8. Mai 1945 8. Mai 1945: Frieden in Halle schon vor Kriegsende

Halle (Saale) - Mit einer Gedenkveranstaltung wird am Dienstag, 8. Mai, an das Kriegsende vor 73 Jahren erinnert. Damals wurden mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht alle Kriegshandlungen eingestellt. Offiziell war das Kriegsende damit am 8. Mai 1945 um 23.01 Uhr. In Halle konnten die Bürger jedoch schon viel früher wieder aufatmen: Hier wurde die Befreiung schon am 19. April gefeiert.
Bereits ab dem 14. April standen amerikanische Truppen vor den Toren der Stadt. Mit Flugblättern drohten die Amerikaner: „Übergabe oder Vernichtung“. Geplant war ein flächendeckendes Bombardement der Stadt. Der Historiker Daniel Bohse schreibt in der „Geschichte der Stadt Halle“, dass die Amerikaner den Tod von bis zu 100.000 Hallensern einkalkuliert hatten. Mit Flugblättern wurden die Hallenser von einer Widerstandsgruppe um den Chemieprofessor Theodor Lieser aufgerufen, sich zu ergeben, da sonst die Stadt in Schutt und Asche gelegt werde.
Kriegsende in Halle: Aufhängen von weißen Fahnen als Zeichen der Kapitulation
Kurz darauf wurden weitere Flugblätter verteilt, auf denen das Aufhängen von weißen Fahnen als Zeichen der Kapitulation gefordert wurde: „Die Besetzung der Stadt steht unmittelbar bevor! Die nationalsozialistische Führung ist geflohen und hat die Bevölkerung ihrem schweren Schicksal überlassen. Eines müssen wir aber verhindern: dass unsere Stadt wie alle anderen großen Städte zertrümmert wird, dass unsere Frauen und Kinder getöten werden oder im Anschluss an die Vernichtung der Stadt zu Zehntausenden umkommen. Das wird mit Sicherheit der Fall sein, wenn Halle unnütz verteidigt wird.
Ein Großangriff alliierter Bomber würde die sofortige Folge sein. Beim Eindringen der Amerikaner: Weiße Fahnen heraus“, so zitiert Daniel Bohse den Text des Flugblatts, das mit einer Auflage von 10.000 Stück in Halle verteilt worden war.
Rettung von Halle als Zusammenspiel vieler Faktoren
Nach und nach zeigten immer mehr Bürger Flagge, obwohl die SS dies mit Schüssen auf die Fenster bestrafte. Parallel dazu bemühten sich verschiedene Gruppen und Personen, Kontakt mit den US-Truppen aufzunehmen und so ein Ende ohne Zerstörungen zu erreichen. Am bekanntesten davon ist Felix Graf Luckner, der sich ebenfalls hierfür einsetzte. Er war mit einem Rotkreuz-Wagen hinter die amerikanischen Linien gefahren und hatte auf die zahlreichen Verwundeten und Flüchtlinge in der Stadt verwiesen.
Was den Ausschlag für die Rettung der Stadt gegeben hat, kann jedoch nicht so einfach beantwortet werden, so Bohse: Es sei nicht alleine die Aktion mit den weißen Fahnen gewesen und auch nicht Graf Luckner alleine. Vielmehr das Zusammenspiel vieler Faktoren, unter anderem auch, dass die Amerikaner in diesen letzten sich abzeichnenden Kriegstagen wohl sinnlose Opfer vermeiden wollten.
Gedenkveranstaltung auf dem Südfriedhof
Auf dem Südfriedhof gibt es am heutigen 8. Mai ab 16.45 Uhr eine Gedenkveranstaltung aus Anlass des Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung von der Hitlerdiktatur. Dazu lädt der Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) sowie auch der Stadtverband der Partei Die Linke ein.
Treffpunkt ist 16.45 Uhr an der Huttenstraße vor dem Haupteingang des Südfriedhof, anschließend wird dann der Ehrenfriedhof der Gräber gefallener Sowjetsoldaten aufgesucht. Nach der Begrüßung um 17 Uhr durch Dieter Iffarth vom VVN-BdA und einer Rede des Stadtratsvorsitzenden Hendrik Lange (Linke) besteht die Möglichkeit Kränze und Blumen niederzulegen. Im Anschluss daran gibt es eine Schweigeminute. In Vertretung des Oberbürgermeisters nimmt Judith Marquardt, Beigeordnete für Kultur und Sport, an der Veranstaltung teil.
Auch der Ehrenhain der deutschen Widerstandskämpfer wird danach aufgesucht. Dort können Blumen niedergelegt werden. Gisela Döring (VVN-BdA) hält eine Rede. (mz)