90 Jahre Durchblick 90 Jahre Durchblick: Optikerladen Ilgenstein in der Leipziger Straße feiert Jubiläum

Halle (Saale) - Schlendernde Passanten konnten es in den vergangenen Tagen schon am festlich dekorierten Schaufenster erkennen: Das Optiker-Geschäft Ilgenstein in der Leipziger Straße feiert sein 90-jähriges Bestehen. Der Familienbetrieb in der dritten Generation blickt auf eine traditionsreiche Geschichte zurück: Als der gebürtige Hallenser Otto Ilgenstein sein Geschäft im Jahre 1929 eröffnete, befand es sich noch nicht am bekannten Platz auf der Flaniermeile.
Optikerladen von Ilgenstein ist Familiengeschäft
Der Optikerladen war damals noch auf dem „Preußenring“, dem heutigen Hansering, zu finden. Erst zehn Jahre später erfolgte der Umzug auf die damals beliebte Einkaufsstraße. „Weil die Geschäftslage dort günstiger ist“, erklärt Dieter Ilgenstein, der Sohn des Gründers. Der 82-jährige Optikermeister im Ruhestand ist der Vater von Carsten Ilgenstein, dem heutigen Geschäftsführer. Wie auch sein Sohn lernte er das Handwerk von seinem Vater.
Im Laufe des 90-jährigen Bestehens hat sich nicht nur der Standort, sondern das Gebäude selbst gewandelt. Nachdem sich bis Anfang der 1980er Jahre noch Werkstatt und Verkauf die kleine Fläche im Erdgeschoss teilen mussten, wurde nach und nach ausgebaut. Die Geschäftsräume des Familienbetriebs erstrecken sich heute über alle drei Stockwerke.
Optikerladen Ilgenstein unterscheide sich von Konkurrenz
Mit dem Gebäude änderte sich auch die Fertigung der Brillen. „Obwohl wir immer noch viel per Handarbeit erledigen, kommt heute bei der Herstellung auch der Computer zum Einsatz“, berichtet Carsten Ilgenstein. Auch die Versorgungslage ist heute eine andere: „In der DDR hat man ein halbes Jahr auf seine Brille gewartet“, berichtet er. Heute gehe das natürlich schneller.
Bis zur Wende folgte dann die Erweiterung auf das zweite Stockwerk. Dort hat die hauseigene Werkstatt ihren Platz. „Wir schleifen die Gläser und bauen die Brillen schon immer selbst“, erklärt der Augenoptikermeister. Das sei heutzutage durchaus außergewöhnlich. Gerade größere Anbieter hätten oft Zentralwerkstätten, welche die einzelnen Filialen beliefern. Carsten Ilgenstein betont gerne die Unterschiede zu großen Ketten: „Unser großer Vorteil ist die Unabhängigkeit von Chefetagen. Wir können die Kunden ohne Verkaufsdruck beraten.“ Das unterscheide den Familienbetrieb von der Konkurrenz.
Handwerk der Optiker rückläufig, aber Ilgenstein feiert Jubiläum
Doch was macht eine gute Brille aus? Neben der Verarbeitung sei die passende Optik der Sehhilfe mindestens genauso wichtig. Der Optikermeister weiß: „Eine gute Brille erkennt man an den Komplimenten.“ Für all diejenigen, die trotzdem lieber auf die klassische Brille verzichten möchten, investierte der Familienbetrieb nach der Wende in ein eigenes Kontaktlinsenstudio. Mit dem Umbau der dritten Etage wurde so letztendlich das gesamte Gebäude für die Geschäftszwecke eingerichtet.
Wie die gesamte Handwerksbranche ist auch der Optikerberuf von Nachwuchssorgen geplagt. Nach Angaben der Handwerkskammer Halle waren im vergangenen Jahr insgesamt 19 Augenoptiker in Halle registriert - Tendenz allerdings rückläufig. Neben Optikermeister Carsten Ilgenstein sind noch drei weitere Mitarbeiter in seinem Geschäft tätig. (mz)

