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53 Autos zerkratzt 53 Autos zerkratzt: Wer ist der Auto-Hasser in Halle-Trotha?

Von Oliver Müller-Lorey 28.11.2017, 05:00
Das Auto von Andreas Reimer ist an einer Seite komplett zerkratzt.
Das Auto von Andreas Reimer ist an einer Seite komplett zerkratzt. Oliver Müller-Lorey

Halle (Saale) - Wenn sein Nachbar ihn nicht darauf angesprochen hätte, wüsste Andreas Reimer wohl noch gar nicht, was seinem Auto zugestoßen ist: Ein langer Kratzer vom vorderen Kotflügel über beide Türen bis zum Heck hat sein Auto an der Fahrerseite verunstaltet. Und nicht nur seins ist betroffen.

In der Nacht zu Sonntag haben laut Polizei ein oder mehrere unbekannte Täter mehr als 50 Autos in der Jupiter- und Saturnstraße und in der Kopernikusstraße, in der Reimer wohnt, zerkratzt. Auch einige Außenspiegel wurden abgetreten. Bis zum Montagmorgen gingen bei der Polizei 53 Anzeigen ein.

Opfer in Trotha: „Ein Glück, dass ich kein neues Auto gekauft habe!“

„Ein Nachbar hat mich heute Morgen gegen halb 9 Uhr darauf angesprochen, dass auch mein Auto betroffen ist“, sagt Reimer. „Ein Glück, dass ich kein neues Auto gekauft habe!“ Bereits vor etwa fünf Jahren seien in der Straße Spiegel abgetreten worden, aber viel weniger als nun Autos zerkratzt wurden. Direkt zur Werkstatt will Reimer nicht, das habe bis zur nächsten Inspektion Zeit.

Die Versicherung würde wohl zahlen, aber nur mit Selbstbeteiligung und Höherstufung der Schadenfreiheitsklasse. Den Schaden, den die Täter mit einem Schlüssel, Schraubenzieher oder anderen spitzen Gegenstand angerichtet haben, geht wohl in die Zehntausende.

Kein Verständnis für Auto-Hasser in Halle-Trotha

Auch Wolfgang Höhne, ein paar Häuser weiter, hat es getroffen. Sein roter Opel ist ebenso zerkratzt: Fahrerseite, ziemlich niedrig, gleiches Schadensbild, wahrscheinlich gleicher Täter. „Ich fahre mein Auto schon seit 20 Jahren und habe es immer gut in Schuss gehalten und es sollte noch lange halten“, sagt Höhne. „Wahrscheinlich wird es noch steinalt, wenn es nicht von irgendwem mutwillig zerstört wird.“

Eine teure Reparatur könne er sich gar nicht leisten, ein paar Hundert Euro müsse er sicher hinlegen, schätzt der Autofahrer. „Ich denke ich werde es selbst so behandeln, dass es nicht rostet“, sagt er. Wieso irgendjemand das Eigentum fremder Menschen, die dafür lange gearbeitet hätten, zerstört, könne er nicht begreifen.

Polizei ermittelt nach dem Auto-Hasser von Trotha

Unterdessen ermittelt die Polizei nach dem Auto-Hasser von Trotha - bislang mit wenig Erfolg. „Bislang haben wir leider keinen einzigen Zeugen“, sagt Polizeisprecherin Lisa Wirth, die in ihrer Zeit als Polizistin eine so massive Sachbeschädigung an Autos in einer Nacht noch nicht erlebt hat. „Betroffen sind alle Kennzeichen, alle Marken und alle Farben. Da ist scheinbar jemand wahllos durch die Straßen gezogen und hat die Autos zerkratzt“, sagt sie.

Das macht es der Polizei bei der Suche nach dem Täter nicht einfacher. Es gebe bislang keine Anhaltspunkte, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt und welche Motive hinter der Tat stecken, so Wirth. „Das A und O sind deshalb Zeugenaussagen.“ Sich auf die Lauer zu legen sei schwierig, weil der Täter überall zuschlagen könne.

Zu den 53 Anzeigen werden wohl noch welche dazukommen

Es ist davon auszugehen, dass sich noch nicht alle betroffenen Fahrer bei der Polizei gemeldet haben. Am Montag klemmen unter einigen Scheibenwischern Zettel der Polizei mit Telefon- und Tagebuchnummer. Zu den 53 Anzeigen werden wohl noch welche dazukommen. Andreas Reimer aber will nicht zur Polizei gehen. „Die kriegen den Täter eh nicht und wenn sie ihn erwischen hat er eh kein Geld“, meint er.

Der Zusammenhalt im Viertel sei spitzenmäßig. Man kenne sich und feiere gemeinsam Straßenfeste. „Nur das letzte Mal, dass ich hier einen Polizisten zu Fuß auf Streife habe durchgehen sehen, ist bestimmt zehn Jahre her“, sagt Reimer.

››Zeugen, die etwas von der Tat mitbekommen haben, werden dringend gebeten, sich im Polizeirevier unter der 0345/ 2 24 20 00 zu melden. (mz)