125 Jahre Hauptbahnhof Halle 125 Jahre Hauptbahnhof Halle: Blitz-Genehmigung für "Halles Petersdom"

HALLE (Saale) - Halles Hauptbahnhof samt Empfangshalle und reich verzierter Türmchen-Fassade ist ein echter Gründerzeitbau! Im Jahr 1890 kündeten eben auch die Funktionsgebäude von der Größe und Finanzkraft ihrer Bauherren. Und der Bahnhof repräsentierte auch den Anspruch der Stadt auf die eigene Bedeutung. Bescheiden gibt sich das Gebäude mit den Bahnsteigen an den Seiten wahrlich nicht: Die Kuppel samt Laterne erhebt sich 29 Meter über den Vorplatz. „Mit einer Seitenlänge von 34 Metern wurde die Kuppel in der Presse sogar überschwänglich mit der des Petersdoms in Rom verglichen“, sagt Halles Stadtarchivar Ralf Jacob. Und wenn man sich vielleicht fragt, was die Epoche der Gründerzeit ausgemacht haben könnte: Im Jahr 1887 wurde der gewaltige Bahnhofsneubau nach nur 20 Tagen von der Stadt genehmigt! Architekt Friedrich Peltz hatte den Entwurf für das neue, mit rund zwei Millionen Mark veranschlagte Empfangsgebäude in zwei Ausfertigungen von gerade einmal „elf Blatt Zeichnungen nebst zugehörigen Lageplan und kurzer Beschreibung der Bauanlage“ bei der städtischen Baupolizei eingereicht. Seiner Bitte „um baldgefällige Prüfung“ wurde offenbar stattgegeben. Auch diese uns heute geradezu unvorstellbare, behördliche Bearbeitungsgeschwindigkeit schildert Halles Stadtarchivar Ralf Jacob als Autor des Buches „Hauptbahnhof Halle (Saale) - Historie und Tradition, Zukunft und Vision“, das jetzt anlässlich des Bahnhofs-Jubiläums erscheint.
Großprojekt gut vorbereitet
Aber trotz der raschen Genehmigung und des wohl eher einfacheren preußischen Baurechts wurde das Großprojekt dennoch gut vorbereitet. Das zunächst nur als ein Um- und Erweiterungsbau für einen neuen Centralpersonenbahnhof geplante Bauvorhaben wurde zwischen 1885 und 1887 geplant und bis 1890 realisiert. Zum Projekt gehörten am Ende nicht nur der Umbau zum zentralen Empfangsgebäude samt dem 120 Meter langen und 44 Meter breiten Vorplatz für Karren, Droschken und die vier Linien der Straßenbahnen. Auch Arbeiten am zentralen Güterbahnhof, an den Stellwerken, Signaltürmen, Werkstätten und Nebengebäuden wurden um- und neugebaut - bei laufendem Betrieb. Noch bis 1893 wurde an der Finanzierung von zehn Millionen Mark gebastelt.
Der Bahnhof war - wie jedes Gebäude - auch ein Spiegel der Gesellschaft, in den Warteräumen etwa. Es gab einen für Reisende der IV. Klasse, der ausschließlich Saisonarbeitern aus Schlesien und Posen vorbehalten sein sollte, so Stadtarchivar Ralf Jacob. Am anderen Ende der deutschen Zuggesellschaft speiste man im legendären „Fürstenzimmer“: 52 Quadratmeter groß und 5,50 Meter hoch war es ausschließlich Reisenden des Hochadels vorbehalten. Selbst an den Fahrkartenautomaten blieb die Vier-Klassen-Gesellschaft streng voneinander getrennt. (mz)