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Adventskalender Halle Tür Nr. 5 Adventskalender Halle Tür Nr. 5: Rauch erwünscht

Von Oliver Müller-Lorey 05.12.2014, 10:04
Schon fertig? In diesem Räucherofen verfeinert Volker Joksch Salz, Paniermehl und Reis - und das riecht man!
Schon fertig? In diesem Räucherofen verfeinert Volker Joksch Salz, Paniermehl und Reis - und das riecht man! Lutz Winkler Lizenz

Halle (Saale) - (Auf der Suche nach dem fünften Advents-Türchen geht’s mal nicht um schöne Eingänge, nette Straßennamen oder bekannte Orte, sondern einfach nur der Nase nach. Es liegt etwas in der Luft, wenn man von der Berliner Brücke Richtung Steintor fahrend nach rechts, in die Liebigstraße einbiegt. Wer ganz genau „hinriecht“ (und gerade nicht erkältet ist) bemerkt den holzigen Duft, der in etwa zwischen Lagerfeuer und Räuchermännchen liegt. Räuchermännchen ist schon gar nicht so falsch, denn geräuchert wird hier tatsächlich - nur eben im großen Stil.

Die Mitteldeutsche Zeitung begleitet die Adventszeit mit einer speziellen Aktion, die einen überraschenden oder originellen Zugang bietet, zu ganz normalen, aber dabei immer auch besonderen Leuten. Und zu all den interessanten Geschichten, die sie zu erzählen haben.

Auf der Suche nach solchen Geschichten durchquert Advents-Reporter Oliver Müller-Lorey die Stadt - und klingelt dort an Türen. An welchen, das bestimmt weitestgehend der Zufall. Aber doch nicht ganz, denn gesucht wird ein Haus mit der Hausnummer, die mit dem jeweiligen Dezember-Datum übereinstimmt.

Oliver Müller-Lorey hat viele Fragen, an die Leute die dort wohnen: Was war ihr kuriosestes Weihnachtserlebnis? Was ihr schönstes Weihnachtsgeschenk als Kind? Wie bereiten sie sich auf Heiligabend vor? Was gibt es an den Festtagen bei ihnen zu essen?  

In dem unscheinbaren Häuschen, das von außen aussieht wie ein schlichtes Büro, stehen in Regalen Gläser und Röhrchen mit bunten Pulvern, schön verpackt in halb-durchsichtigen Kisten. „Echt Salzataler Räuchersalz“ steht auf den sechseckigen Gläsern. Deren Inhalt kommt aus Halle - aus dem unscheinbaren Büro, das in Wirklichkeit eine Räucherei mit allem Drum und Dran ist und Volker Joksch gehört. Das Salz, das hier veredelt wird, stammt aus der Saline, „die Gewürze kommen erst nachher dazu“, erklärt der Herr über den Räucherofen. Sie könnten sonst bitter werden und den Geschmack des Salzes verderben.

Doch Salz ist bei weitem nicht das Einzige, was hier geräuchert wird. Auch Semmelbrösel und Reis kommen in den Ofen, ebenfalls verfeinert mit Gewürzen, wie Curry, Paprika, Zwiebel oder Knoblauch. Fleisch und Fisch dagegen bleiben draußen - sonst würde die Charge danach den Geruch annehmen, erklärt Volker Joksch.

Ob er sein Heiligtum, den Räucherofen, wohl mal genauer zeigt? „Naja, da beginnt so ein bisschen das Geheimnis“, sagt er schmunzelnd. Ganz haarklein will er nicht erklären, wie der Räucherprozess funktioniert, wie lange alles dauert und wie Salz und Paniermehl im Ofen ausgebreitet werden. Einen Blick in die hinteren Räume, in denen nichts mehr an ein Büro erinnert, gewährt er dann aber doch. Und da steht er: Der Räucherofen, der aussieht, wie einer dieser großen Backöfen, die in Bäckereien stehen. Größer als ein Kühlschrank und von innen schon ganz dunkel vom ganzen Rauch. Volker Joksch räuchert „kalt“, das heißt, Salz, Reis und Paniermehl werden nie heißer, als 27 Grad. Durch eine Klappe kommen die Buchenspäne, die während des Prozesses vor sich herglimmen, in den unteren Teil des Ofens. Auch die richtige Belüftung spielt - so viel verrät er - eine Rolle.

Zusätzlich zu den spannenden Geschichten, die die Menschen hinter den „Türchen“ zu erzählen haben, hat MZ-Reporter Oliver Müller-Lorey etwas vorbereitet: Als Erinnerung an die jeweilige Geschichte hängt jeder Besuchte einen ganz persönlichen Gegenstand an den Weihnachtsbaum, den der Reporter zu den Leuten mitbringt.

Auf der Facebook-Seite der MZ-Halle können Sie täglich verfolgen, was für weihnachtliche oder kuriose Gegenstände das sind und in einem kurzen Text lesen, was es damit auf sich hat. Der erste Baumschmuck von Pfarrerin Kristin Heyser ist ungewöhnlich. Sie hängt eine Baumwollwindel an den noch ganz kahlen Tannenbaum. „Die Windel spielt eine wichtige Rolle in der Weihnachtsgeschichte“, erklärt die Pfarrerin.

Wenn eine Mutter auch auf vieles verzichten könne, auf eine Windel für ihr Baby sei sie immer angewiesen. Das gelte auch heute noch, in Zeiten, in denen zum Beispiel in Syrien viele Mütter fliehen müssten und nur das Nötigste für ihre Kinder mitnehmen könnten. Auch beim Krippenspiel in der Trothaer Kirche liegt in der Krippe eine Windel, in Erinnerung an die Weihnachtsgeschichte. (OML)

Der Weg zurück ins Büro führt vorbei an einer Wand voller Patente, die Volker Joksch angemeldet hat. Er hat schon viele verrückte Dinge erfunden: Einen Becherspender zum Beispiel oder Desinfektionsmittel für Schuhe. Nebenbei baut der 62-Jährige, dem früher das Café Horizont in Halle Neustadt gehörte, auch noch Kamine.

Doch nun wolle sich der Tausendsassa eben auf das Räuchern konzentrieren, erzählt er. Riecht auch einfach zu gut! Und gerade in die Weihnachtszeit, wo alles nach Plätzchen, Tannengrün und edlen Gewürzen riecht, passt eine Prise Zitrus- und Orangensalz besonders gut. Daran braucht man nach einem Besuch bei Volker Joksch übrigens gar nicht zu schnuppern. Die Kleidung riecht durch und durch nach Buchenrauch - irgendwie weihnachtlich.Morgen lesen Sie: Wie der Besitzer eines Reiterhofs an Heiligabend Zeit mit den Tieren und der Familie verbringt. (mz)

Das Salz gibt es in vielen Varianten.
Das Salz gibt es in vielen Varianten.
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