozial- oder Hartz IV-Amt. „Pro Halle-Pass erhält man fünf Teile“, erklärt Menzer. Bei Kindersachen sei es noch schwieriger. „Für die Kleinsten haben wir oft zu wenig, da dürfen nur drei Teile mitgenommen werden.“ Zahlen muss man in jedem Fall nur einen obligatorischen Euro.

Zweimal in der Woche ist die Kleiderkammer geöffnet: Dienstag und Donnerstag. Daneben gibt es auch mehrmals in der Woche die Möglichkeit, Spenden abzugeben. Aber da mache Menzer auch gerne eine Ausnahme. „Wenn jemand nur außerhalb der normalen Öffnungszeiten kann, dann finden wir immer einen passenden Termin“, sagt sie. Vier bis fünf Spenden seien es im Durchschnitt pro Woche. 300 Besucher hat die Kleiderkammer dagegen jeden Monat. „Es geht immer mehr weg als rein“, sagt Menzer. Dann geht sie nach hinten. Einige Kartons haben sich bereits neben der Kasse angesammelt. Es sind neue Kindersachen gekommen. Die heißt es jetzt, durchzuschauen und auszusortieren. Und im Notfall legt sie auch schon mal selbst Hand an: „Da greif ich auch mal schnell zu Nadel und Faden und nähe einen fehlenden Knopf wieder an.“