Älteste Faultier der Welt ist tot Älteste Faultier der Welt ist tot: Darum konnten Ärzte das Paula aus dem Bergzoo Halle nicht retten konnten

Halle (Saale) - Paula war nicht irgendein Zweifinger-Faultier. Das 51 Jahre alte Tier des Bergzoos Halle hatte sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde: Paula war das älteste Tier seiner Gattung, das in Zoos und der freien Wildbahn bekannt war. Doch am Donnerstag voriger Woche musste die Faultierdame nun eingeschläfert werden, wie erst jetzt bekannt wurde. Paula war krank.
Entscheidung zur Einschläferung: Paula wollte nichts mehr essen
„Sie hatte schon eine Woche zuvor geschwächelt“, berichtet Tierpflegerin Petra Strecker. Paula wollte nichts fressen, öffnete die Augen nicht mehr und war teilnahmslos. Auch Leckereien wie Pflaumen oder Nektarinen, die sie sonst so gerne mochte, brachten sie nicht wieder zu Kräften. „Man merkte, dass sie sich nicht wohlfühlt“, sagt Petra Strecker, die Paula seit 1978 betreut hat - das Tier ist seit 1971 im Zoo untergebracht.
Auch zwei Infusionen brachten keine Besserung, so dass man sich entschieden habe, das Tier einzuschläfern. „Denn in den letzten fünf Jahren hatten Cortison-Gaben bereits zweimal geholfen. Dieses Mal schlug die Behandlung nicht an“, bedauert die Pflegerin.
Traurige Familiengeschichte: Paula wollte ihr Faultierbaby nicht annehmen
Normalerweise werden Faultiere nur etwa 40 Jahre alt, so dass Paula mit ihren 51 Jahren extrem betagt war. „Sie ist mit Johannes Heesters zu vergleichen“, sagt Petra Strecker und spielt dabei auf das Alter des Schauspielers an, der 108 Jahre alt wurde. Paula sei Zeit ihres Lebens ganz selten krank gewesen und lebte in einem Gehege mit den Artgenossen Toni und Charlotte. „Normalerweise sind Faultiere Einzelgänger“, sagt Petra Strecker.
Doch hier habe das Zusammenleben auch außerhalb des Familienverbandes funktioniert. Der Grund dafür ist eigentlich traurig: Paula war einmal trächtig, doch damals gab es den falschen Verdacht, dass das ungeborene Jungtier tot ist. Per Kaiserschnitt wurde das Faultierbaby geholt, das aber von Paula nicht angenommen wurde. „Nach zehn Tagen starb es“, erinnert sich die Tierpflegerin.
Hoffnung nach Trauer: Bald ein neues Faultier im Bergzoo Halle?
Seit dem Eingriff konnte Paula keine Babys mehr bekommen und kam vermutlich deswegen mit Toni und Charlotte als Ersatzfamilie gut aus. Dabei wurde erst 1995 entdeckt, dass Paula ein Weibchen ist. Die Geschlechtsbestimmung ist bei Faultieren nicht so einfach - mittels Ultraschallsonde stellte sich damals heraus, dass Paul eigentlich eine Paula ist.
Doch das Faultierpärchen Toni und Charlotte hat vielleicht noch eine kleine Überraschung in petto: Charlotte ist möglicherweise schwanger, so dass mit ein wenig Glück bald wieder drei Faultiere im Gehege sein werden, hofft Petra Strecker.
Faultiere haben einen extrem langsamen Stoffwechsel
Die Tragzeit ist mit zehn bis elf Monaten recht lang. Außer Charlotte und Toni lebt ein weiteres Faultierpärchen mit einem Jungtier im Schimpansenhaus des Zoos Halle. Woher der Name kommt, hängt mit der Lebensweise der Faultiere zusammen:
Sie bewegen sich nur im Zeitlupentempo, weil sie einen extrem langsamen Stoffwechsel haben. Und recht faul hängen sie den lieben langen Tag kopfüber im Baum, wo sie bis zu 20 Stunden schlafen. Und manchmal brechen sie auch wie Paula Rekorde. (mz)