Leserärger mit der Post Leserärger mit der Post: Odyssee der Pakete

Tornau - „Ich bin stinksauer. Es ist einfach unglaublich, was da bei der Post abgeht. Ich habe Ende Dezember vier Pakete von Thailand aus nach Hause geschickt und bis auf eines, das ich mir beim Zoll abholen konnte, ist keines beim Adressaten angekommen“, erzählt Axel Wallach.
Der 49-Jährige, der mit fünf Freunden auf einem Gehöft im Tornauer Ortsteil Eisenhammer lebt, hat so was noch nicht erlebt. „Wir kennen die Postfrau, sie hat sogar eine Genehmigung, dass sie die Post auf dem Grundstück ablegen darf, wenn wirklich mal niemand Zuhause ist“, sagt sein Freund Frank Kleeblatt, der einer der Paket-Empfänger ist.
Verfolgt im Internet
„Dabei waren alle Pakete ganz in der Nähe“, so Wallach. Laut der Tracking-Nummern, mit denen man die Sendungen im Internet verfolgen kann, wurden alle Pakete im Paketzentrum Radefeld vorsortiert. „Ein Paket wurde an einen völlig Fremden in der Gemeinde Muldestausee zugestellt, dessen Straßenname fast mit unserem identisch ist. Über eine Bekannte konnten wir den Empfänger ausfindig machen und das Paket dort abholen“, so Kleeblatt.
„Das zweite Paket, das Mitte Januar in Radefeld lag, wurde nach dem unglaublichsten Tracking-Verlauf, den ich je gesehen habe, nach Bangkok zurückgeschickt. Ein Thai-Freund hat für mich in Thailand angerufen und das Paket lokalisiert. Glücklicherweise war gerade ein Freund aus Dessau dort im Urlaub. Der hat dieses Paket für grob 150 Euro zurückerhalten und für 90 Euro erneut gesendet. Wer ersetzt mir denn jetzt die Kosten?“, fragt Wallach und erwähnt, dass das erneut abgeschickte Paket erst nach langer Liegezeit in Radefeld irgendwann beim Zoll in Aschersleben landete, wo er es vor wenigen Tagen abholen konnte.
Etwa vier Millionen Pakete stellt die Post täglich in Deutschland zu. Das Unternehmen mit Sitz in Bonn ist ein deutsches Logistik- und Postunternehmen das nach eigenen Angaben in über 220 Ländern und Territorien weltweit präsent und damit das internationalste Unternehmen der Welt ist. Der Konzern, der seit 2015 als Deutsche Post DHL Group auftritt, beschäftigte im vergangenen Jahr 508.036 Mitarbeiter, 211.093 davon in Deutschland.
Laut Verbraucherzentrale und Bundesnetzagentur wächst auch die Zahl der Beschwerden überdurchschnittlich vor allem bei der Paketzustellung.
„Von der Post wurden all unsere Rückfragen nach dem Verbleib der Pakete abgewimmelt. Es kamen nur Standard-Mails. Die kann man nicht beantworten, obwohl die Post sogar Fragen stellt“, erzählt Wallach. „Auch am Telefon lief alles auf Hinhaltetaktik hinaus. „Keiner wusste, wo das Paket ist und ich wurde aufgefordert, mich bei der chinesischen Post danach zu erkundigen. China? Ich bin mir sicher, dass die nicht mal meine Anfrage richtig gelesen haben“, sagt Wallach.
Auch das dritte Paket sei nicht angekommen. „Nach monatelangen Irrläufen und unzähligen Anfragen an die Post bekamen wir die Information, dass das Paket in irgendeinem Aufbewahrungslager gelandet sei. Und laut Kundenservice sollten wir erneut die Thai-Post einschalten. Das hatte ich bei dem anderen Paket auf Wunsch von DHL auch schon getan und von dort die Antwort bekommen, dass die Sendung im Januar an DHL in Frankfurt am Main übergeben wurde. Da läuft doch gehörig was schief“, sagt der 49-Jährige im MZ-Gespräch.
„Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Der Kundendienst der Post erklärt nur, dass das Paket nach sechs Monaten vernichtet oder versteigert wird, wenn der Absender - in diesem Fall meinten sie die Thai-Post - nicht hilft. Der Empfänger und ich als Absender seien da machtlos. Ich war sogar beim Zoll. Die haben mir bestätigt, dass sie das Paket hatten und zweimal der DHL eine Benachrichtigung mitgegeben haben“, sagt Wallach.
Beide Male seien die wegen angeblicher Unzustellbarkeit zurückgekommen. „Das ist doch Quatsch. Rechnungen und andere Post wird uns ja auch zugestellt. Selbst beim Zoll kennen die Beamten Eisenhammer und konnten sich sogar an das Paket vorher erinnern, das wir mit Benachrichtigung dort abgeholt haben“, so Wallach.
Post räumt keine Fehler ein
Tina Birke von der Pressestelle der Deutsche Post DHL Group bestätigt auf Anfrage der MZ, dass eines der Pakete bereits am 28. Dezember an einen Herrn Lehmann in Muldestausee zugestellt wurde. „Diese Adresse hat offensichtlich auf dem Paket gestanden. Genauere Angaben liegen uns nicht mehr dazu vor, da die Zustellung inzwischen zu lange zurückliegt“, informiert die Postsprecherin, geht aber in keiner Weise darauf ein, dass die Person dem Absender völlig fremd ist und er sicher ist, seine eigene Adresse korrekt auf das Paket geschrieben zu haben.
„Das zweite Paket haben wir am 14. Februar dem Zoll übergeben“, heißt es aus der Pressestelle. Der Empfänger sei schriftlich benachrichtigt worden und hatte zwei Wochen Zeit, die Sendung beim Zoll abzuholen. Nachdem dies nicht erfolgt sei, wurde die Sendung nach Thailand zurückgeschickt.
„Aus Kulanz und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht würden wir dem Kunden nach Vorlage aller Unterlagen und Quittungen die 90 Euro erneutes Porto erstatten“, so Tina Birke, die zum dritten Paket eine gute Nachricht hat: „Auch dieses Paket musste zum Zoll. Den Empfänger haben wir versucht zu benachrichtigen, dass er seine Sendung dort abholen kann.
Doch die Benachrichtigung kam zweimal zurück. Um die Sendung nicht nach Thailand zurücksenden zu müssen, hat ein Postbevollmächtigter die Sendung zur Paketermittlungsstelle in Wuppertal gebracht. Das dortige Rechercheteam hat mit dem Empfänger Kontakt aufgenommen, so dass das Paket nun zugestellt wurde“. (mz)