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Ausländergewalt auf Schulhöfen AfD Sachsen-Anhalt verteilt Flyer an Schulen in Halle (Saale) und löst damit scharfe Kritik aus

Von Alexander Schierholz 04.04.2018, 14:41
Die AfD hat an Schulen in Halle (Saale) Flyer verteilt, die einen Fragenbogen zur Ausländergewalt an Schulen enthalten.
Die AfD hat an Schulen in Halle (Saale) Flyer verteilt, die einen Fragenbogen zur Ausländergewalt an Schulen enthalten. MZ

Halle (Saale) - Glaubt man der AfD, geht es rau zu an Sachsen-Anhalts Schulen: „Schon seit Monaten erreichen uns Meldungen, dass Ausländer auf unseren Schulhöfen ihre Mitschüler beleidigen, erpressen und verprügeln“, heißt es in einem Flyer des Partei-Nachwuchses „Junge Alternative“ (JA).

Die Landtagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt, JA-Landeschef, und Hans-Thomas Tillschneider hatten die Broschüre am Dienstag vor Schulen in Halle verteilt. Nun ernten sie scharfe Kritik.

AfD verteilt Flyer auf Schulhöfen in Halle-Neustadt

Eva Gerth, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, sprach am Mittwoch von „Indoktrination“; Schüler würden aufgrund der einseitigen Darstellung manipuliert. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) warf der AfD vor, sie versuche, „Drittklässler politisch plump zu agitieren“.

Kern des vor einer Grund-, einer Sekundarschule und einem Gymnasium in Halle-Neustadt verteilten Flyers ist ein Fragebogen. Schüler sollen angeben, ob und unter welchen Umständen sie schon einmal gewaltsam attackiert wurden. Explizit gefragt wird auch nach der „Herkunft“ der Täter, im Begleittext ist die Rede von „vielen Fällen von Ausländergewalt auf unsere Schulhöfen“.

„Da werden Behauptungen aufgestellt, die nicht nachweisbar sind“, kritisierte Gerth, die behauptete hohe Zahl von Vorfällen sei „eher gefühlt“. JA-Chef Schmidt räumte ein, man könne nur die Fälle belegen, über die in den Medien berichtet worden sei, sonst keine. Er sprach von einer Handvoll Übergriffe im vorigen Jahr in Anhalt-Bitterfeld und Dessau, ohne sich auf eine Zahl festzulegen.

Keine Statistik zu Gewalt unter Schülern in Sachsen-Anhalt

Erst Ende vorigen Jahres hatte die AfD im Landtag beantragt, Attacken ausländischer Schüler gesondert zu erfassen; damals war unter Bezug auf Medienberichte die Rede von fünf Fällen „innerhalb der ersten Septemberwochen an Schulen des Landes“. Der Antrag war abgelehnt worden. Eigene Statistiken zur Gewalt unter Schülern, egal welcher Herkunft, gibt es bislang nicht.

Beobachter wie Valentin Hacken vom Bündnis „Halle gegen rechts“ erinnert die Flyer-Aktion an die so genannten Schulhof-CDs der NPD. Über Jahre hatte die rechtsextreme Partei immer wieder versucht, mit Rechtsrock-CDs Schüler für die Szene zu interessieren. „Der Vergleich zur NPD ist naheliegend“, so Hacken.

Die JA-Flyer hält er allerdings in erster Linie für eine PR-Aktion, mit der die Partei und ihr Nachwuchs versuchten sich als Kümmerer zu inszenieren. Dabei griffen Schmidt und Tillschneider mit „Ausländergewalt an Schulen“ ein Thema auf, das bundesweit in sozialen Netzwerken zu finden sei. „Ob das in Sachsen-Anhalt überhaupt ein Problem ist, spielt dabei keine Rolle“, kritisierte Hacken.

Die „Junge Alternative“ hat derweil weitere Flyer-Verteilaktionen angekündigt, laut Schmidt demnächst voraussichtlich in Magdeburg. (mz)