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Altkleider-Sammlung Altkleider-Sammlung: Stadt verkauft Klamotten nicht selbst

Von ANJA HEROLD 23.04.2013, 13:56
In Sortier- und Recyclinganlagen werden Altkleider, die nicht mehr verwertbar sind, geschreddert und zu Decken und Vliesstoffe verarbeitet.
In Sortier- und Recyclinganlagen werden Altkleider, die nicht mehr verwertbar sind, geschreddert und zu Decken und Vliesstoffe verarbeitet. archiv/ddp Lizenz

HALLE/MZ - Deutschlands Kommunen haben ein neues Geschäftsfeld aufgetan, viele jedenfalls, Halle hingegen sträubt sich. Seit vergangenem Jahr erlaubt das neue sogenannte Abfallwirtschaftskreislaufgesetz Städten und Gemeinden das Aufstellen eigener Altkleidercontainer und vor allem das Marktmonopol. Und damit winkt ein kräftiger Erlös: 350 bis 400 Euro werden derzeit pro Tonne beim Verkauf von Altkleidern erzielt, Tendenz steigend. Das Geschäft haben bisher vor allem professionelle Sammelbetriebe gemacht: Nur etwa die Hälfte der abgetragenen Kleidung wird tatsächlich karitativ verteilt, der Rest wird verkauft, vorwiegend nach Afrika; unbrauchbare Textilien werden zu Putzlappen verarbeitet. Viele notorisch klamme Kommunen wollen sich nun ebenfalls tummeln am Secondhandmarkt. Man hofft, die städtischen Müllgebühren könnten gesenkt werden. Jena hat bereits über 100 eigene Container aufgestellt. Magdeburg prüft auf Antrag der Grünen momentan mögliche Vorteile.

Und Halle? Hat schon im vergangenen Jahr geprüft – und abgelehnt. Die Marktsituation, argumentiert Planungsdezernent Uwe Stäglin, sei sehr großen Schwankungen unterworfen: „Kurzen Zeiträumen mit hohen Erlösen standen bisher immer längere Zeiträume mit niedrigen Erlösen gegenüber. Insofern darf man sich von der aktuellen Preisentwicklung nicht täuschen lassen.“ Demgegenüber stünden zunächst hohe logistische Kosten wie die Anschaffung von Sammelbehältern und Fahrzeugen beispielsweise oder die regelmäßige Entleerung. Unwirtschaftlich, so Stäglins Fazit, sei also das Verhältnis zu den Erlösen aus den Mengen an Alttextilien, was dann wiederum sogar eine zusätzliche Belastung für die Bürger an Abfallgebühren bedeuten würde. Eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse freilich legt die Stadt aber nicht vor.

Auch das Gewissen spielt bei der Entscheidung eine Rolle: Schließlich würde der Verkauf von Bekleidung vor allem in Afrika, so teilt Stäglin mit, dazu führen, dass sich dort das Kleingewerbe im Bereich der Bekleidungsindustrie nicht entwickeln könne. Allerdings lässt man die eigenen Stadtwerke durchaus Container aufstellen - an derzeit 80 Standorten. „Die Stadtwerke fungieren aber als gewerblicher Sammler, nicht im Auftrag der Stadt.“ Die Erträge könnten so nicht als öffentliche Einnahmen für die Kalkulation der Abfallgebühren herangezogen werden.

Zu den Stadtwerke-Containern kommen Behälter der Firma „Öklamott“ auf kommunalem Gelände sowie weitere Container auf privaten Flächen hinzu. In ganz Deutschland, so lauten grobe Schätzungen, fallen pro Jahr gut 750 000 Tonnen Alttextilien an, der Gesamterlös dafür liegt derzeit bei 300 Millionen Euro.