Am ersten Tag gleich Prinzessin
HALLE/MZ. - Der aus neun Vereinen bestehende Halle-Saalkreis-Karneval-Verein (HSKV) hatte zur großen Sause auf Halles Marktplatz geladen, um die Entmachtung der Rathaus-Gewaltigen zu demonstrieren und zu zelebrieren. Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) erschien mit allen Beigeordneten. Auch den Rathausschlüssel hatte sie dabei, auf den es das neue Prinzenpaar Andreas I. und Kathleen I. vom Lettiner-Carneval-Club abgesehen hatte. "Mal sehen, ob der Schlüssel auch fürs neue Stadion passt", dachte ihre Hoheit laut nach und erhielt für diese kecke Bemerkung zum bislang unverrichteten Stadionneubau ordentlich Applaus.
Schon letztes Jahr hatte sich Finanzdezernent Egbert Geyer als "Pleitegeier" geoutet. "Besser ist die Situation nicht geworden", stellte Szabados fest. So vermacht die Stadt dieses Jahr den Jecken einen ruinösen Haushalt von 260 Millionen Schulden und 267 Millionen Altdefiziten. Verkleinert hat sich indes die Narren-Familie. Bärbel Steffen, ein Urgestein des halleschen Karnevals, legte nach 15 Jahren ihr Amt als Prinzenmutter nieder und machte die Hoheiten, die bürgerlich Andreas Schimanski und Kathleen Bachmann heißen, zu "Waisenkindern". In ruhiger Minute erzählte der Prinz dann noch eine Karnevalsepisode. "Meine Prinzessin", erzählte er, ,ist erst heute dem Verein beigetreten, sonst hätte ich sie nicht an meiner Seite gehabt". Dass man am ersten Tag der Mitgliedschaft gleich zur Regentin aufsteigt, dürfte einmalig sein.
Mit einem kostümbunten und stimmungsvollen Programm aus Büttenrede, Funken-, Garde- und Showtanz wurde die Session begrüßt. Als Höhepunkt erwies sich der Auftritt der "Zuckerdöschen" aus Lettin, die einen Indianertanz am Marterpfahl aufführten. Die "Fünfte Jahreszeit" wird bis zum Aschermittwoch (25. Februar) andauern und mit rund 45 Veranstaltungen in den Vereinen gefeiert.