Wildschweine in Zschornewitz Wildschweine in Zschornewitz: Eine Schweinearbeit am Verein

Zschornewitz - Sie waren schon wieder da und haben eine Mondlandschaft hinterlassen. Für Hans-Peter Lieck, Vereinschef der RC Modellbau Arena Zschornewitz, ist der Anblick der aufgewühlten Grünflächen zwischen der Rennstrecke zur traurigen Routine geworden und doch ist es jedes Mal wieder schockierend. Seit 2018 sind die Wildtiere bereits zum dritten Mal vom angrenzenden Wald auf Nachbarschaftsbesuch gekommen.
Für den 65-Jährigen stand der technische Aspekt, das Bauen der Automodelle, die Spitzengeschwindigkeiten von Tempo 90 erreichen können, immer im Vordergrund. „In Relation betrachtet, sind sie schneller als ein Ferrari“, schwärmt Lieck, der in den zehn Jahren seit Vereinsgründung schon einiges erlebt hat.
Der Rentner, der vor 40 Jahren mit dem Modellbau der schnellen, kleinen Autos anfing, ist seit Gründung des Vereins mit Herzblut dabei, wie sonst ließe sich erklären, dass er sich noch immer allen Schwierigkeiten stellt.
Widrigkeiten getrotzt
„Es hat drei Jahre gedauert, bevor unsere Rennstrecke überhaupt eingeweiht werden konnte“, erinnert er sich an die damaligen bürokratischen Hürden. In den folgenden Jahren standen die Vereinsmitglieder immer vor neuen Herausforderungen. Sie mussten Kosten stemmen, um kaputte Maschinen zu ersetzen, für gestohlene Eingangstore und Einbruchsspuren aufkommen und die Wildschwein-Hinterlassenschaften beseitigen.
„Die Furchen sind bis zu 20 Zentimeter tief, die kann man nicht einfach mit einer Harke bearbeiten, da braucht es schweres Gerät“, spricht Lieck aus Erfahrung. All diesen Widrigkeiten haben die Modellbauer getrotzt, weil die Liebe zum Hobby stärker war.
Corona erschwert den Umgang mit den alljährlichen Folgen der Wildschweinverwüstungen um einiges. Viele Mitglieder sahen sich mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit konfrontiert und so musste Lieck eine Kündigung nach der anderen entgegennehmen.
„Ich kann es verstehen, irgendwo muss man ja sparen und vom Verein haben sie gerade gar nichts.“ Neben den weggefallenen Beiträgen schmerzen jedoch noch erheblicher die ausgefallenen Einnahmen der jährlichen Veranstaltungen des Vereins, deren Durchführung vom Kreissportbund wegen der Pandemie verboten wurden. Zu den zwei Cups kommen regelmäßig Hunderte Zuschauer und Fahrer aus dem In- und Ausland.
Die starken Wildtiere haben ganze Arbeit geleistet und nicht nur alle Grünflächen auch bei der Boxengasse umgegraben, sondern auch die Zäune regelrecht ausgehebelt. Die Kosten für die Wiederherstellung der Grünflächen mit technischem Gerät wird erfahrungsgemäß 500 Euro betragen. Kosten, die der Verein auf jeden Fall tragen muss, um die Verkehrssicherheit für zukünftige Veranstaltungen und Training zu gewährleistet.
Lieck ärgert, dass auf Nachfragen beim Bürgermeister und Ordnungsamt von Gräfenhainichen, nach dem zuständigen Jäger ihm keine Auskunft gegeben werden konnte. Deswegen bleibt den verbliebenen Vereinsmitgliedern nichts anderes übrig, als wie sie sagen, zur letzten Maßnahme zugreifen und einen sogenannten elektrischen Schweineschutzzaun zu errichten. Dieser bedeutet wiederum Ausgaben von Minimum 400 Euro.
Spender gesucht
Sie erhalten zwar Hilfe von der Ortschaft, aber das reicht in der momentanen Situation leider nicht aus. Deswegen sind sie dringend auf Spenden angewiesen. Laut Lieck hat der Verein bereits zwei Sponsoren gewinnen können. Trotzdem benötigen sie weitere Zuwendungen. Jeder Euro hilft, sagt Lieck, der für jeden Beitrag dankbar ist, egal wie hoch dieser ausfällt. Grundsätzlich hat Lieck nichts gegen Schweine, aber auf dem Gelände der Arena möchte er sie nur noch auf dem Grillrost sehen. (mz)