Abenteuer Gutshof Gimritz
Gimritz/MZ. - Der Landwirt Burkhard Tegethoff hat zwölf Lebensjahre und eine Menge Geld in das Gimritzer Gut, den Sitz der früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), gesteckt. "Nein, familiäre Wurzeln habe ich nicht in Gimritz", erzählt der hoch gewachsene Mann aus Westfalen. Er lese intensiv Fachzeitschriften und so sei er 1993 auf das Gut und zu pachtende Flächen gestoßen. Mit Bekannten machte sich der Landwirt in die Region auf. Irgendwie packte ihn Ehrgeiz, gefiel ihm die Gegend. Er erwarb den Hof und krempelte die Ärmel auf.
Allein die Scheune sei ein Abenteuer gewesen. Sie musste leer geräumt, der Zwischenboden entfernt, alles gereinigt, verputzt und dichtgemacht werden. Ein Vordach als Unterstand für riesige Traktoren und Technik wurde gebaut, die Zufahrt asphaltiert. Parallel zu all diesen Arbeiten leitete Tegethoff den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in seiner Heimat Welda bei Kassel weiter. Hier betreibt er Ackerbau und hat 1 000 Mastschweine im Stall. "Tiere habe ich in Gimritz nicht, aber wer weiß, was die Zukunft bringt", sagt er.
Die Ehefrau und die beiden Söhne, sechs und acht Jahre alt, kommen gern mit in die kleine Saalkreis-Gemeinde. Den Möbelwagen hat die Familie aber noch nicht bestellt, auch wegen des Betriebes in Westfalen. Dennoch. In dem größten Gebäude des Hofes sind drei Wohnungen entstanden. Alle vermietet, sagt der Landwirt. Auch er hat hier Wohnsitz genommen, für die Tage, in denen er in Gimritz ist.
Großzügig geschnitten, vermittelt die Wohnung den Eindruck eines kleinen Hauses. Wärme verbreitende Holzfenster mit Rundbögen, helle und freundliche Zimmer. Von draußen sind Kinderstimmen zu hören. "Meine kleinen Nachbarn aus dem Kindergarten", sagt Tegethoff. Die haben am Anfang ganz große Augen gemacht über die ganz großen Traktoren.
Mit 200 Hektar Ackerland startete Tegethoff seine bäuerliche Arbeit in Gimritz. Inzwischen sind es 600 Hektar geworden, eigenes und gepachtetes Land, mancher Hektar rückte durch Flächentausch näher an Gimritz heran. Auch einer der Faktoren, bemerkt der Landwirt, die man nicht außer Acht lassen dürfe, genauso wie Spritkosten, Geld für Saatgut und Düngemittel.
Der Betrieb baut Winterraps, Weizen und Zuckerrüben an. Zwei Arbeitsplätze hat Tegethoff bisher geschaffen. Ein Mitarbeiter ist aus dem Ort, der zweite aus Köthen. Und wenn der Chef Zeit hat, steigt er liebend gern selbst auf einen der Riesentraktoren. Üblicherweise ist er aber mit Marketing, Verkauf, Bodenprüfung und "jeder Menge Schriftkram" beschäftigt.
Die Ernte 2005 sei alles in allem noch ganz gut ausgefallen. Verluste durch Regen und Trockenheit würde jetzt die Rübenernte erträglich machen. "In der Wärme dieser Tage setzen die noch ganz gut Zucker an", ist er zuversichtlich.
Während die Rüben an die modernste Zuckerfabrik Europas in Könnern verkauft würden, lagere er das Getreide bei einem Handelsunternehmen in Wallwitz ein. "Ich will in Gimritz noch eine Lagerhalle bauen."
Wie haben die Gimritzer den Westfalen aufgenommen? "Wir kommen gut miteinander aus. Wer Zeit hat, das sind vor allem die älteren, die früher selbst in der Landwirtschaft gearbeitet haben, kommt auf ein Schwätzchen vorbei. Sie nehmen alle Anteil, was auf dem Hof passiert, den die meisten immer noch wie vor 100 Jahren Weber am Bach nennen", sagt Burkhard Tegethoff, der in zwischen Mitglied im Gimritzer Heimatverein ist.