Ab in den Garten Ab in den Garten: Wie eine hallesche Familie ihre Parzelle nutzt

Halle (Saale) - Ein Kleingarten macht Arbeit. Das wussten auch Kathrin und Christian Kahle, als sie vor drei Jahren ihren Schrebergarten in der Anlage am Tierheim im Paulusviertel übernahmen. Aber das war ihnen egal: „Wir wollten einfach raus ins Grüne und nicht nur auf überfüllten Spielplätzen unsere Zeit verbringen“, sagt Christian Kahle. Seit dem sind sie mit ihren beiden Kindern Hanna (5) und Bruno (2) fast täglich in ihrem Garten.
„Wir haben eigentlich das ganze Jahr über zu tun“, sagt Christian Kahle. Platz für die Kinder zum Spielen und einen Ausgleich zur täglichen Arbeit finden, dass war das Ziel. Bekommen haben sie aber am Ende noch viel mehr. „Bei uns im Weg sind viele junge Familien“, sagt Kathrin Kahle. Kinder und Eltern haben so auch eine Menge neuer Freunde gefunden.
Kein Leerstand in Innenstadt
Gerade die Anlagen in der Altstadt sind besonders beliebt. „Wir haben in den Gartenanlagen in der Innenstadt keinen Leerstand“, sagt Jürgen Maßalsky, Vorsitzender des Stadtverbands der Gartenfreunde Halle. In den Randgebieten steigt allerdings auch die Leerstandsquote. Dennoch ist auch hier ein neuer Trend zu erkennen. „In diesen Anlagen beobachten wir seit ein paar Jahren, dass die Anzahl der verpachteten Gärten stagniert“, so Maßalsky. Und das ist positiv: Denn zuvor sank die Zahl der Gartenfreunde jedes Jahr.
Bei ihrer Suche nach einem Garten hatte Familie Kahle Glück: „Wir haben zufällig die Anlage beim Spazierengehen entdeckt und gleich nach einem freien Garten gefragt“, sagt Christian Kahle. Drei standen zur Auswahl. „Am Ende haben wir uns in den am meisten verwilderten Garten verliebt“, sagt seine Frau. Die Laube war voll mit Müll, aus dem Schuppen wuchs ein Baum und von den Beeten war vor lauter Unkraut nichts mehr zu sehen.
Hilfe von Freunden
Viel Arbeit, die die Familie auch mit der Hilfe von Freunden geschafft hat. Von alledem ist heute nichts mehr zu sehen: In den Beeten wächst bereits das neue Gemüse, am Rand sprießen die Blumen und auf der breiten Wiese ist genug Platz für das Trampolin der Kinder.
„Wir teilen uns die Arbeit, ich kümmere mich um das Gemüse und meine Frau um die Blumen“, sagt der 38-jährige. Die kleine Holzlaube ist entrümpelt und aufgeräumt. „Wir sind so gut wie nie in der Laube, wenn wir im Garten sind“, so Kahle. Die Familie genießt lieber die Zeit an der frischen Luft. Und schlafen, dass tun sie sowieso lieber in den eigenen vier Wänden. Weit bis nach Hause haben sie es jedenfalls nicht.
Kleine Warteliste
In der Gartenanlage in der Steffenstraße, die 1932 gegründet wurde, sind die 103 Gärten komplett belegt. „Wir haben sogar eine kleine Warteliste“, sagt der Vorsitzende Constantin Neuß. Vor allem Familien aus der Umgebung fragen regelmäßig nach. „Wir verweisen dann auf andere Anlagen, die noch freie Kapazitäten haben“, so Neuß.
Familie Kahle jedenfalls ist zufrieden mit ihrer Entscheidung. „Unseren Garten wollen wir nicht mehr missen“, sagt Christian Kahle. Für 64 Euro haben sie ihre Parzelle damals gekauft und sich seitdem ihr Kleinod Mitten im Herzen von Halle geschaffen. (mz)