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Bahnhof Hässlicher Tunnel und Bahnhof in Gräfenhainichen könnte bald attraktiver werden

Der Bahnhof in Gräfenhainichen ist keine Augenweide. Im Tunnel steht häufig das Wasser, das Umfeld ist wenig attraktiv. Warum sich das ändern könnte.

Von Julius Jasper Topp 03.08.2021, 13:06
Am Bahnhofsgebäude sind großflächige  Schmierereien auf die Ziegel gemalt.
Am Bahnhofsgebäude sind großflächige Schmierereien auf die Ziegel gemalt. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - „Der Bahnhof ist doch die Visitenkarte einer Stadt. Will sich Gräfenhainichen wirklich so präsentieren?“, fragt der ältere Herr am Telefon. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen - wohl aber eine Erklärung dafür, warum der Bahnhof in der Heidestadt aussieht, wie er aussieht. Vor seiner Pensionierung sei er jahrelang mit der S-Bahn nach Leipzig gependelt.

Oft habe er sich über das wenig ansehnliche Bahnhofsgebäude, kaputte Bürgersteige und vor allem die unhygienische und nahezu sumpfartige Fußgängerunterführung geärgert, sagt der Anrufer. In letzterer stehe das Wasser nach starkem Regen regelmäßig knöchelhoch. „Das ist doch kein Zustand!“, meint er.

Bahn: Alles paletti

Bei der Pressestelle der Deutschen Bahn in Leipzig will man von Mängeln im eigenen Verantwortungsbereich nichts wissen. „Die Anlagen der DB sind die Bahnsteige und deren Zugänge. Diese befinden sich in einem ordentlichen Zustand. Sie werden regelmäßig gereinigt und inspiziert. Das Gelände und Umfeld liegt nicht in unserer Verantwortung“, schreibt ein Bahnsprecher auf MZ-Anfrage.

Sanierungen oder ein Umbau an Unterführung oder Bahnsteigen seien weder nötig noch geplant. Überhaupt: Für den Zustand der Unterführung sei die Stadt Gräfenhainichen verantwortlich, inklusive des Überschwemmungsproblems. Darauf habe man die Kommune bereits mehrfach hingewiesen. So solle die Stadt dort einen Pumpensumpf installieren, um des Problems Herr zu werden.

Das stößt nun bei Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) auf wenig Gegenliebe. „Es wird überall über die Mobilitätswende gesprochen. Wenn es dann aber drauf ankommt, kümmert sich die Bahn lieber um ihre Leuchtturmprojekte an den Bahnhöfen in Berlin oder Leipzig und fühlt sich für die Bahnhöfe in der Fläche kaum zuständig“, sagt er. Die Bahn schmeiße den Kommunen die Verantwortung für die Bahnhöfe und deren Umfeld vor die Füße - und dass, obwohl gerade diese kein Geld für so etwas hätten.

Dabei sei allein schon die Schuld an der bei Starkregen gefluteten Unterführung nicht bei der Stadt zu suchen. Beim Bau vor einigen Jahrzehnten habe die Bahn es versäumt, einen Anschluss an die Kanalisation einzubauen. Nun drücke das Wasser von unten in den Tunnel. Eigentümer für das Bauwerk sei im übrigen weiterhin die Deutsche Bahn, Baulastträger sei die Kommune.

„Natürlich könnten wir einen Pumpensumpf installieren“, sagt Schilling. Würde bedeuten: Es wird ein Loch gegraben und eine Pumpe entsorgt das Wasser darin. Bloß: „Wohin soll das Wasser? Dafür müssten wir erst eine Leitung bauen. Die würde durch das Bahngelände führen. Und da kommt der Schlips ins Getriebe“, ärgert sich Schilling. Hier sei es absolut undurchsichtig, wer aus den Firmengeflechten, die Anteile am Bahnhof halten, darunter DB Regio, DB Liegenschaften und DB Netz, nun wofür zuständig sei.

Das Umfeld und die Wege zu den Bahnsteigen sind stellenweise zugewuchert. Das Gras steht doch recht hoch.
Das Umfeld und die Wege zu den Bahnsteigen sind stellenweise zugewuchert. Das Gras steht doch recht hoch.
(Foto:Thomas Klitzsch)

Deswegen setze die Kommune nun auf eine umfassende Lösung in den kommenden Jahren. Interessant findet der Bürgermeister an dieser Stelle, dass die Bahn nach Aussage des Bahnsprechers gar nichts von diesen Plänen weiß. Auf der Prioritätenliste des Schnittstellenprogramms der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt stehe der Bahnhof Gräfenhainichen nämlich für das Jahr 2024 im Plan.

Umfassender Umbau geplant

Dann soll ein Zugang vom bisher nicht angeschlossenen Gleis 1 an die Fußgängerunterführung geschaffen werden, in diesem Zuge auch das Bahnhofsumfeld, Bushaltestelle, Fußwege und Radstationen angegangen werden - und auch das Wasserproblem im Tunnel soll behoben werden. Das alles beruhe übrigens auf einer Projektskizze aus dem Jahr 2004 - erstellt unter Mitarbeit der Deutschen Bahn selbst.

„Es gibt viele junge Familien, die mit der S-Bahn zur Arbeit pendeln“, sagt Schilling. Da sei es wichtig für seine Stadt, dass ein attraktiver Bahnhof entstehe. Er hoffe, dass das Schnittstellenprogramm einen Umbau in den Jahren 2024 und 2025 möglich mache. (mz)

Ihr Ansprechpartner: Julius Jasper Topp  (jjt), Telefon:  03491/458836, E-Mail: juliusjasper.topp@mz.de
Ihr Ansprechpartner: Julius Jasper Topp (jjt), Telefon: 03491/458836, E-Mail: [email protected]
(Grafik: MZ)