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Parken am Sportplatz Parken am Sportplatz: Verkehr am Stadion Möhlau ist entspannt bis unzumutbar

Von Michael Hübner 10.03.2017, 17:18
Am Stadion in Möhlau gilt Tempo 30 und geparkt werden darf auf extra dafür gekenzeichneten Flächen. Die Ortschaftsräte debattieren Veränderungen.
Am Stadion in Möhlau gilt Tempo 30 und geparkt werden darf auf extra dafür gekenzeichneten Flächen. Die Ortschaftsräte debattieren Veränderungen. Thomas Klitzsch

Möhlau - Möhlaus Bürgermeister Marek Pannicke (Linke) vertagt die Entscheidung: ein Luftbild mit eingezeichneten Flurstückgrenzen muss vor dem Votum der Räte her. Es geht um die Parksituation Am Stadion. „Ein unzumutbarer Zustand“, meint Dieter Weber (Wählergemeinschaft) und schreitet wie ein Fußball-Schiedsrichter beim Stellen der Freistoßmauer die Breite der Straße ab.

„Ich habe keine Probleme mit meinem kleinen Auto beim Ausparken, aber größere PKW schon“, so der Politiker. „Hier ist eine ganz entspannte Parksituation“, hält Günter Lönnig (Wählergemeinschaft) dagegen, „wer hier nicht rausfahren kann, sollte seine Fahrerlaubnis abgeben.“

Es geht um die mit weißer Farbe aufgezeichneten Parkbuchten auf der rechten Fahrbahn. Gegenüber - quasi auf dem Fußweg mit Bordstein - darf auch geparkt werden. Beim Lokaltermin am Dienstagabend sind Probleme nicht wirklich sichtbar.

Die ehemalige Kaufhalle in Möhlau hat einen neuen Pächter. Dabei handelt es sich um einen Immobilienmakler aus dem Nachbarkreis Anhalt-Bitterfeld. „Ich hatte mit ihm ein sehr angenehmes Gespräch“, informierte Möhlaus Vizebürgermeister Bernhard Hagedorn (CDU) die Ortschaftsräte auf ihrer jüngsten Sitzung. Erklärtes Ziel sei es, wieder eine Grundversorgung für die Einwohner des Ortes herstellen. „Er konnte aber noch keine Zeitschiene nennen“, sagt Hagedorn, der aber auch betont: Das Umfeld der Kaufhalle werde schon gepflegt. Nach MZ-Informationen will der Unternehmer die umliegenden Dörfer künftig mit einem „rollenden Supermarkt“ versorgen. Seine clevere Idee: Er möchte dazu die Kaufhalle - das war einst der Konsum des Ortes - als Laden und eben auch gleichzeitig als Verlaufseinrichtung nutzen.  

Das soll aber bei den Heimspielen der Kicker anders sein. Zuletzt war aber auch der Kassierer nicht unbedingt im Stress: 56 Fans begehrten Einlass. Allerdings sei der Zuspruch bei den Derbys deutlich größer. Die Politiker nennen die Duelle gegen Gräfenhainichen und Zschornewitz.

Letzteres Team spielt allerdings eine Liga tiefer und damit kommt es nicht zu dieser reizvollen Begegnung. Aber das ist an diesem Abend egal. Die Idee ist es, die Parkbuchten in Richtung Ortsausgang zu legen. Die Gäste müssten 50 bis 60 Meter weiter zum Sportplatz laufen.

Thomas Ludwig warnt aber trotzdem vor „Schnellschüssen“. Sind die Parkbuchten weg, könnten die Autofahrer aufs Gaspedal drücken und gefährden damit auch Kinder, befürchtet der Verwaltungsmann und erinnert an die unendliche Geschichte um das Parken in Gräfenhainichen, die mit der gescheiterten Groß-Investition um die so genannten Berliner Kissen begann.

„Bei jeder Lösung, dachten wir: Das ist es!“, so Ludwig, der leise zum Bürgermeister sagt: „Ich habe dir die Unfallstatistik geschickt.“

Dass Ludwig die Zahlen nicht laut nennt, hat einen simplen Grund. Er will Pannicke nicht in Rage bringen. Schon die Ablehnung des geforderten Tempolimits zwischen Möhlau und Zschornewitz erzürnt den 33-Jährigen. „Die Begründung umfasst acht Seiten und dafür zahlen wir 47 Prozent Kreisumlage“, sagt er.

Im Kern gehe es darum, dass die Unfallstatistik auch für den Bereich des Schwellenplatzes keine Geschwindigkeitsreduzierung hergibt. „Muss denn erst etwas passieren wie in Zschornewitz?“, schimpft der Bürgermeister und präsentiert für die Situation Am Stadion seine eigene Statistik.

„In diesem Jahr gab es bereits zwei Unfälle - einer mit Fahrerflucht“, so Panicke, der aber gleichzeitig betont, dass die Kollisionen der Polizei nicht gemeldet wurden. Warum auch immer. Vielleicht, so wird spekuliert, war ja Alkohol im Spiel.

Fakt ist, im Revier in Wittenberg ist tatsächlich 2017 nicht ein Crash bekannt. Seit dem 1. Januar 2004 haben sich laut Johanna Schröder-Rimkus Am Stadion zehn Unfälle - dabei ging es siebenmal ums Ein- oder Ausparken - ereignet.

„Es blieb bei leichten Blechschäden“, so die Sprecherin des Wittenberger Reviers und betont: „Am Stadion ist kein Unfallschwerpunkt.“ Die Räte streben trotzdem Veränderungen an und halten Ludwigs Argument, dass eine von Parkbuchten befreite Straße zum Rasen einlade, nicht für überzeugend. Schließlich gelte in dem Bereich Tempo 30.

Das ging einst völlig unbürokratisch - in einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Pannicke - damals noch nicht Bürgermeister - und Ludwig. „Kein Problem. Das ordnen wir an“, sagte 2015 der Rathaus-Mann.

Was nach einem großen Wurf für mehr Sicherheit aussah, wird später sehr kritisch betrachtet. Die Politik fühlte sich ausgebremst. „Ich kann nicht verstehen, dass ein Amtsleiter und ein Sportler sich treffen und danach alles sofort geregelt wird. So ein Thema muss der Ortschaftsrat behandeln“, hieß es damals. (mz)