Tag wie jeder andere? 3. Oktober: So denken Hallenser über den Tag der Deutschen Einheit

Halle (Saale) - Vor 28 Jahren, am 3. Oktober 1990, war Myriam Altintas noch nicht geboren. Denn die Studentin ist 20 Jahre alt. Damals trat die Deutsche Demokratische Republik der Bundesrepublik Deutschland bei. Aus zwei Ländern wurde eines. Und seitdem gilt der 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit und ist Nationalfeiertag.
Für die Generation von Myriam Altintas ist zwar die DDR vor allem ein Begriff aus Erzählungen oder dem Geschichtsbuch. Trotzdem findet sie, dass die Wiedervereinigung gefeiert werden sollte. Auch heute noch. „Der Tag sollte präsenter sein. Vielleicht in dem man überall Stadtfeste feiert“, sagt sie.
Was bedeutet der Tag der Deutschen Einheit heute noch für Hallenser?
Wir haben uns vor dem diesjährigen Tag der Deutschen Einheit in Halle umgehört und die Menschen gefragt: Was bedeutet der 3. Oktober eigentlich heute noch?
Der 52-jährige Dirk Klute und die 58-jährige Sabina Krappmann-Klute haben die damalige Zeit noch gut in Erinnerung. Allerdings habe sich als Datum der Wiedervereinigung bei ihnen eher der 9. November eingebrannt, den Tag des Mauerfalls im Jahr 1989.
Zum vierten Mal feiert die Stadt Halle den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober auf dem Marktplatz. Der Höhepunkt soll dabei das Live-Konzert des deutschsprachigen Künstlers Johannes Oerding ab 19 Uhr sein. Zuvor trägt sich der Musiker zudem ins Goldene Buch der Stadt ein.
Bereits ab 15 Uhr startet das Programm auf dem Marktplatz am Mittwoch. Unter dem Motto „Demokratie stärken!“ lädt die Stadt und verschiedene Verbände und Vereine an eine große Kaffeetafel ein. Alle sind aufgerufen, mit einem Picknickkorb Platz zu nehmen. Es geht darum zu zeigen: Halle ist bunt. Ab 17 Uhr stehen zudem weitere Musiker auf der Bühne am Roten Turm.
„Auf einer Feier zum Tag der Deutschen Einheit war ich noch nie“, sagt Dirk Kluthe. Die beiden sind derzeit in Halle zu Besuch und kommen ursprünglich aus Münster. „Wir haben das ja noch voll mitbekommen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Eltern Care-Pakete in die DDR geschickt und wir dafür Sachen von dort bekommen haben“, sagt Sabina Krappmann-Kluthe.
„Einschneidendes Erlebnis“ vs. „ein Tag wie jeder andere“
Auch bei der 69-jährigen Beate Münchow aus Halle ist eher der 9. November 1989 hängen geblieben. Was sie am 3. Oktober 1990 gemacht hat? Daran könne sie sich nicht mehr erinnern. „Es war ein einschneidendes Erlebnis“, sagt dagegen der Hallenser Sascha Sachse, wenn er an die Ereignisse rund um die Wiedervereinigung zurückdenkt.
„Der Tag muss gefeiert werden“, sagt er. „Es ist ein Tag wie jeder andere“, sagt jedoch der 74-jährige Ingo Wassner. „Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass die Läden am Mittwoch zu sein werden. Da muss ich Dienstag noch einkaufen“, scherzt er.
Ein gestiegenes Interesse an der jüngeren deutschen und auch europäischen Geschichte sieht Katja Raab. Sie ist Leiterin des Regionalbüros Mitteldeutschland der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Begegnungsstätte Deutsche Einheit im Genscher Haus in Halle. Das begrenze sich aber nicht auf den 3. Oktober oder die Friedliche Revolution, sondern betreffe die Einigungsbestrebungen der Deutschen insgesamt, sagt sie. (mz)