Rostschutz in Ferropolis Rostschutz in Ferropolis: Bagger werden zum Problem

Gräfenhainichen - Die Saison in Ferropolis ist vorbei. „Wir sind zufrieden. Die Festivals waren erfolgreich. Sie sind der Kern des Geschäfts“, sagt Thies Schröder, Geschäftsführer der Baggerstadt.
Die einzigartige Kulisse aus Hunderten Tonnen schweren Tagebaugroßgeräten ist das Sahnehäubchen für den Standort. Allerdings ist sie auch sein größtes Sorgenkind. Die Bagger müssen erhalten werden. Daran ließ Schröder vor Vertretern der Gräfenhainichener Mittelstandsvereinigung keinen Zweifel. Zumal die stählernen Riesen als Zeugen des Bergbaus Jahr für Jahr gut 40.000 Tagesbesucher anlocken.
Der Bergmannstag 2017 soll in Ferropolis größer als bisher gefeiert und vom reinen Fest der Bergleute zum Fest des Bergbaus werden. Das kündigte Ferropolis-Geschäftsführer Thies Schröder an.
Am 24. September des kommenden Jahres treffen in der Stadt aus Eisen Bergmannskapellen und -chöre aus ganz Mitteldeutschland zusammen. Neben zahlreichen Bühnenshows wird es auch ein abwechslungsreiches Programm für Kinder und ein Höhenfeuerwerk geben. Schirmherr dieser Veranstaltung ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).
Nur fehlt der Ferropolis GmbH offenbar die Kraft, den Erhalt aus eigenen Mitteln zu finanzieren. „Die dafür nötigen Rücklagen sind nicht zu erwirtschaften“, stellt Schröder fest. „Wir werden über kurz oder lang eine Diskussion führen müssen, was uns der Erhalt der Geräte wert ist.“
Der Ferropolis-Hausherr blickt nach Magdeburg und hat die Hoffnung auf neuerliche Unterstützung vom Land nicht aufgegeben. Im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und den Bündnisgrünen fand erstmals eine Passage zur Industriekultur Eingang. Für Thies Schröder könnte das der Anfang sein, um sächsischem Beispiel zu folgen. Dort werden aus einem eigens geschaffenen Fonds Projekte zum Erhalt des industriekulturellen Erbes gefördert.
Geld braucht die Stadt aus Eisen. Das steht fest. Vor mittlerweile mehr als zehn Jahren flossen schon einmal mehrere Millionen Euro in die Baggerstadt. Die Riesen aus Stahl wurden auf Vordermann gebracht. Aber eben nicht durchweg. „Die Haupttragwerke sind in Ordnung. Da ist für die nächsten zehn, 15 Jahre nichts zu erwarten“, ist Karl-Ernst Reinknecht überzeugt. Auch die zusätzlichen Konstruktionen, mit denen die Begehbarkeit der Bagger für das Publikum ermöglicht wird, wären in Schuss.
Reinknecht kennt die Bagger aus dem Effeff, hat sie immer wieder begutachtet. Anders schätzt er die Lage bei den ganz klassischen Laufstegen, Treppen und Häusern ein. Hier hat der Zahn der Zeit mitunter deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Für bestimmte Bereiche gilt schon jetzt ein Betretungsverbot, das nicht einmal für die Bühnen-, Licht- und Pyrotechniker der großen Festivals aufgehoben wird. Rost ist allgegenwärtig. „Das alles stellt schon eine latente Gefahr dar“, so Reinknecht.
Dabei liegt der Reiz in Ferropolis auch in der Technik, die die Bagger in sich tragen. Riesige Amperemeter, offene Getriebe: Alle bleiben jedoch hinter verschlossenen Türen, wenn nicht Wege zum Erhalt der Bagger gefunden werden. Reinknecht sieht die Ferropolis GmbH in der Pflicht und vermisst Ideen und Erfolge beim Werben um Sponsoren. „Kann ich so nicht teilen. Dem muss ich widersprechen“, entgegnet Thies Schröder. Auch wenn es immer besser laufen könne. „Gerade bei der Förderung sind wir gut im Rennen.“
Der Ferropolis-Hausherr glaubt daran, dass die Stadt aus Eisen kein Schattendasein fristet. „Wir hatten seit Arbeitsbeginn der Landesregierung im Juni einen Minister und drei Staatssekretäre hier. Das ist doch schon einmal ein gutes Zeichen.“
(mz)