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American Football American Football: Ein "Texaner" lenkt die Falken

Von frank harnack 22.05.2014, 20:48
Erik Hüsgen (Mi.), hier im Gespräch mit Spielertrainer Torsten Lüdtke, ist der neue Quarterback der Halle Falken.
Erik Hüsgen (Mi.), hier im Gespräch mit Spielertrainer Torsten Lüdtke, ist der neue Quarterback der Halle Falken. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Zu übersehen ist sie nicht, die texanische Flagge, die sich Erik Hüsgen auf seinen roten American-Football-Helm geklebt hat. Dicht neben der „10“, seiner Spielernummer, hat sie ihren Platz gefunden. Und das nicht ohne Grund. Hüsgen, seit dieser Saison Quarterback der USV Halle Falken in der Landesliga Ost, hat eine besondere Beziehung zu diesem US-Staat.

Ein Jahr lang spielte der 23-Jährige, der am Sonntag sein Heimdebüt für die Falken gibt, für ein High-School-Team in Fort Worth nahe Dallas. Mit diesem erreichte er die Playoffs und spielte dabei sogar eine Partie im früheren Stadion der Dallas Cowboys, dem fünfmaligen Superbowl-Gewinner. „Wir haben uns in der gleichen Kabine wie die Cowboys-Profis umgezogen. Das war schon ein Wahnsinnsgefühl“, erinnert sich der BWL-Student. Fast überflüssig zu erwähnen, dass er seitdem auch Fan der Cowboys ist, die wie Hüsgen einen Stern auf dem Helm tragen.

Mit Fußball fing alles an

Hüsgen stammt aus Neuss. Begonnen hatte er seine sportliche Karriere als Fußballer, später ging es dann zum Flag-Football, die kontaktarme Variante des American Football. Zusammen mit seinem Vater Boris, einem ehemaligen Footballer, ging er später zur Jugend der Cologne Falcons nach Köln. Damals spielte er noch auf der Position des Wide Receiver, also als Passempfänger, und schaffte es bis in die Deutsche Jugend-Nationalmannschaft. Mit dieser wurde er 2009 Fünfter der Weltmeisterschaft, die in Ohio/USA ausgetragen wurde.

Einer seiner damaligen Teamkollegen: der Berliner Björn Werner, der heute Profi bei den Indianapolis Colts in der National Football League (NFL) ist. „Gegen ihn habe ich auch mit der Falcons-Jugend gespielt - und leider verloren“, erinnert sich Hüsgen.

2011 bekam Erik Hüsgen einen BWL-Studienplatz in Halle. Um seinem Sport treu zu bleiben, heuerte er beim Regionalligisten Leipzig Lions an. Die Falken waren ihm damals zu unterklassig. „Schon die Umstellung auf die Regionalliga war nicht so einfach. Die Geschwindigkeiten sind viel geringer“, erzählt er. Zwei Jahre blieb er in Leipzig, dann fällte er im Winter 2013/2014 eine Entscheidung. „Ich habe mehr Priorität auf mein Studium gelegt. Football ist mein Leben, aber damit zahle ich später keine Rechnungen.“

Um die Fahrzeit nach Leipzig zu sparen und den Aufwand zu minimieren, wechselte er schließlich doch zu den Falken. Dort wurde er mit offenen Armen empfangen, und wuchs dank seiner immensen Erfahrung gleich in die Rolle eines Spielertrainers hinein. So durfte er das sogenannte Playbook ganz nach seinen Wünschen gestalten. Darin sind alle Angriffsspielzüge der Mannschaft erfasst.

Halles Spielertrainer Torsten Lüdtke, in der vergangenen Saison noch selber der Spielmacher der Falken, ist das nur recht. „Seine Ideen bringen uns weiter“, sagt er zufrieden. Und das zeigt sich auch während des Trainings und im bisherigen Saisonverlauf. Die Falken führen nach den ersten beiden Spieltagen die Tabelle der Landesliga Ost ungeschlagen an, haben zudem noch keine gegnerischen Punkte kassiert.

Und noch an andere Stelle merkt man den Aufschwung im Team: Die Trainingsbeteiligung, sonst oft ein Problem, ist selbst in den Wintermonaten konstant hoch geblieben. „Man merkt, dass die Jungs wollen. Sie kommen immer an und fragen, was sie besser machen können“, erzählt Hüsgen. „Maulen tut da keiner, der Teamgeist ist hervorragend.“ Und die Arbeit soll sich in einer erfolgreichen Saison widerspiegeln. „In dieser Liga können wir uns nur selber schlagen“, sagt der Falken-Quarterback.

"Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird"

Auch über die Zeit danach macht sich Hüsgen schon Gedanken. Er könnte sich schon vorstellen, mehr als eine Saison bei den Falken zu bleiben, dabei mitzuhelfen, das Team wieder zurück in die Oberliga zu bringen. „Wenn es der Beruf zulässt“, schränkt er ein. Der steht oben an. Hüsgen beendet in diesem Jahr sein Studium. „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird.“

Was er aber weiß ist, dass er am Sonntag mit den Falken den nächste Saisonsieg einfahren will. Zu Gast werden die Eberswalde Warriors sein. „Wir wollen den dritten Sieg im dritten Spiel als klares Statement an die Konkurrenz.“

In den Händen des Mannes mit der Texas-Flagge auf dem Helm liegt dann die Verantwortung, dieses Vorhaben mit dem Team zu realisieren.

Kick-off gegen Eberswalde ist am Sonntag um 15 Uhr auf dem Falkenfield in der Frohen Zukunft.