Alles Roger - trotz Abschied
HALLE/MZ. - Roger Whittaker kehrte nach seiner Abschiedstour im Jahre 2003 mit seinem neuen Album "Liebe endet nie" wieder zurück auf die Bühne. Offenbar war der Abschied also doch kein so scharfes Schwert, wie es der gleichnamige Whittaker-Song unterstellt.
Sechs Jahre nach dem letzten Abschied war bei Roger also noch immer alles Roger: Seine Stimme summt wie eh und je geschmeidig in wohlig tiefen Tonlagen. "Willkommen zu meiner Show hier in Halle mit Hits, die sie kennen und lieben", ruft der Schmuse-Barde seinen Slogan ins Publikum, schlendert im weißen Jackett über die Bühne und singt zur Freude des Publikums viele seiner bekannten Lieder: "Albany", "Lass mich bei dir sein" oder "7 Jahre, 7 Meere". Über 50 Jahre steht er nun schon auf der Bühne. Die Lust am großen Auftritt und die Ideen für neue Projekte scheinen dem einstigen Biochemiker jedoch nicht auszugehen.
Kürzlich erst hat er sein Musical "Gedi" fertig gestellt, das von einer sagenumwobenen Hafenstadt an der Ostküste Kenias handelt. Über 20 Jahre seines Lebens hat Roger Whittaker in Kenia verbracht. Dort hat er auch die afrikanische Musikkulturen kennengelernt. Seine Gedanken kehren im Konzert immer wieder in das Land seiner Kinder- und Jugendjahre zurück. Für ein Lied aus Kenia schnallt sich sein Schlagzeuger Robbie Smith eine ehrwürdige afrikanische Holztrommel um den Bauch und begleitet den Gesang Whittakers mit zurückhaltenden, wenig afrikanischen Rhythmen. Mit dem legendären Titel "Mexican Whistler" aus dem Jahre 1967 stellte der Brite im ausverkauften Saal auch wieder seine Pfeifkünste unter Beweis. "Nun müssen Sie lernen wie ein Afrikaner zu pfeifen", ruft Whittaker seinem Publikum zu. Die Zuschauer ließen sich mit dem kleinen Pfeif-Workshop jedoch nicht aus der Reserve locken.
Auch die wiederholten Animationen der Musiker zum rhythmischen Klatschen prallten am Publikum ab. Nun ja, vielleicht träumten die Zuhörer ja gerade von der sattgrünen irischen Natur, die Roger Whittaker so gern besingt. Als Wohnsitz hat sich der Sänger nämlich gemeinsam mit seiner Frau ein weites Grundstück auf der grünen Insel auserkoren, durch das sogar der Shannon-Fluss seinen Lauf zieht. Whittaker tritt als ein familienverbundener Mensch auf, der stolz von seinen fünf Kindern und acht Enkeln erzählt. Sein Publikum lässt "Die Stimme für Millionen" - inzwischen hat Whittaker 56 Millionen Tonträger weltweit verkauft - sogar in sein Familienleben hineinschauen. Jedoch wirkt das auf den Vorhang projizierte Video, das sein jüngstes Enkelkind beim Spielen zeigt, für Außenstehende eher zusammenhanglos.
Die Band Whittakers ist ausgerüstet mit fähigen Musikern. Darunter der gerade mal 26-jährige Gitarrist Dirk Häffner, der sein Musikstudium an der Dresdner Musikhochschule abschloss. Die Arrangements für die Band sind hingegen musikalisch eher mager gesetzt und zwingen sowohl die Instrumentalisten als auch die zwei Background-Sängerinnen zur Zurückhaltung. Stimmlich ist Roger Whittaker auch mit über 70 noch fit und sein Konzert "Liebe endet nie" zeigte, dass die Liebe zu seiner Musik bei vielen Menschen wohl doch nicht so schnell endet.