Anatomie an der Universität Halle Anatomie an der Universität Halle: Meckel-Sammlung soll nationales Kulturgut werden

Halle (Saale)/MZ - Diese wahrlich kompromisslose naturwissenschaftliche Haltung gehört zum Mythos Meckel-Sammlung: Philipp Friedrich Theodor Meckel ist selbst Teil der eigenen anatomischen Sammlung, die sein Vater begründet hatte. Das Skelett des 1803 verstorbenen Anatoms ist in der Sammlung des Instituts in einem offenen Schrank ausgestellt - zusammen mit den Schädeln seines Sohnes und zweier Enkel. Meckel hatte seine Skelettierung einst sogar testamentarisch verfügt, wegen der Besonderheit eines dreizehntes Rippenpaares sowie eines zusätzlichen Wirbels zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule fand er Eingang in die Vitrine.
Antrag auf den Titel
Fein verästelte Gefäßsysteme, Gehirn-Präparate, filigrane Skelette von Föten, aufgeblasene Därme oder Fehlbildungen - die historischen Meckelschen Sammlungen sind in Fachkreisen weltberühmt. Und künftig könnten sie auch noch etwas populärer werden: Die rund 8.000 Präparate umfassende Sammlung des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Martin-Luther-Universität soll in das „Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes“ aufgenommen werden. „Der Antrag wird in der Fakultät beschlossen und dann über die Universität an das Kultusministerium weitergegeben“, sagt auf Nachfrage Jens Müller, Sprecher der Medizinischen Fakultät.
Mit dem Eintrag in die Liste der geschützten Kulturgüter Deutschlands dürften Bekanntheit und öffentliches Interesse weiter wachsen. Die Nachfrage indes ist schon jetzt sehr groß: Bei den seltenen Öffnungszeiten etwa anlässlich der Nacht der Wissenschaften bilden sich am Gebäude der Anatomie immer lange Besucherschlangen.
Das Problem an der großen Nachfrage: Die historischen Meckelschen Sammlungen sind kein Museum, sondern als eine rein wissenschaftliche Auslese gedacht, angelegt und ausgebaut ausschließlich für Forschung und Lehre. Schon aus Sicherheitsgründen gibt es Beschränkungen. Es gibt nur einen einzigen Zugang zu den Räumen im Dachgeschoss der Anatomie, zwischen den Vitrinen mit den Tausenden Präparaten geht es sehr eng zu. Die Sammlungen können deshalb ausschließlich bei Gruppenführungen besichtigt werden, deren Teilnehmerzahl zudem aus Platzgründen auf 20 Teilnehmer begrenzt ist. Seit Jahren führen nur Sammlungsleiter Prof. Rüdiger Schultka und Prof. Bernd Fischer, der Direktor des Instituts für Anatomie und Zellbiologie, durch Halles Körper-Welten - ehrenamtlich. „Dennoch öffnen wir jährlich immerhin für 1 600 bis 1 900 Besucher. Rund 15 Prozent sind Studenten, also jene, für die die Sammlungen eigentlich auch gedacht ist“, so Bernd Fischer.
Weitere Gästeführer
Wegen des zuletzt immer mehr gewachsenen Interesses soll in einer Kooperation von Stadtmarketing und Förderverein die Forschungssammlung nun aber einem größeren Interessentenkreis erschlossen werden - bei allen Beschränkungen, die weiter gelten werden. Dennoch wird die Zahl der Führungen wohl erhöht. Denn für das Stadtmarketing hat die Kunstgeschichtlerin Claudia Steinicke vom Förderverein der Sammlungen nun auch Führungen übernommen. „Um dieses Angebot aber noch besser abzusichern, wird wohl bis Jahresende eine weitere Mitarbeiterin in die komplexe fachliche Materie der Meckelschen Sammlungen eingearbeitet“, sagt Stefan Voß, der Leiter des Stadtmarketings. Die Nachfrage ist groß: „Bei den beim Stadtmarketing bisher buchbaren monatlich stattfindenden Führungen gibt es lediglich nur noch im November einige wenige Plätze“, so Voß.
Mehr unter www.meckelschesammlungen.uni-halle.de
