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Aktualität holt das Theater ein

Von Peter Godazgar 28.06.2007, 16:15

Halle/MZ. - Unverhofft kommt oft: Just in dem Moment, da es in den deutsch-polnischen Beziehungen wieder mal so richtig knirscht und die Bundeskanzlerin barbusig an den Bushaltestellen unseres Nachbarn hängt - just in diesem Moment also steht die hallesche Theatergruppe Halogen vor der Premiere eines Stücks, das eben diese Beziehungen ebenso zynisch wie humorvoll seziert: "Nacht" heißt die Tragikfarce, und Autor ist der bekannte polnische Autor, Journalist und Literaturkritiker Andrzej Stasiuk.

Zufall? Natürlich nicht! Regisseur Dietmar Rahnefeld sagt ironisch: "Die politische Bildung der Gruppe ist inzwischen so weit gediehen, dass sie das vorausgesehen hat." Dabei war es ja Rahnefeld selbst, der dem engagierten Laien-Ensemble das Stück vorgeschlagen hat.

Die skurrile Handlung: Ein junger polnischer Dieb wird bei einem Überfall in Deutschland von einem Juwelier erschossen. Der Juwelier wiederum erleidet einen Herzinfarkt und soll, um zu überleben, das Herz des Polen eingepflanzt bekommen. Das findet der Juwelier allerdings ganz und gar nicht toll.

Die Ereignisse jedoch dienen dem Autor lediglich als "Impuls für eine spiritistisch-therapeutische Sitzung". In Stasiuks Text, sagt Rahnefeld, prallt das jeweils grundverschiedene Bewusstsein zweier Nationen aufeinander. Und es stellt sich die Frage: Sind Deutsche und Polen überhaupt zu einigen?

Für Dietmar Rahnefeld, im Hauptberuf Regisseur auf der Kulturinsel, ist es die erste Zusammenarbeit mit Halogen. Wie es dazu kam? Die Antwort auf diese Frage fällt denkbar banal aus: "Halogen hat mich angerufen und gefragt." Kontakte zur Kulturinsel gibt es indes schon lange - so inszenierten bereits die ehemaligen "nt"-Schauspieler Rayk Gaida und Till Schmidt sowie die derzeitige Kulturinsel-Sprecherin Susanne Range mehrere Halogen-Stücke.

Rahnefeld nun sieht die Arbeit durchaus auch als Gewinn für sich selbst. "Das ist für mich ein Blick über den Tellerrand", sagt der 48-Jährige. Er könne nämlich mitunter cholerisch werden - in der Arbeit mit Laien sei ein solches Verhalten freilich nicht eben produktiv. Schließlich müssten sich die Leute auf der Bühne wohlfühlen.

Die Halogen-Schauspieler haben den impulsiven Wesenszug bislang ohnehin nicht kennen gelernt. Nach zaghaftem Beginn habe man sich schnell angenähert, sagt Daniel Gebhardt. Und Nicole Kopf ergänzt: "Wir fühlten uns immer gut behandelt."

Premiere am Freitag im Puppentheater am Uni-Platz. Weitere Vorstellungen am 3., 4., 5., 7., 12., 13. und 14. Juli. Beginn ist immer um 20.30 Uhr.