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  7. Whole-Festival Ferropolis: Besucher von Busfahrer homophob beleidigt?

Angeblich homophobe Beleidigungen Busfahrer soll Gästen des Whole-Festivals in Ferropolis die Mitfahrt verweigert haben

Angeblich sorgte sich ein Busfahrer vor der Ansteckung mit Affenpocken. Besucher des "Whole"-Festivals in Ferropolis berichten von lesben- und schwulenfeindlichen Bemerkungen. Die Polizei ermittelt. Was bisher bekannt ist.

Von Julius Jasper Topp Aktualisiert: 05.09.2022, 16:27
Hat ein Busfahrer Besucher des "Whole"-Festivals in Ferropolis homophob beleidigt? Die Busschleife in Gräfenhainichen. Hier soll sich der Vorfall ereignet haben.
Hat ein Busfahrer Besucher des "Whole"-Festivals in Ferropolis homophob beleidigt? Die Busschleife in Gräfenhainichen. Hier soll sich der Vorfall ereignet haben. (Foto: Thomas Klitzsch)

Gräfenhainichen/MZ - Gäste des Festivals „Whole“, das am letzten Augustwochenende in Ferropolis stattgefunden hat, sind nach eigenen Angaben von einem Busfahrer in Gräfenhainichen homophob beleidigt und aus dem Bus geworfen worden. Bei der Polizei ist nach MZ-Informationen Anzeige wegen Beleidigung gegen einen Fahrer eingegangen.

Homophobe Beleidigungen am Rande des "Whole"-Festivals? Streit mit dem Busfahrer

Wie ein Festivalgast aus Berlin der MZ berichtete, habe er auf der Anreise zum Gelände in Ferropolis am Bahnhof in Gräfenhainichen auf einen Linienbus gewartet. Als der schließlich kam, habe es Streit zwischen dem Busfahrer und den wartenden Festivalgästen gegeben.

Der Fahrer soll sie als „Schwule und Dreckslesbenpack“ bezeichnet haben und sie daran gehindert haben, den Bus zu besteigen. Auch soll ein Busfahrer behauptet haben - unklar ist, ob es sich um denselben handelt-, er nehme die Festivalgäste nicht mit, weil er sich vor einer Ansteckung mit Affenpocken sorge. Hierzu meint der Festivalgast aus Berlin: „Ich möchte gerne anmerken, dass der Busfahrer sich nur bei engem Schleimhautkontakt mit MPX (Abkürzung für „Monkeypox“, zu Deutsch Affenpocken, d. Red.) anstecken kann. Also kann er nur Angst vor MPX haben, wenn er vorhatte, mit einem seinen Fahrgästen Sex zu haben - vorausgesetzt er trifft nicht nur auf Genese und Geimpfte, wovon es sehr viele gibt.“

Das „Whole Festival“ ist nach Angaben der Veranstalter das erste queere Musik-Festival in Europa gewesen. Es wird seit 2017 von Berliner Underground Partykollektiven veranstaltet.

Augenzeuge: Busfahrer hinderte Menschen auf dem weg zum "Whole"-Festival am Einsteigen

Ein Anwohner aus Gräfenhainichen beobachtete das Geschehen an der Busschleife am Bahnhof ebenfalls. Der Mann will aus Sorge vor eventuellen Anfeindungen nicht namentlich genannt werden. Wie er sagte, hätten etwa 50 Menschen auf den Bus nach Ferropolis gewartet. Der Busfahrer sei ihm bekannt, der fahre regelmäßig die Linienbusse in Gräfenhainichen. „Er hat die Gäste zurückgeschubst, als sie versucht haben, in den Bus zu steigen“, sagt er. Die Festivalgäste hätten daraufhin die Polizei gerufen. Die sei aber erst eingetroffen, als der Bus bereits wieder abgefahren sei.

Die Polizeiinspektion Dessau-Roßlau bestätigte der MZ, dass es eine Anzeige gegen den betreffenden Busfahrer gegeben habe. Am Freitagmittag gegen 12.40 Uhr seien angeblich „ehrverletzende“ Beleidigungen gegen die Fahrgäste seitens des Busfahrers gefallen. „Derzeit finden Zeugenbefragungen und -vernehmungen zu den Geschehnissen statt. Die Ermittlungen dauern an“, schrieb ein Polizeisprecher auf Anfrage.

Beleidigte Busfahrer Gäste des "Whole"-Festivals homophob? Interne Untersuchung

Das Busunternehmen Vetter, zu dem der betreffende Busfahrer nach Angabe des Augenzeugen gehören könnte, antwortete auf MZ-Anfrage, dass man den Vorfall nicht kenne. Bisher seien keine Beschwerden von Fahrgästen oder Informationen der Polizei beim Unternehmen eingegangen. „Da wir solche Vorgänge jedoch generell sehr ernst nehmen, haben wir mit einer internen Untersuchung hinsichtlich der Vorwürfe begonnen“, schrieb das Unternehmen auf Anfrage.

Der Anwohner, der das Geschehen beobachtet hat, versteht derweil die angeblichen homophoben Aggressionen des Busfahrers nicht. „Das waren alles total nette und friedliche Leute. Die haben den Bahnhof in deutlich besserem Zustand hinterlassen als die Gäste von Melt und Splash“, meint er.