1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. 14.000 Kilometer bis zum Wahllokal: 14.000 Kilometer bis zum Wahllokal: Diese Exil-Hallenser stimmen per Luftpost ab

14.000 Kilometer bis zum Wahllokal 14.000 Kilometer bis zum Wahllokal: Diese Exil-Hallenser stimmen per Luftpost ab

Von Katja Pausch 23.09.2017, 08:30
Hallenserin Julia Semmer stimmt aus London ab.
Hallenserin Julia Semmer stimmt aus London ab. Privat

Halle (Saale) - Wenn am Sonntag Punkt 18 Uhr in Deutschland die Wahllokale ihre Türen schließen und das große Stimmenzählen danach den Höhepunkt erreicht, ist auf der anderen Seite der Erdkugel längst Nacht. Acht Stunden ist Matthias Klapperstück seiner Heimatstadt Halle voraus - zeitlich gesehen. Den Bio-Informatiker, der in der halleschen Musikszene außerdem als Schlagzeuger einen Namen hat, hatte es Anfang 2014 nach Australien verschlagen.

Klapperstück war seinem Professor an die Monash University nach Melbourne gefolgt. „Aus ursprünglich einem Jahr sind inzwischen mehr als drei geworden“, so der Hallenser.

Bio-Informatiker Matthias Klapperstück aus Halle wählt von Australien aus

Doch auch wenn der Mittdreißiger mehr als 14.000 Kilometer von der Heimat entfernt ist, ist es für ihn doch eine Selbstverständlichkeit, sein Wahlrecht in Anspruch zu nehmen. „Mein Brief ist abgeschickt“, so der junge Wissenschaftler. Er werde zwar in „Down Under“ kaum die Nacht durchmachen, um das Wahlergebnis live zu erfahren. Aber: Gespannt sei er auf jeden Fall, wie sich das politische Kräfteverhältnis in Deutschland nach der Wahl gestalten werde, so der „Fern-Wähler“ per Facebook zur MZ.

Abstimmung per Luftpost: Aus diesen Ländern aus aller Welt nehmen Hallenser an der Bundestagswahl 2017 teil

So wie Klapperstück nahmen viele Hallenser die Briefwahl in Anspruch. „Aus 22 Staaten haben wir Anträge auf Briefwahl bekommen“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt. Ihnen allen hat Gemeindewahlleiter Egbert Geier zur Einsendung per Luftpost geraten, um fristgerecht zu sein.

Indonesien und Namibia, Mexiko und Marokko, USA, Kanada, Vietnam und Singapur, Japan und Uruguay sind wohl die von Deutschland am weitesten entfernten Orte, von denen aus Wähler ihr Votum abgegeben haben.

Aus Europa kommen Briefwähler aus der Schweiz und aus Österreich, Frankreich, den Niederlanden, aus Dänemark, Irland, Spanien, Portugal, Polen, Ungarn und Tschechien. Und aus Großbritannien - wie Julia Semmer.

Anglistin Julia Semmer aus Halle erlebt die Bundestagswahl 2017 von London aus

Die junge Frau hat in Halle studiert, lebt in England und arbeitet im Handel-House in London - dem Pendant zum halleschen Händelhaus. London ist für die Anglistin und Germanistin seit Jahren eine zweite Heimat geworden. Klar, dass sie die Wahl zum Bundestag nicht versäumen wollte - und die Möglichkeit der Briefwahl in Anspruch genommen hat. „Dazu musste ich einen Antrag stellen auf Eintrag ins Wahlregister“, erklärt die Ex-Hallenserin, die keinen Wohnsitz mehr in der Saalestadt hat, aber als deutsche Staatsbürgerin wahlberechtigt ist. „Halle hat superschnell alle nötigen Unterlagen zurückgeschickt“, lobt Julia Semmer die rasche Reaktion des hiesigen Bürgeramtes.

Bundestagswahl 2017 aus internationaler Sicht: Die Briten empfinden den deutschen Wahlkampf als „langweilig“

Den Wahltag will die Anglistin nicht vor dem Fernseher verbringen. „Ich werde mir einen schönen Sonntag machen und abends das Ganze online checken“, sagt die Londonerin, die sich über britische und deutsche Zeitungen, „auch die MZ“, auf dem Laufenden gehalten habe. In Großbritannien habe der Wahlkampf der Deutschen durchaus eine Rolle gespielt. „Aber er wurde als langweilig empfunden“, so Julia Semmer. Kein Wunder angesichts der Wahlschlacht der Briten 2017. (mz)