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Altes Handwerk Altes Handwerk: «Feuerbezwinger» immer noch gefragt

Von Martin Schramme 18.09.2001, 18:15

Halle/MZ. - Kachelofen-Luftheizungsbauer - das ist heute seine offizielle Berufsbezeichnung. Für den Laien ist er kurz Ofenbaumeister. Seit einigen Monaten arbeitet er bei der Firma Köppe - Kamin- und Ofenbau in Nietleben. Mit seinem eigenen Ofenbaubetrieb war nach 22 Jahren Feierabend, wie er erzählt. Lehmer hat sich schon öfter umgestellt. Nach der Ofenbau-Lehre ist er acht Jahre zur See gefahren. Danach war er bei der Gebäudewirtschaft, dann bei der geologischen Forschung, ehe er sich 1979 schließlich selbstständig machte.

Eigentlich habe er Schlosser werden wollen. Doch im Angebot sei nur der Ofenbauer gewesen. Aber das ist ein schweres Handwerk. Früher musste er das ganze Baumaterial die Treppen hoch tragen. Heute hilft ein transportabler Lift. Kacheln, Schamott (feuerfester Ton), Lehm- oder Tonmehl, der gusseiserne Feuereinsatz - Ofentür, Rost, Aschekasten - sowie Ofenrohr und Bodenblech werden gebraucht.

Die Grundausstattung ist fast immer die gleiche. "Doch jeder Ofen ist ein Unikat", erklärt Lehmer. Der Kunde wählt Form, Farbe und Heizleistung. Dann geht es los. Erste Frage: Trägt der Fußboden den Ofen? Wenn nicht, müssen Stahlträger in den Fußboden einbetoniert werden. Hält der Boden, setzt

Lehmer einen Sockel. Darauf kommt der Heizeinsatz. Und die Rückwand wird gegen Hitze isoliert.

"Erst dann kann gemauert werden", so Lehmer. Bei einem Kachelofen platziert der Meister auf der Außenseite Kachel für Kachel, auf der Innenseite die wärmespeichernden Schamottsteine mit Mörtel. Baut er einen Kamin, kann die Außenhülle zum Beispiel auch aus Marmor, Granit oder Mineralputz bestehen. Innen tritt an die Stelle des Schamotts je nach Hitzebeständigkeit der Außenwand eine Isolationsschicht.

Der Bau von Kaminen oder Öfen kann - je nachdem, wie aufwändig dies ist - bis zu 14 Tagen dauern. Einen prächtigen Kamin, wie ihn der Meister gerade in Halles Süden errichtet hat, braucht natürlich Zeit. Denn da ist viel zu messen, zuzuschneiden und zu mauern. Kachelöfen, sagt Lehmer, seien wieder gefragt. Eine wenig bekannte Spezialität: Öfen mit Wasserzirkulation. Die Heizrohre sind in die Kacheln eingelassen, werden an das reguläre Heizungssystem angeschlossen, so dass der Ofen ohne Feuer heizt.

Das Ofenbauer-Handwerk ist vielseitig, gibt es doch auch Öl-, Gas- und Elektroöfen, Öfen zum Heizen und Öfen zum Backen. Drei Jahre dauert die Ausbildung, und Lehrstellen gibt es auch. Bei Köppe zum Beispiel. "Wir suchen einen Lehrling. Groß und kräftig sollte er sein und rechnen können." Einer der ältesten Berufe, die es überhaupt gibt, stirbt noch lange nicht aus.