20 Jahre Tanzbar Palette 20 Jahre Tanzbar Palette: Jan Delay Cro und Paul Kalkbrenner - alle waren da

Halle (Saale) - Einst zogen sie durch die Stadt auf der Suche nach einem Klub, in dem man tanzen konnte - ohne Erfolg. „Alles, was es damals Anfang der 90er an Diskotheken gab, war nicht so nach unserem Geschmack“, sagt Torsten Schreck und grinst. Also haben er und Thomas Walther vor 20 Jahren „einfach“ einen Klub aufgemacht: die „Tanzbar Palette“. Dritter im Bunde und eher im Hintergrund ist Jens Prautzsch - „unser Banker“, wie die beiden Klub-Chefs ihren Finanzexperten liebevoll nennen.
Ein ganzes Jahr stand der Klub in der Großen Nikolaistraße, der schon zu DDR-Zeiten viele Jahre ein Mekka für tanzfreudiges junges Publikum war, zu dieser Zeit leer. „Besenrein und schwarz gestrichene Wände - sonst nichts“, erinnert sich Walther. Schreck und Walther, beide Jahrgang 1969, waren damals Bauarbeiter und in der Freizeit als DJs unterwegs. Als DJ-Duo „SaW“ - „Schreck and Walther“ - tourten sie durch die halleschen Klubs, wenn sie nicht gerade in der Seebener Straße 5 am heutigen Objekt Bauschutt räumten oder Dach und Wände hochzogen.
Als erstes wurde für die neu erworbene „Palette“ eine Anlage gekauft
Als erstes wurde für die neu erworbene „Palette“ eine Anlage gekauft - schließlich sollte es hier ja Konzerte und Tanzpartys geben. Den alten Namen haben die neuen Betreiber übernommen, nachdem die „Palette“ auch schon mal „Nachtcafé“ oder „Kantine“ hieß. Stück für Stück kam ein Teil des Interieurs hinzu, füllte sich die „Palette“. „Die Bühne hatten wir zum Beispiel vom ehemaligen Haus der NVA, andere Sachen aus der alten Brauerei oder dem 188“, so Schreck. Und auch Freunde und Stammgäste steuerten dies und jenes bei.
Auch die Räume wuchsen langsam, aber stetig zu dem, was die „Palette“ heute ausmacht: Dem Foyer folgte der Saal, dann die Besenkammer (englisch „Broom Chamber“ genannt), der Rote Salon und schlussendlich der Upper Club. Moment mal - Besenkammer? „In diesem Raum haben mal Gothic-Fans gefeiert, und der Boden war damals ziemlich staubig. Die fragten uns am Ende, warum wir sie in die Besenkammer abgeschoben hätten. Bei dem Namen ist es dann geblieben“, klärt Schreck auf. Apropos Foyer: Dort schmückt ein 20 Quadratmeter großes Foto, das 34 mehr oder weniger bekleidete Menschen zeigt, die Wand: „Der Fluss“, ein beeindruckendes Bild des Fotografen Peter W. Kossok, ist seit 2010 eines der Markenzeichen der „Palette“.
Viele waren da: Deichkind, DAF, Jan Delay, Cro, Blumentopf, Paul Kalkbrenner, The Admirals
Doch was wäre ein Klub ohne Stars? Viele waren da: Deichkind und DAF, Jan Delay, Cro, der amerikanische Rapper Jeru the Damaja, das DJ-Duo Lexy & K-Paul, Blumentopf, Paul Kalkbrenner, The Admirals. Und Regisseur Volker Schlöndorff war zur Premiere seines Films „Die Stille nach dem Schuss“ (ja, auch Filme gibt’s in der „Palette“). Musikalisch ist so ziemlich alles vertreten: Hip Hop, Punk, Gothic, Techno, Indie - alles außer Schlager. Beliebt sind Konzerte und Disko, das legendäre Weihnachtsspringen und -singen ebenso wie die „Havana Club Lounge“, die After-Work-Party am Donnerstag.
„Viele Gäste sind mit uns und unserem Laden erwachsen geworden“, sagen Schreck und Walther, die staunen, wie schnell die Zeit vergeht. „Und trotzdem macht das Ganze noch Spaß“. Deshalb wird die 20 gefeiert: Am Freitag unter anderem mit Automat, am Samstag mit Hip Hop und Rap, Salsa, Latin und den Hits der 80er. (mz)